Vor der Saison 2024 Formel 1 - Verstappen ... und dann lange nichts?
Lose Kanaldeckel bei den Tests in Bahrain, ein Boss in der Kritik, der Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari, die mit Abstand meisten Rennen aller Zeiten: Vor dem Start der neuen Formel-1-Saison am Donnerstag (29.02.2024) stehen nicht so sehr die sportlichen Themen im Vordergrund. Dabei gibt es durchaus einige interessante Details, die das Rennsportjahr 2024 mit seinen insgesamt 30 Rennen prägen könnten.
Fans und Experten sind sich einig: Max Verstappen und Red Bull können sich nur selbst schlagen. Dabei könnte es noch nicht einmal wichtig sein, wer die Chefmütze aufhat. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass es einen Machtkampf im erfolgreichsten Rennstall der vergangenen Jahre gibt.
Neben dem kritisierten Teamchef Christian Horner zieht Motorsport-Chef Dr. Helmut Marko die Fäden im Team. Der inzwischen 80-Jährige ehemalige Rennfahrer verlängerte gerade seinen Vertrag für drei weitere Jahre. Marko forderte jüngst, dass die teaminterne Affäre um Horner schnell geklärt werden solle.
Designer Newey versetzt Konkurrenz in Staunen
Die Blicke bei den jüngsten Tests in Bahrain zog der neue RB-20-Rennwagen von Max Verstappen und Sergio Perez dennoch auf sich. Designer Adrian Newey und seine Ingenieure sollen den Rennwagen "kontrolliert aggressiv" umgestaltet haben, sagte Verstappen, ohne auf Details einzugehen. Wegen geplanter Reglementänderungen fürs kommende Jahr wurden die Boliden für 2024 nur modifiziert.
Doch es war zu lesen, dass Newey wohl einige Details gefunden habe, die "verwegen" seien und die Konkurrenz in Staunen versetzt haben sollen. Nicht umsonst ist Red Bull in den vergangenen drei Jahren zweimal Teamchampion geworden und hat mit Verstappen drei Einzeltitel abgeräumt. Newey verschiebt die Limits des technisch Machbaren wie kein Zweiter - er gilt als Genie.
Und dennoch sind die Red-Bull-Zeiten bei den Testfahrten nicht sonderlich aussagekräftig - allenfalls ein Fingerzeig. Zwar drehte Verstappen am ersten Tag die schnellste Runde, an beiden darauffolgenden Tagen hatte Konkurrent Ferrari die Nase vorn. Da aber die Tests für die finale Entwicklung der Autos enorm wichtig sind, schielen die Teams bei den Probefahrten nicht so sehr auf die Bestzeiten, sondern sammeln für das Zusammenspiel von Rennwagen, den unterschiedlichen Reifen und dem Fahrer Erkenntnisse.
Dreht sich das Kräfteverhältnis zwischen Mercedes und Ferrari?
Ferrari musste sich 2023 wegen dreier Pünktchen gegenüber Mercedes mit dem dritten Platz in der Konstrukteurswertung zufriedengeben. Dieses Verhältnis könnte sich 2024 drehen, und Hamiltons künftiges Team Ferrari könnte zum ernsteren Konkurrenten für Red Bull werden. Red Bull hatte das vergangene Jahr mit mehr als doppelt so vielen Punkten abgeschlossen wie Mercedes oder Ferrari erringen konnten (860:409:406). Dabei wird die Rolle von Carlos Sainz interessant werden, der sein Cockpit an Hamilton verlieren wird.
Bei Mercedes wartet man auf den Durchbruch von George Russell, Hamilton könnte teamintern zur Nummer zwei "degradiert" werden. Ein nicht unwichtiges Detail, denn die Autos eines Rennstalls werden tendenziell jeweils in Richtung der Nummer 1 entwickelt. Dafür spricht auch, dass Russell eigenen Aussagen zufolge viel Zeit mit Teamchef Toto Wolff verbracht hat. Der Brite ist noch mindestens bis einschließlich 2025 bei Mercedes. Sein neuer Teamkollege steht noch nicht fest.
Der "ewige" Nico Hülkenberg
Einziger deutscher Pilot ist auch 2024 Nico Hülkenberg. Der Routinier, der 2010 in der sogenannten Königsklasse des Motorsport debütierte, geht erneut für den US-amerikanischen Haas-Rennstall an den Start. Bei den Test überraschte der inzwischen 36 Jahre alte "Hülk" mit Platz elf am Freitag, mit dem er zum einen sogar vor Lewis Hamilton, aber vor allem auch fast anderthalb Sekunden vor seinem Teamkollegen Kevin Magnussen lag.
Grund für ein bisschen Euphorie? Eher nicht. Denn an den beiden ersten der insgesamt drei Testtage lagen die beiden Haas-Piloten (fast) am Ende des Fahrerfeldes. Haas hofft unter dem neuen Teamchef, dem Japaner Ayao Komatsu, auf einen Sprung ins Mittelfeld der Rennställe.
Die 24 Rennen und sechs Sprints werden den Teams viel abverlangen, einige Fahrer beklagten sich bereits über die Herausforderungen der langen Saison. Sollte die Red-Bull-Dominanz auch in diesem Jahr fortdauern, könnte die "gefühlte" Länge der Saison noch größer werden. Die Hoffnungen der Fans liegen mehrheitlich auf einem spannenden Titelkampf.