Der Mercedes in Las Vegas
analyse

Drittes US-Rennen in 2023 Formel 1 in Las Vegas - eine "Show" als Zeichen des Wachstums

Stand: 14.11.2023 15:49 Uhr

Zum dritten Mal in diesem Jahr fährt die Formel 1 in den USA. Es ist der größte Markt für eine Rennserie, die einst komplett auf US-Rennen verzichtete und nun weiter wachsen will.

Von Marco Schyns

Sebastian Vettel wird Weltmeister im Red Bull, am Nürburgring gibt es noch den Großen Preis von Deutschland und von den insgesamt "nur" 19 Rennen findet keines in den USA statt. Das war die Formel 1 im Jahr 2011. Es war eine Zeit, in der Teams - damals noch Marussia Racing, Force India und Co. - in finanziellen Problemen steckten. Der Wert von Weltmeister-Team Red Bull wurde zu jener Zeit nur auf rund 500 Millionen Euro geschätzt.

Diese Zeiten sind schon lange vorbei. Die Formel 1 hat diese - rückblickend würde man sagen "Krisenzeiten" - überwunden. Die Königsklasse des Motorsports wächst. Und sie expandiert. Nicht zuletzt die Netflix-Serie "Drive to survive", die seit 2019 einen Blick hinter die Kulissen gewährt und es geschafft hat, Teamchefs und Fahrer zu popkulturellen Protagonisten aufzubauen, hat dafür gesorgt, dass die in den USA einst belächelte Formel 1 inzwischen genau dort ihren größten Markt gefunden hat.

Nach Miami und Austin folgt Las Vegas

Wenn am Sonntag (19.11.2023) der Grand Prix in Las Vegas stattfindet, macht die Rennserie bereits zum dritten Mal in dieser Saison Halt in den USA. Vor zehn Jahren ein undenkbares Szenario. Dass Austin (Texas) seit 2012 wieder im Rennkalender ist, war nach Jahren der Tristesse in Indianapolis (Indiana) schon ein Wagnis.

2022 wurde mit Miami (Florida), einer Strecke rund um das NFL-Stadion der Miami Dolphins, ein zweites US-Rennen in den Rennkalender aufgenommen. Jetzt folgt Las Vegas (Nevada). Es ist das 21. Rennen, es folgt nur noch das Saisonfinale in Abu Dhabi am 26. November. 2024 sind 24 Rennen im Kalender bestätigt. Im Vergleich zu 2011 ein Wachstum von rund 20 Prozent. Deutschland geht trotzdem leer aus.

Kritik am Zeitpunkt für Las-Vegas-Rennen

Im Gegensatz zu teils absurden Ansetzungen in diesem Jahr beteuert der Automobil-Weltverband FIA, dass der Kalender für 2024 "stärker regionalisiert" ist. Die Kritik an der November-Austragung in Las Vegas wird aber auch im nächsten Jahr zwangsläufig aufkommen.

Denn dieser Tage beschäftigen sich Teams und Fahrer in Nevada nicht nur mit der völlig neuen Strecke, sondern vor allem mit den Gegebenheiten vor Ort. Die Temperaturen liegen nur ein paar Grad über Null - ungewohnt für die Formel 1. Derart niedrige Temperaturen beeinflussen auch indirekt die Strategie der Teams, die sich einen Plan dafür überlegen müssen, die Reifen auf Temperatur zu bekommen.

Verstappen: "Mich interessiert die Show nicht"

Ein Thema, das auch den bereits festehenden Weltmeister Max Verstappen beschäftigen wird. Der Niederländer will in Las Vegas seinen 18. Saisonsieg einfahren. Die Show, die die Veranstalter angekündigt haben, lässt Verstappen kalt. "Mich interessiert das alles nicht. Ich gehe einfach hin, mache mein Ding und bin dann wieder weg", sagte Verstappen und ergänzt: "Ich denke, dass wir mehr für die Show dort sind als für das Racing an sich, wenn man sich das Layout der Strecke anschaut."

Max Verstappen

Drei beachtlich lange Geraden wird der neue rund 6,2 Kilometer lange Kurs haben, darunter auch über den berühmten Las Vegas Boulevard, den Strip. Rein optisch ein Spektakel. Wie viel Racing das mit sich bringt, wird man seriös erst nach dem Rennen beantworten können. Gefahren wird bei Nacht, Start ist Ortzeit um 22 Uhr. Und damit bereits am Samstagabend in Nevada. Für europäische Formel 1 Fans heißt das: Früh aufstehen am Sonntag. Start in Deutschland (MEZ) ist um 7 Uhr.

Formel 1 Tickets in den USA am teuersten

Die "Show", von der Verstappen spricht, startet bereits mit einer Eröffnungsfeier am Mittwoch. Zahlreiche prominente Musikgäste sind geladen. Der "Paddock", sozusagen die VIP-Area bei Formel-1-Rennen, ist ausgelegt für 25.000 Personen. Ticketpreise dafür liegen im fünfstelligen Bereich.

Aber selbst die normalen Tickets sind in Las Vegas rekordverdächtig teuer. Ein Wochendticket kostet im Durchschnitt umgerechnet rund 1.500 Euro. 50 Prozent mehr als beim zweitteuersten Grand Prix des Jahres - Miami (ca. 1.000 Euro). Zum Vergleich: Am günstigsten ist es in Ungarn (ca. 150 Euro). Viele Formel 1 Rennen liegen bei 300 bis 400 Euro.

Las Vegas und Miami als neue US-Grands-Prix überflügeln damit nochmal Austin (ca. 600 Euro), das, trotzdem es zu den hochpreisigeren Rennwochenenden gehört, kürzlich fast eine halbe Millionen Zuschauer über das gesamte Wochenende an die Strecke lockte.

Teams verdienen Geld - Andretti will mitverdienen

Es ist ein weiteres Indiz dafür, dass die Formel 1 wächst und dieser von der FIA eingeschlagene Kurs vorerst noch nicht seinen Höhepunkt erreicht hat. Mit Andretti Autosport drängt ein US-amerikanisches Motorsport-Team in die Rennserie. Nicht etwa, um ein Team zu ersetzen, sondern als elftes Rennteam.

Der Deal hängt vor allem von der Zustimmung der bereits etablierten Teams ab - denn Ferrari, Mercedes, Red Bull und Co. haben eigentlich kein Interesse daran, ein Stück vom größer werdenden Kuchen Formel 1 abzugeben. Anders als vor über zehn Jahren, wo Teams teilweise um die Existenz gekämpft haben, lässt sich heute viel Geld verdienen. Die Zahlen belegen das: Red Bull ist heute nach Schätzungen von Experten rund 2,2 Milliarden Euro wert. Mercedes gar 2,5 Milliarden und Ferrari beinahe 3 Milliarden. Es geht um Wachstum. Die klammen Zeiten sind vorbei.