Russland und Belarus Deutschland und 34 Länder fordern Olympia-Ausschluss
Wolodymyr Selenskyj spricht bei einer internationalen Video-Konferenz von Sportministern. Dabei findet der ukrainische Präsident deutliche Worte gegen die Teilnahme russischer Athleten bei Olympia.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters wird eine Gruppe von 35 Ländern, darunter Deutschland, die USA und Australien, einen Ausschluss der russischen und belarusischen Athleten auch unter neutraler Flagge fordern. Reuters bezieht sich auf Angaben der italienischen Sportministerin Jurgita Siugzdiniene im Anschluss an eine Videokonferenz zum Thema, die auf Initiative von Großbritannien stattfand.
Das für Sport zuständige Bundesinnenministerium erklärte auf Anfrage der deutschen Presse-Agentur: "Es gibt aus unserer Sicht keinen Anlass, den russischen und belarussischen Sport zur Rückkehr in die Wettkämpfe einzuladen. Die Bestrebung des IOC zur Wiederaufnahme der russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten ist der falsche Weg."
Selenskyj: "Vertreter dieses Terrorstaates haben keinen Platz bei olympischen Wettkämpfen"
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nahm an der Konferenz teil und hat seine Position untermauert. "Während Russland tötet und terrorisiert, haben Vertreter dieses Terrorstaates keinen Platz bei Sport- und olympischen Wettkämpfen", sagte Selenskyj. Er veröffentlichte seine Rede am Freitag in seinem Telegram-Kanal. Wegen des russischen Angriffskrieges sei letztlich auch eine neutrale Flagge "mit Blut getränkt" und nicht tragbar.
Wolodimir Selenskyj, Präsident der Ukraine, im Treffen mit Ministern und Ministerinnen des Sports
Die Ukraine sieht Belarus ebenfalls als Kriegspartei, weil das Land den russischen Truppen Militärbasen für Angriffe zur Verfügung stellt. Selenskyj rief die Funktionäre auf, sich für den Schutz der olympischen Prinzipien einzusetzen und eine Zulassung von russischen Sportlerinnen und Sportlern zu den Wettbewerben zu verhindern.
Der Präsident erneuerte zudem seine Kritik am Internationalen Olympischen Komitee (IOC), das seine "Ehrlichkeit leider verloren hat".
IOC mit Vorstoß zur Wiederzulassung als "neutrale" Athleten
Derzeit sind Russland und Belarus von vielen internationalen Sportwettbewerben ausgeschlossen. Das IOC strebt aber eine Rückkehr von Athletinnen und Athleten aus beiden Ländern auf die internationale Sportbühne unter neutraler Flagge an, sofern sie sich klar zur Olympischen Charta bekennen und den Krieg in der Ukraine "nicht aktiv unterstützen".
IOC-Präsident Thomas Bach hatte jüngst erklärt, ein Ausschluss "wegen eines Passes oder des Geburtsorts" verstoße gegen das Diskriminierungsverbot. Der Deutsche Olympische Sportbund unterstützt die Linie des IOC, die vom DOSB unabhängige Athletenvertretung Athleten Deutschland nannte die IOC-Argumentation dagegen "unschlüssig".
Bach kritisiert Boykottdrohungen der Ukraine
In einem Brief an das ukrainische NOK kritisierte Bach die Boykott-Drohungen aus der Ukraine. "Behauptungen, dass die Rückkehr russischer und belarussischer Athleten zu den Spielen die Invasion fördern würde, sind 'verleumderisch'", schrieb Bach, wie mehrere Medien aus dem Brief zitierten. Die Rückkehr sei noch nicht "konkret diskutiert" worden, behauptete Bach.
Der Vorstand des IOC hatte am 25. Januar in einer offiziellen Stellungnahme geschrieben, dass nach Diskussionen mit Verbänden und IOC-Mitgliedern von nationalen olympischen Komitees sich eine deutliche Mehrheit für die Wiedereingliederung unter neutraler Flagge ausgesprochen habe.
Pariser Bürgermeisterin gegen die Teilnahme
Anne Hidalgo, Bürgermeisterin der Gastgeberstadt 2024 Paris, bekräftigte am Donnerstag ihre Ablehnung einer Olympia-Teilnahme russischer und belarusischer Athleten. "Solange die russischen Streitkräfte Sie weiterhin bombardieren und Ihr Territorium besetzen, möchte ich nicht, dass russische Athleten an Sportveranstaltungen teilnehmen", sagte die 63-Jährige bei einem Besuch der ukrainischen Hauptstadt Kiew an den Stadtrat gerichtet.