Handball-WM DHB-Frauen - Tränen und der Blick nach vorn
Deutschlands Handballfrauen wollten bei der WM für eine Überraschung sorgen. Das Erreichen des Halbfinals blieb ein Wunschtraum. Nun ist der Blick dennoch nach vorne gerichtet.
Es war über weite Strecken eine Lehrstunde, die das schwedische Team der deutschen Mannschaft in diesem Viertelfinale im dänischen Herning erteilte. Die Schwedinnen waren eine Klasse besser und dem Team von Bundestrainer Markus Gaugisch in allen Belangen überlegen.
Ernüchtert und konsterniert
Dabei hatten Bölk, Grijseels und Co. nach dem überzeugenden Turnierverlauf und dem Sieg über das Drei-Kronen-Team im Test vor der WM doch auf einen Coup gehofft. Verständlich, dass nun die Ernüchterung groß war. Ziemlich konsterniert standen die deutschen Spielerinnen nach der deftigen Viertelfinalpleite in der Interviewzone.
Dort wo Katharina Filter und Co. noch zwei Tage zuvor mit einem breiten Grinsen die positive Entwicklung der Mannschaft gelobt hatten, herrschte Ratlosigkeit. Bei der einen oder anderen Spielerin flossen bittere Tränen.
Grijseels: "Müssen uns hinterfragen"
Mitte-Spielerin Alina Grijseels war eine der ersten, die die Fassung wieder gefunden hatte. "Jede muss sich hinterfragen, warum sie nicht an ihre Leistungsgrenze gekommen ist", sagte die Spielerin, die beim französischen Erstligisten Metz Handball unter Vertrag steht, und gestand: "Heute haben wir gesehen, dass wir noch nicht zu den Top-Vier-Nationen gehören."
In den Momenten der Enttäuschung gab es aber auch Trotzreaktionen - allen voran bei DHB-Vorstand Axel Kromer. "Mit der Tendenz des Teams sind wir zufrieden. Wir werden uns jetzt auch die Tendenz nicht zerreden lassen", attestierte Kromer seinen Spielerinnen eine insgesamt positive Entwicklung.
Leistungsabfall in den entscheidenden Spielen
Dass die Auftritte der deutschen Handballerinnen bei Großturnieren ein Muster haben, blieb aber auch Kromer nicht verborgen. Souveräne Auftritte in der Vor- und Hauptrunde lassen Spielerinnen, Trainer und Fans vom großen Wurf und sogar einer Medaille bei Großturnieren träumen. Der Leistungsabfall folgt immer dann, wenn es darauf ankommt: in der K.o.-Phase. Dreimal Siebter und einmal Achter sind die Ergebnisse der vergangenen Europa- und Weltmeisterschaften.
Nun ist auch dieses WM-Turnier für die Deutschen noch nicht zu Ende. Im kleinen Halbfinale geht es um die Plätze fünf bis acht.
Ziel jetzt: Platz fünf - auch für Olympia-Qualifikation
Bundestrainer Markus Gaugisch hat große Hoffnung auf einen versöhnlichen Turnierabschluss der deutschen Handballerinnen. "Wir haben nicht die Zeit, um in Trauer zu verfallen. Wir haben sechs hervorragende Spiele gemacht und eine Halbzeit liegen gelassen. Die sollte uns nicht von unserem Weg abbringen", sagte Gaugisch am Donnerstag (14.12.2023) in einer Medienrunde mit Blick auf die bevorstehenden Partien um die Plätze fünf bis sieben und ergänzte: "Ich bin zuversichtlich."
"Wir haben noch zwei Spiele. Jetzt gilt es, Platz fünf zu holen. Wir wollen gegen gute Gegner besser spielen und dieses Gefühl mitnehmen in die Olympia-Quali", appellierte auch Alina Grijseels an ihre Mitspielerinnen.
Zwei Siege zum Abschluss wären nicht nur für die Stimmung hilfreich, sondern auch, um sich beim Olympia-Qualifikationsturnier in eine vermeintlich leichtere Gruppe zu spielen. "Ich glaube, dass wir eine Mannschaft haben, die uns mit Mut in die nächsten Tage blicken lässt", befand Sportvorstand Axel Kromer.
Am Freitag (11.30 Uhr) im Spiel gegen Tschechien kann die Gaugisch-Mannschaft zeigen, dass der Weg zur Weltspitze eben doch nicht ganz so weit ist.