Olympische Spiele Äthiopier Tola kürt sich zum Marathonkönig von Paris
Umsäumt von hunderttausend Menschen an der Strecke in Paris hat sich Tamirat Tola aus Äthiopien den Olympiasieg im Marathonlauf gesichert. Richard Ringer wurde als bester Deutscher guter Zwölfter, der mit einigen Ambitionen gestartete Berliner Amanal Petros musste aufgeben.
Tola passierte nach 2:06:26 Stunden die Ziellinie am Vorplatz des Hotel de Ville im Zentrum der französischen Metropole. Zweiter über die 42,195 Kilometer lange Distanz wurde der aus Somalia stammende Belgier Bashir Abdi mit 21 Sekunden Rückstand. Bronze ging an Benson Kipruto aus Kenia mit 34 Sekunden Rückstand.
Tola knackte mit seiner Zeit den olympischen Rekord von Samuel Wanjiru (Kenia, 2:06:32 Stunden), was aufgrund der sehr anspruchsvollen Strecke mit mehr als 400 Höhenmetern besonders beachtlich ist.
Fantastische Atmosphäre
Viele tausend Menschen jubelten den 80 gestarteten Läufern entlang der Strecke zu und verliehen dem Rennen bei Sonnenschein und herrlichen Sommertemperaturen eine ganz besondere Atmosphäre. Tola kam damit am besten zurecht.
Bereits ab Mitte des Rennens hatte der 33-Jährige einen Tag vor seinem Geburtstag beschlossen, alleine zu laufen. Zehn Kilometer vor dem Ziel erarbeitete er sich einen Vorsprung von 14 Sekunden, den er fünf Kilometer vor dem Ziel auf 20 Sekunden ausgebaut hatte. Zwar verlor Tola gegen Ende noch ein paar Sekunden, aber den souveränen Sieg ließ er sich nicht mehr nehmen.
Marathon-Läufer Tamirat Tola
Als Ersatzmann zum Olympiasieg
Tamirat Tola war als Ersatzmann ins äthiopische Team gerückt, weil Sisay Lemma kurz vor den Spielen passen musste. Tola hatte 2016 in Rio de Janeiro Bronze über 10.000 Meter geholt und war 2022 Marathon-Weltmeister.
Starke Leistung von Ringer und Fitwi
Ein tolles Gesamtergebnis gab es für die deutschen Läufer. Richard Ringer vom LC Rehlingen lief als Zwölfter über die Ziellinie mit einer Zeit von 2:09:18 Stunden und nur zwei Minuten über seiner Bestzeit - ein beachtliches Resultat.
"Zwölfter beim Marathon ist etwas anderes als Zwölfter in einer anderen Disziplin in der Leichtathletik. Es ist die einfachste Disziplin der Welt, man braucht nur ein Paar Schuhe", sagte Ringer zufrieden. Er war glücklich, "so viele" hinter sich zu lassen, die eigentlich "deutlich schneller sind".
"Ich habe mit den Höhenmetern alles ausgeschöpft dieses Jahr, mit Hitze-Trainingslagern, das hat sich bezahlt gemacht und zeigt, dass ich beim Marathon immer da bin", sagte Ringer.
"Das ist der Hammer. Er hat es einfach drauf und gezeigt, dass sein Europameistertitel keine Eintagsfliege war", sagte ARD-Exptere Frank Busemann über Richard Ringer.
Richard Ringer lief ein klasse Rennen und wurde Zwölfter.
Petros: "Es ging einfach nicht mehr"
Samuel Fitwi lag bei Kilometer 30 als Zwölfter mit nur 40 Sekunden Rückstand auf Spitzenläufer Tola ebenfalls gut im Rennen. Doch das hohe Tempo konnte er nicht ganz halten. Seine Zeit von 2:09:49 konnte sich aber ebenfalls sehen lassen. Fitwi wurde 15.
Wie erwartet wurde es für Amanal Petros (SCC Berlin) schwer, am Ende musste er bei Kilometer 32 aufgeben. Der 29-Jährige hatte im Vorfeld des Marathons mit einer Corona-Erkrankung zu kämpfen und konnte sich nicht optimal vorbereiten. Am Tag des Rennens plagte ihn zudem eine Oberschenkelverletzung.
"Es ging einfach nicht mehr", sagte Petros, der sich trotz schlechter Vorzeichen viel vorgenommen hatte: "Ich habe mir ein anderes Ziel vorgestellt, doch jetzt muss ich das einfach akzeptieren und nach vorne schauen." Grundsätzlich gehe es ihm gut, aber direkt nach dem Rennen sei der Körper "komplett zerstört".
Bitterer Tag für Kipchoge
Einen ganz bitteren Tag erlebte Eliud Kipchoge, einer der Favoriten auf Gold. Der 39-jährige Kenianer, der inn Tokio 2021 und in Rio 2016 gewonnen hatte, peilte in Paris seinen dritten Olympiasieg an. Doch daraus wurde nichts. Kipchoge war nicht im Vollbesitz seiner Kräfte und hatte mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Am zweiten Anstieg musste er sogar gehen. Das Rennen beendete die Marathonlegende nicht.
Auch der noch drei Jahre ältere Äthiopier Kenenisa Bekele - dreimal Olympiasieger auf der Bahn - war ohne Chance.
Sehr anspruchsvolles Streckenprofil
Der Marathon war pünktlich um 8 Uhr morgens am Place de Hotel de Ville bei fast optimalen äußeren Bedingungen von 19 Grad Celsius und Sonnenschein mit 80 Teilnehmern gestartet worden. Im Gegensatz zu den großen Stadtmarathons hatte jedes Land drei Läufer am Start.
Die Strecke führte an allen weltbekannten Sehenswürdigkeiten von Paris vorbei und war besonders anspruchsvoll, weil es 436 Höhenmeter und eine maximale Steigung von 13,5 Prozent zu absolvieren galt.
Der Marathonlauf der Frauen wird am Sonntag (11.08.2024) um 8 Uhr auf der gleichen Strecke gestartet.