Der schottische Kapitän Andrew Robertson beim Training

EM-Eröffnungsspiel gegen Deutschland Schottland will Sommermärchen im Keim ersticken

Stand: 13.06.2024 23:28 Uhr

Schottland geht als klarer Außenseiter in das EM-Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Deutschland. Nach schwachen Testspiel-Auftritten und dem verletzungsbedingten Turnier-Aus von Starstürmer Lyndon Dykes spricht wenig für eine Überraschung durch die "Bravehearts". Doch Kapitän Andrew Robertson sieht genau darin eine große Chance.

Bestens gelaunt präsentierte sich Robertson, 30 Jahre alter Verteidiger der schottischen Fußball-Nationalmannschaft, am Donnerstagabend (13.06.2024) bei der offiziellen Pressekonferenz der UEFA zum EM-Eröffnungsspiel (Freitag, 21.00 Uhr, Radioreportage und Liveticker bei Sportschau.de) gegen das DFB-Team.

Jürgen Klopp gratuliert Schotten-Kapitän

Die Brust ist breit bei Schotten-Anführer Robertson. In der vergangenen Woche sei er von Jürgen Klopp kontaktiert worden. Sein bisheriger Coach beim Premier-League-Klub FC Liverpool habe ihm per SMS dazu gratuliert, dass er nun Schottlands Kapitän mit der längsten Dienstzeit ist.

"Das war es aber auch schon", berichtete der Linksverteidiger. Ratschläge vom deutschen Starcoach holte er sich ansonsten nicht. Spitzbübisch ergänzte er: "Hoffentlich kann er das Spiel genießen - aber nicht zu sehr."

Schottland will DFB-Team "frustrieren" - aber Respekt vor Kroos

Unter den Augen von Klopp wollen Robertson und seine Teamkameraden in München den Beginn eines zweiten deutschen Sommermärchens nach 2006 verhindern.

"Wahrscheinlich lastet ein großer Druck auf ihnen, das Turnier zu gewinnen. Es liegt an uns, ihnen die erste Hürde in den Weg zu legen", erklärte der Kapitän der "Bravehearts". Dem 71-maligen Nationalspieler ist bewusst, dass die DFB-Auswahl mehr Ballbesitz haben wird. Comebacker Toni Kroos bezeichnete der Defensiv-Stratege ehrfurchtsvoll als "besten Mittelfeldspieler der Welt".

Doch mit zitternden Knien werden die Schotten gewiss nicht in die Partie gehen, sondern mit einem klugen Plan. "Wir müssen ruhig bleiben und versuchen, sie so weit wie möglich zu frustrieren. Wenn uns das gelingt, reicht es hoffentlich für ein gutes Ergebnis", sagte Robertson.

"Bravehearts" nach EM-Qualifikation in Formkrise

Allerdings: Die vergangenen Monate haben das schottische Selbstbewusstsein teilweise auch etwas verkleinert. Bei der EM-Generalprobe gegen Finnland (2:2) sowie in den jüngsten Testspielen gegen "Fußball-Zwerg" Gibraltar (2:0), Nordirland (0:1) und die Niederlande (0:4) zeigten die "Bravehearts" schwache Leistungen.

"Nach der Qualifikation haben wir einen kleinen Einbruch erlebt. Das sollte nicht passieren, ist es aber", sagte Robertson. Er verwies sogleich darauf, dass es sich bei besagten Begegnungen eben nur um Freundschaftsspiele gehandelt habe.

Robertson: "Jetzt sind wir bereit"

"Und jetzt sind wir bereit. Morgen Abend werden alle Augen auf uns gerichtet sein, wenn wir gegen Deutschland antreten. Dann müssen wir zeigen, was wir können", forderte der Linksverteidiger. Das kurzfristige EM-Aus des verletzten Angreifers Dykes habe das Team nach schwierigen Tagen "überwunden". Bleibt die Frage, ob Schottland den Ausfall des Stürmers von den Queens Park Rangers auch sportlich kompensieren kann.

Schottland träumt von Sprung in K.o.-Phase

Auf die Unterstützung ihrer Fans können sich die "Bravehearts" auf jeden Fall auch in Deutschland verlassen. Rund 200.000 Anhänger werden in den EM-Tagen insgesamt erwartet. In der Münchner Innenstadt waren am Donnerstag schon unzählige Fans zu sehen.

"Es fühlt sich an, als ob die meisten Einwohner des Landes hier sind", sagte Robertson: "Wir brauchen diese Unterstützung und wir hoffen, dass sie die nächsten zehn, elf Tage genießen werden. Wenn wir so spielen, wie wir es können, können wir hoffentlich etwas länger in Deutschland bleiben." Sollte sein Wunsch Wirklichkeit werden, hätten die Schotten Geschichte geschrieben. Denn noch nie gelang es ihnen, in die K.o.-Phase einer EM einzuziehen.

Coach Clarke: "Haben vor niemandem Angst"

Diesmal aber soll alles anders werden, die Grupenphase endlich überstanden werden. Und der Grundstein dafür soll mit einem Teilerfolg ober bestenfalls Sieg gegen Deutschland gelegt werden. "Es ist ein schweres Spiel. Wir respektieren jeden, haben aber vor niemandem Angst. Deutschland hat eine gute Mannschaft, aber wir auch", sagte Trainer Steve Clarke: "Wir glauben an uns, warum sollten wir sonst antreten?"

In dieselbe Kerbe schlug auch sein Kapitän. "Es ist unser Antrieb, zu Legenden zu werden", sagte Robertson mit Blick auf den anvisierten erstmaligen Einzug in die K.-o.-Phase. Sollte dieser gelingen, wird sich bestimmt auch Klopp für ihn freuen - und wahrscheinlich wieder per SMS gratulieren.