Leichtathletik-EM - Zehnkampf Kaul kämpft und wird am Ende Vierter - Este Erm gewinnt
Der entthronte Titelverteidiger Niklas Kaul hat den Zehnkampf bei der Leichtathletik-EM in Rom am Dienstag (11.06.2024) auf Platz vier beendet. Es siegte der Este Johannes Erm. Weltrekordler Kevin Mayer aus Frankreich löste das Olympia-Ticket.
Niklas Kaul gab noch einmal alles und rannte wie wild, jede Sekunde zählte. Doch 4:17,77 Minuten im abschließenden 1.500-m-Lauf reichten nicht, um den Rückstand auf den drittplatzierten Franzosen Makenson Gletty (8.606) noch wettzumachen. Mit 8.547 Punkten wurde der 26-Jährige nach einer starken Aufholjagd Vierter, von Rang 13 nach dem ersten Tag ging es noch fast auf das Podium. Am Ende fehlten 59 Zähler zu einer Medaille.
Es siegte der Este Johannes Erm (8.764) vor dem Norweger Sander Skotheim (8635). Manuel Eitel (8.212/Ulm) wurde Siebter, Tim Nowak (8.150/Ulm) belegte Rang neun und Felix Wolter (8.051/Gräfelfing) Platz 13.
Kaul erlebt Höhen und Tiefen
Kaul, der den ersten kompletten Zehnkampf der Olympia-Saison absolvierte, erlebte in der italienischen Hauptstadt ein Wechselbad der Gefühle. In seiner Spezial-Disziplin Speerwurf glänzte er und warf mit 75,45 m so weit wie kein anderer. Auch im Diskuswurf hatte der Weltmeister von 2019 mit 49,89 m die beste Weite aller Teilnehmer erzielt und seinen bisherigen Hausrekord um 69 cm übertroffen.
Am Vortag war ihm eine persönliche Bestleistung von 7,44 m im Weitsprung gelungen, doch beim Hochsprung mit nur 1,96 m ließ er wichtige Punkte liegen. Die Fußverletzungen, die er sich im vergangenen Jahr bei der WM in Budapest und bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio in dieser Disziplin zugezogen hatte, hemmten ihn mental. Auch die 400 m (48,81 Sekunden) und die enttäuschenden 14,91 Sekunden über 110 m Hürden zum Start in den zweiten Tag entsprachen nicht seinen Vorstellungen.
Eine Meisterschaft gewinnt man nicht mit Ausreißern nach oben, sondern mit Konstanz. Und die fehlt eben noch.
"Wohl mein bester schlechter Zehnkampf"
Dennoch war er nur bei seinem Gold-Coup von Doha 2019 (8.691) und seinem U23-EM-Titel von Göteborg 2019 (8.572) besser. Beim EM-Triumph in München vor zwei Jahren sammelte er zwei Punkte weniger. "Körperlich war es ein sehr anstrengender Zehnkampf, aber ich bin jetzt ganz zufrieden, dass ich ihn durchgezogen habe. Vielleicht war es der beste schlechte Zehnkampf, den ich je gemacht habe", bilanzierte der 26-Jährige im ARD-Interview.
Der entthronte Europameister hatte bereits im Vorfeld das Ticket für Paris sicher. Dort beginnt in gut acht Wochen der olympische Zehnkampf. "Ich bin ganz zuversichtlich. Ich habe ein paar blöde Fehler gemacht, aber es gibt andere Disziplinen, die mich sehr positiv stimmen, die schon sehr stabil waren. Jetzt müssen wir die vier Disziplinen, die nix waren, auch noch hinkriegen, und dann wird es eine gute Punktzahl in Paris", so Kaul. Eine Medaille auf der größten aller Bühnen fehlt ihm noch, es ist sein großer Traum.
Gold-Favorit ist an der Seine Leo Neugebauer, der in der vergangenen Woche in Eugene mit 8.961 Punkten seinen deutschen Rekord verbesserte.
Mayer löst das Ticket für Paris
Der Weltrekordler und zweimalige Weltmeister Kevin Mayer, der nach vielen Verletzungsproblemen eine Wildcard für Rom bekommen hatte, wurde mit 8.476 Punkten Fünfter. Der Franzose löste damit das erhoffte Ticket für die Sommerspiele in seiner Heimat, um gerade einmal 16 Zähler übertraf er den geforderten Richtwert.
Eine knappe Angelegenheit - in jeder Hinsicht. Mayer hatte im Stabhochsprung schon vor dem Aus gestanden, als er zweimal an seiner Anfangshöhe von 5,00 m gescheitert war. Der Start in Paris hing am seidenen Faden - wie auch die gesamte Karriere. Im dritten Versuch war er aber drüber und brüllte seine Erleichterung heraus. Es folgten noch 5,20 und 5,30 m im ersten Versuch - eine Demonstration seiner Stärke.