Leistungssportsystem Reform und weniger Kürzungen im Spitzensport
Die Sportminister haben die Spitzensportreform auf den Weg gebracht für mehr Erfolg und weniger Bürokratie. Geplante Kürzungen bei zwei Einrichtungen sind wohl vom Tisch.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) feiert das Feinkonzept zur radikalen Neustrukturierung des Leistungssportsystems als "wichtigen Meilenstein". Flexibler, digitaler, innovativer und weniger bürokratisch soll es im Sport künftig zugehen. Für Bundesinnenministerin Nancy Faeser ist dies ein "ein großer Schritt, um den deutschen Spitzensport zukunftsfest zu machen". Die Sportministerkonferenz (SMK) stellte die Reform am Freitag (15.09.2023) in Herzogenaurach vor.
Aufbau einer unabhängigen Sportagentur
Kernstück der Reform, die unter Federführung des Bundesinnenministeriums, der Länder und des DOSB entwickelt wurde, ist der Aufbau und Betrieb einer Sportagentur, in der Steuerung und Förderung des Spitzensports gebündelt werden. Die Agentur soll Ende 2025 voll arbeitsfähig sein und mit neuen Mitteln aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Sie soll als ein weiterer Schritt auch das Anerkennungsverfahren für die Bundesstützpunkte übernehmen.
Zudem soll ein Sportfördergesetz des Bundes flankierend für eine kontinuierliche und in der Höhe festgelegte Förderung sorgen. "Wir sind uns mit dem BMI einig, einen Rechtsanspruch auf Förderung zu haben. Und wir wollen auch die Höhe der Förderung möglichst fixieren", sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester. "Das Gesetz ermöglicht Konstanz, Planungssicherheit und mehr Flexibilität."
Doch keine Kürzungen bei FES und IAT
Faeser kündigte an, dass der Bund die geplante Kürzung der Sportfördermittel für 2024 um 27 Millionen Euro rückgängig macht. "Ich bin ganz zuversichtlich, dass wir das verhindern können", sagte die SPD-Ministerin. Besonders wichtig sei, nicht wie angedacht beim Institut für Forschung und Entwicklung für Sportgeräte (FES) und beim Institut für Angewandte Trainingswissenschaften (IAT) zu kürzen, weil das "insbesondere Fördermittel für die Teilnahme an den Olympischen Spielen im nächsten Jahr sind".
Man werde das mit "Umschichtungen und Resteverwendungen aus dem letzten Jahr gut hinbekommen", sagte Faeser. Wo bei Umschichtungen dann weniger investiert werden soll, konkretisierte sie nicht.
Joachim Hermann (CSU), derzeit Vorsitzender der SMK, mahnte aber auch: "Es ist nicht nur eine Frage des Geldes. Es kommt auch auf die Konzepte der Verbände an." Ähnlich sieht es Hessens Sportminister Peter Beuth (CDU): "Geld allein holt keine Medaillen, Transparenz und Bürokratieabbau auch nicht."
Rückläufige Entwicklung
Die Erfolge und Medaillengewinne auf der internationalen Sportbühne und vor allem bei den Olympischen Spielen sind seit Jahrzehnten rückläufig - und so schnell wird es auch nicht wieder aufwärtsgehen. "Denn es werden nicht am übernächsten Tag schon Ergebnisse und Erkenntnisse da sein", betonte DOSB-Leistungssportchef Olaf Tabor. Ziel sei zunächst, den "mehr als 20-jährigen Abwärtstrend" aufzuhalten und die rückläufige Entwicklung umzukehren. Dafür bedürfe es einiger olympischer Perioden.
Zunächst gehe es darum, das Sportsystem zu verbessern. "Das Sportfördergesetz schafft Planbarkeit und Verlässlichkeit. Die unabhängige Sportagentur führt Steuerung und Förderung des Spitzensports zusammen", erklärte Burmester. Verbände sollen die Budgets flexibler einsetzen können, um schneller auf Veränderungen im Weltsport reagieren zu können. "Sie sollen vom Tanker zum Schnellboot werden."
Sportagentur soll in zwei Jahren startklar sein
In gut zwei Jahren soll die Sportagentur vollumfänglich ihre Arbeit unabhängig vor der Fördermittelvergabe bis zur Anerkennung der Bundesstützpunkte machen. Dann soll das Erreichen der Ziele - Platz drei bei den Winterspielen und Rang fünf bei den Sommerspielen - Fahrt aufnehmen.
Lobende Worte kamen von der Vereinigung Athleten Deutschland. "Diese Aufbruchstimmung lässt uns hoffen, dass nun erste Weichen für umfassende und tiefgreifende Reformen im Spitzensportsystem gestellt werden", hieß es in einer Mitteilung. "Deren Gelingen wird maßgeblich von einer zügigen und effektiven Umsetzung abhängen."