Rückblick Leichtathletik - Die WM-Höhepunkte von 2017 bis 2023
Ein Leichtathletik-Fest in London, Glanzpunkte durch Weitsprung-Weltstar Malaika Mihambo, Corona und die Folgen - und der "Worst Case" für Deutschland: Ein Rückblick auf die WM-Höhepunkte von London 2017 bis Budapest 2023.
2017: Rekordkulisse in London
Die Briten sind für ihre Sportbegeisterung bekannt und zeigen dies eindrucksvoll bei der WM im Olympiastadion von 2012: Mehr als 700.000 Leichtathletik-Fans sorgen für einen Rekord. Eigentlich der richtige Rahmen für einen großen Abschied von Usain Bolt. Doch auch der Jahrhundertsprinter kann die Gesetze der Natur nicht (oder nur manchmal) außer Kraft setzen.
Über 100 m reicht es beim Sieg für Justin Gatlin nur zu Rang drei. In der Sprintstaffel findet Bolts WM-Karriere schließlich ein schmerzhaftes Ende: Er muss verletzt aufgeben. Das Publikum ist entsetzt, bricht aber wenig später in lauten Jubel aus, da sich die Briten Gold sichern.
Das DLV-Team holt vier seiner fünf Medaillen am vorletzten Tag. Vor allem die deutschen Mehrkämpfer überzeugen. Carolin Schäfers zweitem Rang lassen Rico Freimuth und Kai Kazmirek Silber und Bronze folgen. Zwei deutsche Medaillen im Zehnkampf hat es seit 30 Jahren nicht mehr gegeben.
2019: WM der Extreme in Katar
Die Weltmeisterschaften 2019 in Katar sind höchst umstritten, für das deutsche Team aber erfolgreich: Weitspringerin Malaika Mihambo und Zehnkämpfer Niklas Kaul holen Gold bei den Titelkämpfen im heißen Golf-Emirat, die für viele Diskussionen sorgen.
Die Vergabe der WM an Katar ist von Korruptionsvorwürfen überschattet, die Bedingungen außerhalb des klimatisierten Stadions am Rande des Erträglichen. 41 Prozent beträgt die Ausfallquote beim in der Nacht gestarteten Frauen-Marathon - trauriger WM-Rekord.
WM-Stimmung kommt nur selten auf. Anfangs verlieren sich nur wenige Tausend Zuschauer im Stadion. Erst nachdem die Veranstalter Freikarten verteilen, wird die Atmosphäre besser. Mit dem Leichtathletik-Fest von London ist die WM in Doha allerdings nicht zu vergleichen.
2022: Erste WM in den USA
Corona wirbelt auch den sportlichen Zeitplan gehörig durcheinander. Da die Sommerspiele in Tokio wegen der Pandemie von 2020 auf 2021 verschoben wurden, entscheidet sich der Leichtathletik-Weltverband, seine WM nicht direkt im Anschluss an Olympia auszutragen, sondern erst im Jahr darauf.
Das deutsche Team schneidet bei den ersten Leichtathletik-Weltmeisterschaften in den USA sehr schlecht ab. Titelverteidigerin Malaika Mihambo mit erneut Weitsprung-Gold und die 4x100-m-Staffel der Frauen mit Bronze sorgen für die beiden einzigen Medaillen.
Für die Höhepunkte sind in der kleinen "Tracktown" Eugene, wo das Stadion Hayward Field selten komplett mit 30.000 Zuschauern gefüllt ist, fast nur andere Nationen zuständig. Sydney McLaughlin (USA) bleibt in 50,68 Sekunden als erste Frau über 400 m Hürden unter 51 Sekunden, die Nigerianerin Tobi Amusan verblüfft über 100 m Hürden mit fabelhaften 12,12 Sekunden und der schwedische Überflieger Armand Duplantis steigert seinen Weltrekord im Stabhochsprung spektakulär auf 6,21 m.
2023: DLV in Budapest so schlecht wie noch nie
Die Leichtathletik-WM kehrt nach sechs Jahren zurück nach Europa. In Budapest bringt zum Auftakt ein Unwetter die Organisatoren ins Schwitzen, an den acht folgenden Wettkampftagen macht große Hitze den Athletinnen und Athleten zu schaffen. Dennoch sehen die Fans im neuen Stadion nahe der Donau tolle Wettkämpfe. "Ich kann mich nicht an bessere Stimmung bei einer WM erinnern", sagte Weltverbands-Präsident Sebastian Coe.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) würde diese WM dagegen wohl am liebsten aus seiner Erinnerung streichen. Nach mehreren prominenten Ausfällen im Vorfeld reist das 70-köpfige Team bereits mit gedämpften Erwartungen an - und am Ende trotz 13 Top-8-Platzierungen enttäuscht wieder nach Hause: Erstmals in der 40-jährigen Geschichte der Leichtathletik-Weltmeisterschaften geht eine deutsche Mannschaft bei den Medaillen komplett leer aus. Der vierte Platz von Speerwerfer Julian Weber ist das beste Ergebnis.
Zum Star der WM avanciert Noah Lyles aus den USA: Als erster Sprinter seit dem legendären Usain Bolt gewinnt er das "Gold-Triple" über 100 m, 200 m und mit der Staffel. Auch Sprinterin Sha'Carri Richardson (USA) mit Doppel-Gold, der schwedische Stabhochspringer Armand Duplantis oder Dreispringerin Yulimar Rojas aus Venezuela mit ihrem vierten WM-Titel in Serie begeistern die Zuschauerinnen und Zuschauer.