Entwicklung im deutschen Sport Handball-Manager Bob Hanning - System Spitzensport krankt
Handball-Funktionär Bob Hanning hat die aktuelle Entwicklung im deutschen Sport mit scharfen Worten kritisiert. "Machen wir uns nichts vor: Das System Spitzensport krankt", schrieb der Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin in einem Gastbeitrag für die "Berliner Morgenpost".
Es mangele an der Infrastruktur und der personellen Ausstattung. "Aus unseren Möglichkeiten, die wir zweifellos haben in einem Land, in dem es so viele einzigartige und ehrgeizige junge Menschen gibt, machen wir viel zu wenig", schrieb der 55-Jährige.
"Die Politik nimmt mit ihren Entscheidungen billigend in Kauf, dass wir den Karren komplett an die Wand fahren", kritisierte Hanning. "Dass desaströs schlechte Weltmeisterschaften bei den Leichtathleten zum Normalfall werden. Dass wir uns an das frühzeitige Ausscheiden der Fußballer bei großen Turnieren gewöhnen." Das in die Kritik geratene Potenzialanalysesystem (Potas) sei "ein Desaster und ein weiterer Sargnagel für unseren Sport".
Mehr Zufälle als Pläne und Strukturen
Hanning bemängelte auch die Einstellung zum Sport und führte dies auf vermeintliche Fehlentwicklungen in der Gesellschaft zurück. "Der Leistungsgedanke, der uns seit jeher stark macht, wird von den Entscheidern in der Politik sukzessive ausgehebelt", schrieb er. Aktuell lebe der deutsche Spitzensport "mehr von Zufällen als von ausgeklügelten Plänen und Strukturen".
Der 55-Jährige machte verschiedene Vorschläge für eine Verbesserung. Es brauche mehr Geld für die Infrastruktur und einen höheren Stellenwert für Sport unter anderem in den Schulen. Auch die Ausrichtung Olympischer Spiele "würde unseren Kindern und Jugendlichen einen enormen Anreiz schaffen, mehr und leistungsorientiert Sport zu treiben". Zudem sprach sich Hanning für ein reines Sportministerium und die Schaffung einer "Agentur für Leistungssport" aus. Letzteres ist bereits Teil eines Reformkonzeptes im Spitzensport.