Handball-WM 2025 Deutsche Handballer verzweifeln bei Gidsel-Gala
Top-Favorit und Gastgeber Dänemark fügte der deutschen Handball-Nationalmannschaft am Dienstag die erste Niederlage bei der Handball-WM zu und siegte 40:30 (24:18). Das dänische Star-Ensemble brillierte phasenweise, einer ragte mal wieder heraus: Welthandballer Mathias Gidsel.
Der 25-jährige Linkshänder der Füchse Berlin zeigte einmal mehr seine Extraklasse: Zehn Tore bei zwölf Versuchen, dazu elf Assists - natürlich wurde Gidsel als Spieler des Spiels ausgezeichnet. Aber es war nicht er allein, das ganze dänische Team spielte wunderbar anzuschauenden Team-Handball, die deutsche Abwehr hatte über weite Strecken das Nachsehen.
"Natürlich war das Ergebnis zu hoch. Uns fehlt es ein bisschen vorne, da machen wir zu viele Fehlwürfe", sagte Bundestrainer Alfred Gislason im Sportschau-Interview. "Wir brauchen, um Dänemark richtig in Probleme zu bringen, eine sehr gute Abwehr, eine sehr gute Torhüterleistung und weniger Fehler vorne."
Späth überraschend von Beginn an
Es war die erwartete "Hölle von Herning" für das deutsche Team beim WM-Spiel gegen Co-Gastgeber Dänemark. Die mit 15.000 Zuschauern gefüllte Jyske Bank Boxen befand sich klar in dänischer Hand, was das Unterfangen, den Dänen die erste WM-Niederlage seit 31 Spielen zuzufügen, noch ein wenig schwerer machte. "Ziemlich große Gänsehaut" hatte Weltmeister und ARD-Experte Johannes Bitter zu Beginn.
Der Bundestrainer startete überraschend mit David Späth im deutschen Tor. Der 22-Jährige war der Matchwinner im Spiel gegen Tschechien und sollte nun auch den großen Favoriten mit seinen Paraden zermürben. Im Innenblock unterstützten ihn Justus Fischer und Lukas Stutzke - Kapitän Johannes Golla blieb erneut der Platz auf der Bank.
Welthandballer Gidsel bestimmt die Anfangsphase
Anders wie noch im Olympischen Finale von Paris wollte die deutsche Nationalmannschaft besser ins Spiel starten und das gelang - vorerst. Rechtsaußen Timo Kastening traf von der Siebenmeterlinie zum 1:2 (2.) und schraubte die bisher ausbaufähige, deutsche Strafwurf-Quote im Turnier (2/7 Versuchen) nach oben. Mann der ersten zehn Minuten war aber ein Anderer. Welthandballer Mathias Gidsel konnte beim 8:7 (8.) bereits drei Tore und drei Vorlagen verzeichnen - zur Halbzeit sollten es jeweils sechs sein.
Dann nahm das aktuell beste Nationalteam der Welt mal kurz Fahrt auf und distanzierte das DHB-Team mit einem 5:1-Lauf auf 12:7 (11.). Julian Köster beendete diesen Lauf mit seinem ersten Treffer und war auch in der Folge das belebende Element im Angriff der Deutschen. Bundestrainer Alfred Gislason war beim ersten Time-Out (17.) klar und forderte: "Lasst die über den Rückraum werfen. Keine Spekulationen mehr!" Damit sollten vor allem die leichten Durchbrüche von Gidsel und Pytlick auf den Halbpositionen verhindert werden.
Dänemark mit 24 Toren gegen zahmes DHB-Team
Aber auch diese Anweisung konnte die deutsche Hintermannschaft nicht stabilisieren. Die dänischen Tore fielen trotz der Hereinnahme von Andi Wolff weiter im Minutentakt. Der bis dato fehlerlose Gidsel brachte die "Hölle von Herning" beim 21:14 in der 24. Minute dann das erste Mal zum Überkochen. Mit einem 24:18-Rückstand "retteten" sich die Deutschen in die Pause. Christoph Steinert fasste es in der Halbzeit am ARD-Mikrofon treffend zusammen: "Wir spielen schlecht Abwehr!"
Diese ehrliche Selbstkritik rüttelte Knorr und Co. in der Kabine offenbar wach. Mit Ballgewinnen und schnellen Toren meldete sich das DHB-Team zurück und ließ den Rückstand auf 22:26 (36.) schmelzen. "Der Bundestrainer hat Blut geleckt", stellte ARD-Experte Jogi Bitter fest, nachdem Gislason in einer frühen Auszeit (38.) auf eine deutlich offensivere Formation umstellte.
Doch das kurze Momentum verpuffte, ohne dass die deutsche Mannschaft es wirklich nutzen konnte. Die Dänen schüttelten sich kurz und fanden dank ihrer individuellen Klasse schnell zurück in die Partie. Immer wieder waren es gewonnene Zweikämpfe durch die Gidsel und Co. frei vor Andi Wolff auftauchten. Das deutsche Torhüter-Duo konnte einem phasenweise fast leidtun.
Deutschem Team werden Grenzen aufgezeigt
In der Schlussphase erhöhten die Dänen weiter schrittweise den Vorsprung und stellten so den Klassenunterschied auch auf der Anzeigetafel heraus. Immer wieder war es der 10-fache Torschütze Gidsel, der die deutsche Abwehr durcheinander wirbelte. Dem Rückraumspieler war es auch vorbehalten, das letzte dänische Tor zu erzielen. Im Anschluss konnte er freudestrahlend die Auszeichnung zum Spieler des Spiels entgegennehmen.
Vorentscheidung ums Viertelfinale gegen Italien
Lange Zeit zum Verarbeiten hat die deutsche Mannschaft nicht - am Donnerstag wartet mit Italien die bisherige WM-Überraschung. In Herning geht es für das Team von Alfred Gislason um die Vorentscheidung im Kampf um den Einzug in das WM-Viertelfinale (Italien gegen Deutschland, am 23.01. ab 18 Uhr live im ZDF).