50.000 Dollar Bach kritisiert Leichtathletik-Verband wegen Olympia-Preisgeld
Der Leichtathletik-Weltverband wird Olympia-Gold bei den Sommerspielen in Paris mit jeweils 50.000 US-Dollar belohnen. Das stößt beim IOC auf wenig Gegenliebe.
Diese Mitteilung des Leichtathletik-Weltverbandes und seines Präsidenten Sebastian Coe ist nichts weniger als der Anfang einer neuen olympischen Zeitrechnung - und ein kleiner Affront gegen das Internationale Olympische Komitee. Mit der Ankündigung, jede Goldmedaille bei den Sommerspielen in Paris mit jeweils 50.000 US-Dollar (46.000 Euro) zu belohnen, geht der vom einstigen Weltklasseläufer angeführte Verband voran.
Wie wenig IOC-Präsident Thomas Bach vom Vorstoß des World-Athletics-Chefs Sebastian Coe hält, verdeutlichte er im Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. "Die internationalen Verbände müssen alle ihre Mitgliedsverbände und deren Athleten gleichbehandeln und versuchen, die Kluft zwischen den Privilegierten und den weniger Privilegierten oder Unterprivilegierten auszugleichen", sagte Bach (70).
IOC geht auf Distanz
Den Nationalen Olympischen Komitees sei es freigestellt, ihre Medaillengewinner mit Geld zu entlohnen. "Jede Stütze der Olympischen Bewegung muss ihre Rolle spielen", sagte Bach: "Es ist ganz klar, was die Verantwortung der internationalen Verbände und was die Verantwortung der NOKs ist."
Internationale Fachverbände zahlten bisher nichts aus für Erfolge bei Olympischen Spielen, die lange Zeit nur reinen Amateuren offenstanden. Und der Schritt, den World Athletics dem IOC fast beiläufig und nicht durch Coe selbst ankündigte, könnte bei vielen Sportlerinnen und Sportlern anderer Verbände Begehrlichkeiten wecken.
Sportler unterstützen Initiative
Die deutschen Olympiasieger Robert Harting und Thomas Röhler loben die Entscheidung. "Das finde ich total positiv. Es wäre zu wünschen, dass sich die olympische Bewegung da anschließen könnte. Das ist ja nach wie vor halb ehrenamtlich", sagte Harting (39), der 2012 Diskus-Gold in London holte und sich stets für eine angemessene Honorierung der Erfolge von Athletinnen und Athleten einsetzte.
Speerwurf-Olympiasieger Röhler sprach von einem wichtigen Schritt auf dem Weg zur Professionalisierung der Sportart. "Für den Athleten ist es top, dass es da Wertschätzung gibt. Es ist gut, dass es jetzt passiert", sagte Röhler (32), der 2016 in Rio de Janeiro ganz oben auf dem Treppchen stand.
Preisgelder sind üblich
Geld zu verdienen gibt es für die Sportlerinnen und Sportler jenseits millionenschwerer großer Profi-Sportarten auch jetzt schon, bei Olympia, allerdings je nach Land in sehr unterschiedlicher Höhe. In Deutschland honoriert die Sporthilfe Gold mit 20.000 Euro, anderswo gibt es wesentlich mehr, mal aus staatlichen Kassen, mal aus Verbandsmitteln. Auch bei großen, internationalen Meisterschaften werden Preisgelder ausgeschüttet, der Amateurstatus als zentrales olympisches Element ist faktisch längst Geschichte.
Das IOC teilte mit, es verteile 90 Prozent seiner Einnahmen - insbesondere an die Nationalen Olympischen Komitees und die Fachverbände. Die Entscheidung, wie sie dieses Geld am besten verwendeten, obliege ihnen. Täglich würden so 4,2 Millionen US-Dollar (3,9 Millionen Euro) zur Unterstützung von Athletinnen und Athleten sowie Sportorganisationen in aller Welt fließen.
Schlüsselmoment für Leichtathletik
Der Leichtathletik-Weltverband wird bei insgesamt 48 Entscheidungen im August in Paris 2,4 Millionen US-Dollar (2,2 Millionen Euro) auszahlen. Bei Staffel-Entscheidungen teilen sich die Mitglieder die 50.000 Dollar. 2028 in Los Angeles soll es dann auch Preisgeld für Silber und Bronze geben.
Bei den Weltmeisterschaften in Budapest im vergangenen August war jeder Einzeltitel mit 70.000 US-Dollar dotiert, für Rang acht gab es noch 5000 Dollar. World-Athletics-Chef Coe sprach dennoch von einem Schlüsselmoment für den Verband und die Leichtathletik. "Damit unterstreichen wir unser Engagement für die Stärkung der Athleten und die entscheidende Rolle, die sie beim Erfolg aller Olympischen Spiele spielen", sagte der 67-jährige Brite.
Wird Coe IOC-Präsident?
Doch Diskussionen darüber dürfte es geben. Coe der neue Bach? Offen ließ der einstige Parlamentsabgeordnete und Organisationschef der Sommerspiele 2012 von London bisher auch, ob er Ambitionen auf die Nachfolge von Bach als IOC-Präsident hegt.
Die zweite Amtszeit des 2013 gewählten Fecht-Olympiasiegers endet 2025, doch bei der Generalversammlung im vergangenen Oktober in Mumbai hatten sich mehrere IOC-Mitglieder für eine Reform der Statuten ausgesprochen, um Bach eine weitere Amtsperiode zu ermöglichen. Der 70 Jahre alte Tauberbischofsheimer will nach den Spielen von Paris entscheiden, ob er eine weitere Amtsperiode anstrebt.