EHF Final Four: SC Magdeburg gegen Barlinek Industria Kielce

Finalsieg gegen Kielce Magdeburg gewinnt die Champions League

Stand: 19.06.2023 07:48 Uhr

Der SC Magdeburg hat zum zweiten Mal in einem umkämpften Finale gegen Kielce die Handball-Champions-League gewonnen.

Die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert besiegte im Finale von Köln den polnischen Champion Barlinek Industria Kielce mit Nationaltorwart Andreas Wolff nach Verlängerung mit 30:29 (26:26, 13:15).

Kay Smits (8 Tore) war am Sonntag (18.06.2023) vor 19.750 Zuschauern in der ausverkauften Kölner Arena der beste Werfer für den Bundesligisten.

"Oh wie ist das schön", sangen die Fans des SCM aus voller Kehle und feierten ihren Trainer Bennet Wiegert und den blitzschnell genesenen Isländer Kristjansson (sechs Tore) mit Sprechchören.

"Es ist unwirklich. Wir haben alle davon geträumt", sagte Wiegert über das Happy End in einem erneuten Handball-Krimi. "Was diese Mannschaft über die gesamte Saison geleistet hat, werde ich nie begreifen. Das ist unfassbar." 

"Sternstunde für den deutschen Handball"

"Was der SC Magdeburg geleistet hat, ist herausragend und ein sportliches Märchen. Egal, welche Rückschläge diese Mannschaft verkraften musste - sie ist immer wieder zurückgekommen", sagte DHB-Boss Andreas Michelmann und stellte fest: "Das war wieder eine Sternstunde für den deutschen Handball."

Der SCM wiederholte damit seinen Erfolg von vor 21 Jahren. 2002 hatte das Team aus Sachsen-Anhalt unter dem heutigen Bundestrainer Alfred Gislason als erste deutsche Mannschaft in der Königsklasse triumphiert.

Kristjansson überraschend dabei

Schon das dramatische Halbfinale gegen Barcelona, das der SCM in einem irrwitzigen Spiel mit 40:39 nach Siebenmeterwerfen niedergerungen hatte, hatte für gewaltige Emotionen bei den Magdeburgern gesorgt - in mehrfacher Hinsicht. So trübte die Verletzung von Schlüsselspieler Kristjansson, der sich die Schulter auskugelte, den riesigen Jubel.

Der isländische Nationalspieler stand rund 24 Stunden später jedoch überraschend mit auf dem Spielberichtsbogen. "Schlimmer als die OP, die ohnehin kommen muss, wird es nicht werden. Dann darf ich einem Spieler nicht die Chance nehmen, vielleicht das größte Spiel seiner Karriere zu spielen", erklärte Wiegert vor dem Anwurf.

Traumstart für Magdeburg

Zunächst nahm der Ausnahmespieler auf der Bank Platz. Magdeburg legte dennoch einen Traumstart hin: Durch eine starke Deckung und zwei frühe Paraden von Nikola Portner funktionierte das Tempospiel hervorragend, in der 6. Minute stand es bereits 4:1.

Die erfahrenen Polen schockte das aber nicht. Wolff leitete mit einer Siebenmeterparade gegen Smits (8.) eine starke Phase Kielces ein, beim 6:7 (15.) ging der polnische Meister erstmals in Führung. Wolff war nun gut im Spiel. Wiegert reagierte und brachte Kristjansson, der bei seinem ersten Angriff sofort traf.

Kielce fand sich im Angriff, wo Duschebajew intelligent die Fäden zog, nun aber besser zurecht. Beim 18:14 (35.) zog Kielce erstmals mit vier Toren davon. Doch Comebacker Kristjansson wurde nun zunehmend stärker.

Todesfall überschattet das Finale

Überschattet wurde das Finale von einem Todesfall. Wie nach Spielende bekannt wurde, verstarb ein polnischer Journalist, der in der zweiten Hälfte auf der Pressetribüne zusammengebrochen war, später im Krankenhaus infolge eines Herzstillstandes. Die Partie wurde für die notärztliche Versorgung des Mannes unterbrochen. Die Europäische Handball-Föderation sagte wegen des Vorfalls die Pressekonferenz mit den Trainern beider Teams sowie weitere für den Abend geplante Aktivitäten ab.

Wegen des medizinischen Notfalls war die Partie für 13 Minuten unterbrochen worden. Magdeburg lag zu diesem Zeitpunkt mit 20:22 im Rückstand. Kurz nach Wiederbeginn erzielte der SCM den Ausgleich und leitete eine spannende Schlussphase ein. In der Verlängerung hatte Magdeburg die besseren Nerven.

Trainer Bennet Wiegert wäre nach eigener Aussage bereit gewesen, das Endspiel abzubrechen. "Ich bin zu Talant (Kielce-Trainer Duschebajew, d. Red.) gegangen und habe gesagt: Lass' uns das Spiel beenden. Es gibt wichtigere Sachen im Sport. Wir nehmen das Resultat und ihr seid Champions-League-Sieger", berichtete Wiegert.