Deutschlands Spielerinnen reagieren auf die Niederlage gegen Korea
Reportage

Olympia 2024 Handball DHB-Frauen beenden ihr Comeback mit Tränen in den Augen

Stand: 25.07.2024 19:34 Uhr

Deutschlands Handballerinnen sollten beim Olympia-Comeback in Paris für den ersten Stimmungskick in der DOSB-Delegation sorgen. Doch sie scheiterten gegen Südkorea krachend - was vermutlich auch Auswirkungen auf die deutsche Eröffnungsfeier-Besetzung hat.

Die Uhr zeigte 16.01 Uhr, als Emily Bölk den Ball per Aufsetzer nach außen passte zu Antje Döll - und die schnappte sich die Kugel und schleuderte sie direkt weiter ins rechte Toreck. Es war dies eine Premiere, der erste Treffer einer deutschen Mannschaft bei diesen Olympischen Sommerspielen 2024 und das 1:1 der Handballerinnen gegen die Auswahl Südkoreas. So schön ist der Handball manchmal.

Zwei der wichtigsten deutschen Spielerinnen schienen also beim Olympia-Comeback der DHB-Frauen nach 16 Jahren Auszeit voranzugehen, dem Spiel ihren Stempel aufzudrücken an diesem Donnerstagnachmittag (25.07.2024). Doch sie schafften das letztlich doch nur in Teilen, um 17.29 Uhr standen sie mit glasigen Augen in der Mitte des Spielfeldes und mussten sich mit einem Blick auf die Anzeigetafel der gerade erlittenen 22:23 (10:11)-Niederlage gegen den krassen Außenseiter versichern. So schmerzhaft kann der Handball manchmal sein.

DOSB-Reihen bei der Eröffnungsfeier lichten sich

Die Ludwigsburgerin Döll war zwar mit sechs Toren die erfolgreichste deutsche Werferin. Doch auch sie vermochte die Pleite nicht zu verhindern. Selbst eine Vier-Tore-Führung eine Viertelstunde vor dem Spielende reichte der DHB-Auswahl nicht für den Sieg. Und weil im Sport halt wie immer alles mit allem zusammenhängt, hat diese Niederlage vermutlich auch Auswirkungen auf das deutsche Boot bei der Eröffnungsfeier am Freitag.

Dort lichten sich die Reihen so langsam. Linksaußen Döll schossen beim Sportschau-Interview die Tränen in die Augen, als sie sagte: "Ich muss sagen: Mit einem Sieg wäre ich hingegangen, nach so einer Niederlage, glaube ich, werde ich mir das Ganze im Deutschen Haus oder im Olympischen Dorf anschauen."

Antje Döll - "Ich bin sehr enttäuscht"

Sportschau Olympia 2024, 25.07.2024 20:09 Uhr

Der Verband hatte den Handballerinnen die Teilnahme aufgrund ihrer Partie am Sonntag freigestellt. Zuvor hatten bereits Kanu-Rennsportler, Schwimmer und die Handball-Männer abgesagt. Einige Athleten, die später einsteigen, sind noch gar nicht in der Stadt.

Hoffnung des DOSB nach positiver Stimmung erfüllt sich nicht

Zwar meinte der Bundestrainer Markus Gaugisch, dass die Teilnahme nicht vom Ergebnis abhängig sei, es komme auf die Belastungssteuerung an, und auch die Kapitänin Bölk fand: "Grundsätzlich würde ich sehr gerne daran teilnehmen, für uns liegt der Spielplan eigentlich auch gut. Aber das war jetzt im Vorfeld nicht so großes Thema. Dementsprechend werden wir besprechen, was am meisten Sinn macht." Dölls Antwort klang aber entsprechend anders.

Ein wenig hatten sie sich beim Deutschen Olympischen Sportbund auch erhofft, dass die Handballerinnen ein ganz eigenes Feuer in Paris entfachen, noch bevor das Olympische Feuer in Paris entzündet wird. Mit einem Sieg im ersten deutschen Spiel in einem Mannschaftswettbewerb sollte die gute Stimmung auf die ganze Delegation in Paris überspringen (was später die deutschen Fußballfrauen zumindest in Marseille schafften).

Ausgangslage für Bölk, Döll und Co. schien gut

Doch nun folgte inmitten der Stahlrohrtribünen in den ordentlich heruntergekühlten Messehallen der Expo Porte de Versailles der Kater. Im Arenen-Komplex im Süden von Paris wird neben Handball auch Tischtennis, Volleyball und Gewichtheben geboten.

Dabei war die Ausgangslage für Döll, Bölk und Co. doch eigentlich auch gut: Als Pflichtsieg hatte man das Duell mit dem Asienmeister identifiziert, gerade in dieser schwierigen Gruppe mit den Skandinavierinnen Norwegen, Schweden und Dänemark sowie den Außenseiterinnen aus Slowenien auf dem Weg ins Viertelfinale.

Döll: "Wir verlieren das Spiel im Angriff"

Die besten vier Mannschaften aus der Sechsergruppe qualifizieren sich für die K.o.-Phase. Nun stehen die Deutschen schon früh mit dem Rücken zur Wand. "Ich weiß nicht, was los war. Wir haben uns fünf Wochen den Arsch aufgerissen. Es ist scheiße, wenn man sich dafür nicht belohnt. Wir verlieren das Spiel im Angriff", sagte Döll enttäuscht. 23 Gegentreffer sollten eigentlich wenig genug sein für einen Sieg, stimmte auch Bölk zu.

Vor allem die erste Halbzeit sowie die letzte Viertelstunde der Partie waren eine zähe Angelegenheit. Erstmals seit 16 Jahren haben Deutschlands Handballerinnen wieder die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele geschafft - und dieser Fakt schien eher eine Bürde zu sein als Aufwind zu geben.

Zu viel Hektik, ungewohnte Fehlwürfe

Die DHB-Frauen ließen die Partie zu wild werden, leisteten sich in der Hektik ungewohnte Fehlwürfe - und gerieten immer wieder durch Schlagwürfe und der flinken Spielweise der kleineren Südkoreanerinnen in Rückstand. Da half auch die mitgebrachte Trommel der DHB-Fans nicht, am Ende bekamen auch Südkoreas Anhänger in der Halle die Oberhand.

"Nur dabei zu sein, reicht uns nicht", sagte Bölk noch vor der Partie. Gegen Schweden soll man das am Sonntag (14 Uhr) auch auf der Platte in der Messehalle 6 sehen.

Oder wie Bölk es formulierte: "Wir haben auf jeden Fall eine Revanche gegen Schweden offen, das WM-Viertelfinale, das wir gegen sie bestritten haben, war nicht unser Anspruch. Dementsprechend sind wir Feuer und Flamme, das besser zu machen nach dem verpatzen Auftakt." Damit sich der erhoffte Stimmungskick durch die Handballerinnen zumindest verspätet breit macht in der deutschen Delegation.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau Olympia 2024 | 26.07.2024 | 18:00 Uhr