EM-Teamcheck, Gruppe A Schottland und die großen Personalsorgen
Deutschlands Auftaktgegner Schottland hat in der Qualifikation mit einem 2:0-Sieg über Spanien für Furore gesorgt und dann am Ende Norwegen hinter sich gelassen. Aber das Team von Trainer Steve Clark hat arge Abwehrprobleme.
Seit der frühere deutsche Bundestrainer Berti Vogts das Nationalteam im Norden Großbritanniens trainiert hat (2002 bis 2004), war nicht mehr viel "Tapferes" von den "Bravehearts" zu hören. Davor und danach waren den Schotten drei EM-Teilnahmen geglückt: 1992, 1996 und 2020. Doch es war jeweils bereits nach der Gruppenphase die Heimreise angesagt. Es gibt gute Gründe, warum das diesmal auch wieder der Fall sein könnte.
Ausgangslage
Als Scott McTominay am 28. März 2023 zweimal gegen Spanien traf, war die Euphorie groß im Norden der britischen Insel. Der Mittelfeldspieler von Manchester United schoss im Laufe der Qualifikation weitere fünf Tore, erzielte also sieben der insgesamt 17 schottischen Quali-Treffer. Schottland, das Land mit dem zweitältesten Fußballverband der Erde, ließ auch Erling Haalands Norwegen hinter sich.
Und obwohl die Schotten international wirklich nichts vorzuweisen haben (auch bei den insgesamt acht WM-Teilnahmen ging es nie weiter als bis zur Vorrunde), ist Deutschlands Bilanz gegen sie vergleichsweise mau: Acht Siegen stehen vier Niederlagen und fünf Unentschieden gegenüber, das Torverhältnis beträgt 26:23.
Trainer
Steve Clark, der frühere rechte Verteidiger des FC Chelsea (167 Spiele zwischen 1987 und 1998), feierte seinen größten Triumph in letzten Spiel seiner Karriere gegen den VfB Stuttgart: Die "Blues" gewannen in Stockholm den Europapokal der Pokalsieger mit einem 1:0-Erfolg. 2005 wurde der sechsmalige schottische Nationalspieler Clark in Chelseas "Elf des Jahrhunderts" gewählt.
Nach seinem Spieler-Karriereende arbeitete Clark als Co-Trainer unter vielen Stars der internationalen Spitzenklasse: etwa unter Avram Grant, Kenny Dalglish, Rafael Benitez und vor allem aber unter José Mourinho.
Dann wurde der heute 60-Jährige Teammanager bei West Brom und beim FC Reading, in die erste Etage der Trainersessel schaffte es Clark allerdings nicht. Über den schottischen Verein FC Kilmarnock führte ihn sein Weg 2019 zum schottischen Verband. Dort läuft es passabel für Clark, der sich zum zweiten Mal nacheinander für eine Europameisterschaft qualifizierte. Neuer "Rekord" wäre der Einzug ins Achtelfinale.
Superstars
Sir Kenny Dalglish, inzwischen 73 Jahre alt, war bisher der einzige wirkliche Fußball-Superstar der Schotten und ist eine Legende des FC Liverpool. An seine Qualitäten reichte zuvor und danach nie mehr ein schottischer Spieler heran.
Vor dem eingangs erwähnten torgefährlichen Mittelfeldmann McTominay ist Andrew "Andy" Robertson der bekannteste Name unter Schottlands Kickern. Der linke Verteidiger vom FC Liverpool, der Mannschaft vom baldigen Ex-Trainer Jürgen Klopp, führt die Nationalmannschaft als "Captain" an.
Der dritte schottische Name, der derzeit international für Gesprächsstoff sorgt, ist Lewis Ferguson. Mit zehn Scorerpunkten verhalf er dem FC Bologna in der italienischen Serie A zur Qualifikation für die Champions League. Doch der 24 Jahre alte Ferguson ist verletzt und fällt nach einer Kreuzband-OP lange aus.
Verletzt übrigens wie die England-Legionäre Aaron Hickey (21, langwierige Oberschenkelverletzung) und Nathan Patterson (22, ebenfalls Oberschenkel), die links beziehuhgsweise rechts wichtige Spieler der schottischen Abwehr sind.
Player to watch
Clark musste für sein vorläufiges Aufgebot Spieler nominieren, die er in der Qualifikation noch nicht einsetzen konnte. Ross McCrorie von Zweitligist Bristol war ebenso noch nie im Nationalkader wie Youngster Ben Doak, der in der angelaufenen Spielzeit von Klopp ein einziges Mal für 13 Minuten für Liverpool aufs Feld geschickt wurde. Allerdings beeindruckte der 18-Jährige bei der schottischen U21. Doaks möglicher Sturmpartner James Forrest von Schottlands altem und neuen Meister Celtic Glasgow wurde zum ersten Mal seit drei Jahren nominiert.
Nice to know
Woher kommt eigentlich der Name "Bravehearts" ("Mutige Herzen") für das schottische Nationalteam? Der Ursprung liegt weit zurück im Mittelalter. Damals führte William Wallace den Widerstand der Schotten gegen den englischen König Edward I., der Anspruch auf die Herrschaft über Schottland angemeldet hatte. 1305 wurde Wallace verraten, in Glasgow gefangengenommen und wenig später in London wegen Hochverrats am König unter grausamsten Umständen umgebracht.
So könnten sie spielen
Die Aufstellung von Schottland