Rückblick Leichtathletik - Die WM-Höhepunkte von 1983 bis 1999

Stand: 06.07.2022 10:00 Uhr

Leichtathletik ist die olympische Kernsportart, doch Weltmeisterschaften gibt es erst seit 1983. Ein Rückblick auf die WM-Höhepunkte von Helsinki bis Sevilla.

1983: Premiere in Helsinki

Insgesamt 1.355 Teilnehmer aus 153 Nationen sind bei der Premiere in Finnland dabei. Carl Lewis (USA) legt mit drei Titeln den Grundstein für seine legendäre Karriere. Ebenfalls dreimal Gold gewinnt Marita Koch aus Wismar.

Drei unerwartete deutsche Erfolge sorgen für Aufsehen. Heike Drechsler gewinnt unter ihrem Mädchennamen Daute Weitsprung-Gold, über 800 m stürmt "Williiiiiieeeee" Wülbeck zum Titel, ebenso wie Patriz Ilg über 3.000 m Hindernis.

Im Stabhochsprung überrascht ein unbekannter 19-Jähriger namens Sergej Bubka die Etablierten und sichert sich seine erste von sechs WM-Goldmedaillen in Folge. 

1987: "Giganten-Duell" und Wimpernschlagfinale

Alle Welt blickt bei der WM in Rom auf das 100-m-Duell zwischen Ben Johnson und Carl Lewis. Der Kanadier fliegt in Weltrekordzeit von 9,83 Sekunden zu Gold, Lewis hat deutlich das Nachsehen.

Doch Johnsons Erfolge sind, wie sich nach seinem vermeintlichen Olympiasieg ein Jahr später herausstellt, das Ergebnis von Doping. Seine Leistungen werden 1990 aus den Statistiken gelöscht, Lewis nachträglich zum Sieger erklärt. Allerdings umranken auch den US-Superstar Doping-Gerüchte. Sanktionen gibt es gegen ihn jedoch nie.

Ein anderer Weltrekord von Rom hat dagegen bis heute Bestand - die 2,09 m im Hochsprung der Bulgarin Stefka Kostadinowa.

Ein einmaliges Rennen ist das Finale über 400 m Hürden: Harald Schmid will endlich seinen ewigen Rivalen Edwin Moses (USA) schlagen und dessen jahrelange Siegesserie beenden. Es gelingt ihm nicht. Schmid, Moses und dessen Landsmann Danny Harris werfen sich fast gleichzeitig ins Ziel. Moses siegt mit zwei Hundertstel Vorsprung auf die zeitgleichen Harris und Schmid.

1991: Powells "Sprung ins neue Jahrtausend"

Carl Lewis läuft in Tokio in 9,86 Sekunden Weltrekord über die 100 m. Doch in Erinnerung bleibt vor allem sein Weitsprung-Duell mit Landsmann Mike Powell. Viele Experten trauen Lewis zu, Bob Beamons 8,90 m von 1968 zu überbieten. Und der Superstar zeigt einen sagenhaften Wettkampf, springt viermal 8,83 m oder weiter. Seine Bestweite von 8,91 m kommt allerdings mit zu viel Rückenwind zustande und hätte deshalb nicht als Weltrekord gezählt.

Der "Sprung ins neue Jahrtausend" gelingt hingegen Powell, der im fünften Versuch auf 8,95 m fliegt. Beamons Weltrekord ist Geschichte.

Aus dem Kreis der erstmals gesamtdeutschen Athleten ist Katrin Krabbe aus Neubrandenburg die erfolgreichste Medaillenjägerin. Zu ihrem Einzelgold über 100 und 200 m gesellt sich Staffel-Bronze sowohl über 4x100 als auch über 4x400 m - Leistungen, die sich angesichts ihres Clenbuterol-Skandals im Folgejahr relativieren.

1993: Große Stimmung in Stuttgart

Das Stadion fast immer ausverkauft, faire und begeisterungsfähige Zuschauer: Die erste WM in Deutschland setzt Maßstäbe. Gefeiert werden alle Athletinnen und Athletin - egal, ob sie Medaillen gewinnen oder nicht.

Sportliche Höhepunkte gibt es zuhauf: In den Mehrkämpfen holen Sabine Braun (Silber) und Paul Meier (Bronze) nach tollen Wettkämpfen Medaillen.

Heike Drechsler springt zehn Jahre nach Helsinki zu ihrem zweiten WM-Gold, Lars Riedel gewinnt seinen zweiten Diskus-Titel, Colin Jackson gleitet in Weltrekordzeit über die 110 m Hürden. Sally Gunnell stellt über 400 m Hürden ebenfalls einen Weltrekord auf.

1995: Johnson mit Triple - Edwards mit Rekord

18 Meter ist die magische Grenze im Dreisprung - Jonathan Edwards durchbricht sie in Göteborg gleich zweimal. Auf 18,29 m verbessert der elegante Brite die Bestmarke. Auch bei den Frauen gibt es einen Weltrekord: Inessa Kravets holt Gold mit 15,50 m.

Auf der Bahn läuft Michael Johnson über 200 und 400 m zu Gold. Außerdem gewinnt er den Titel mit der 4x400-m-Staffel. Sergej Bubka baut seine Siegesserie auf fünf Mal WM-Gold in Folge aus.  

1997: Erinnerungen an die Ursprünge in Athen

Mit 1.882 Teilnehmern aus 198 Nationen hat die WM in Athen ihren ersten Rekord noch vor dem ersten Startschuss. Was anfangs nicht klar ist: Es wird der einzige bleiben. Erstmals in der WM-Geschichte bleibt eine Meisterschaft ohne Weltrekord.

Einige neue Gesichter (Cathy Freeman, Marion Jones, Hicham El Guerrouj) betreten die große Bühne. Aber auch die Etablierten wie Bubka und Pedroso zeigen ihre Klasse.

Aus deutscher Sicht sticht der Titel für die 4x400-m-Staffel heraus. Grit Breuer holt mit einem fulminanten Schlussspurt Gold für das deutsche Quartett. Auch Astrid Kumbernuss (Kugel), Sabine Braun (Siebenkampf), Lars Riedel (Diskus) und Heinz Weis (Hammer) küren sich zu Weltmeistern.

1999: Johnson läuft zum 400-m-Weltrekord

Michael Johnson hat mittlerweile alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Doch noch hat er den Weltrekord über 400 m nicht gebrochen. Dies gelingt ihm bei der WM in Sevilla (43,18 Sek.).

Das deutsche Team überzeugt mit vielen Topleistungen. Die vier Goldmedaillen heimsen Astrid Kumbernuss (Kugel), Franka Dietzsch (Diskus), Karsten Kobs (Hammer) und überraschend Charles Friedek (Dreisprung) ein.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 20.08.2022 | 07:00 Uhr