Vor dem Duell mit Albanien Modric-Motor stottert - Kroatien unter Druck
Kroatien und Albanien stehen am zweiten Spieltag der Gruppe B nach ihren EM-Auftaktniederlagen unter Druck. Das erste Länderspiel-Duell der beiden Teams hat schon Finalcharakter, denn für den Verlierer dürfte das Erreichen des Achtelfinales nahezu unmöglich sein.
Dabei steht für Kroatien nach dem glatten 0:3 gegen Spanien viel mehr auf dem Spiel als für die Albaner, bei denen kaum jemand mit einem Weiterkommen bei dieser EM rechnet. Jeder Punkt und jedes Tor gilt schon als ein Riesenerfolg. Ganz anders und viel höher sind die Erwartungen bei den Kroaten, vor allem bei den Zehntausenden Fans, die in Deutschland mitfiebern.
"Mittwoch ist unser Finale", fasste Stürmer Ante Budimir die Lage seiner Mannschaft vor der Partie am Mittwoch (19.06.2024, im Audio-Livestream) in Hamburg zusammen. Der 32-Jährige, der 2014/2015 beim FC St. Pauli (19 Zweitliga-Partien, kein Tor) spielte, kehrt nach vielen Umwegen in seine alte sportliche Heimat zurück. Auch Budimirs Sturmpartner Andrej Kramaric ist sich des Drucks bewusst. "Drei Punkte aus diesem Spiel sind für uns das Wichtigste", sagte der Stürmer von der TSG Hoffenheim.
Schon ein Remis dürfte für Kroatien zu wenig sein
Was Hoffnung machen könnte: Noch nie startete Kroatien bei einer WM oder EM mit zwei Niederlagen in Folge ins Turnier. Vor drei Jahren gelang nach dem 0:1 gegen England mit einem 1:1 gegen Tschechien und einem 3:1 gegen Schottland noch der Sprung ins Achtelfinale. Nur: Diesmal dürfte ein Remis gegen Albanien zu wenig sein, denn im letzten Gruppenspiel wartet am Montag (21 Uhr) in Leipzig Titelverteidiger Italien.
Modric-Motor stottert (noch)
Nationalcoach Zlatko Dalic, der sich nach der dürftigen Auftaktleistung beim kroatischen Anhang entschuldigte, kündigte Veränderungen in der Startelf an. So gelang es dem eigentlich hochklassigen Mittelfeld kaum, den zentral agierenden Budimir in Szene zu setzen. Auch Josko Gviardiol, der gegen Spanien als linker Verteidiger ranmusste, setzte offensiv keine Akzente.
Die fehlende Offensivwucht der Kroaten ließ sich aber vor allem an Luka Modric festmachen. Der bald 39-Jährige, der nun der älteste EM-Spieler Kroatiens ist, konnte sein Team nicht wie gewohnt führen. Er gewann nur 23 Prozent seiner Duelle und war damit der zweikampfschwächste Kroate. Zudem war Modric an keinem einzigen Torschuss beteiligt.
Vlasic fällt für den Rest der EM aus
Für Kapitän Modric kam nach 56 Minuten in Luka Susic der zweitjüngste Spieler im kroatischen Kader in die Partie. Dessen Zweikampfquote (66,7 Prozent) war zwar besser, er gab auch eine Torschussvorlage - dennoch führt an "Oldie" Modric in Kroatien nichts vorbei. Eher dürfte Lovro Majer vom VfL Wolfsburg um seinen Startelf-Platz bangen.
Keine Alternative für Dalic ist Nikola Vlasic. Der Mittelfeldspieler vom FC Turin, der gegen Spanien nicht spielte, zog sich im Training eine Muskelverletzung zu und fällt für den Rest des Turniers aus. Vlasic hat das Mannschaftsquartier bereits verlassen.
Chance für Perisic?
Gute Chancen, gegen Albanien von Beginn an aufzulaufen, hat Ivan Perisic, der in seinen 34 Einsatzminuten gegen Spanien mit drei Torschüssen und fünf Flanken (die meisten der Mannschaft) frischen Wind brachte. Der einstige Bundesligaprofi (BVB, VfL Wolfsburg, FC Bayern) bereitete auch das vermeintliche 1:3 vor: Der Treffer zählte aber nicht, weil Perisic nach dem vergebenen Strafstoß von Bruno Petkovic zu früh in den Strafraum gelaufen war. Sollte der 35-Jährige nun links offensiv starten, dürfte Kramaric für Budimir wieder in die Sturmmitte rücken.
Trainer Dalic: "Alles liegt in unseren Händen"
"Wir dürfen bei dieser EM nicht untergehen - und das ist meine Aufgabe. Es ist noch nicht vorbei. Alles liegt in unseren Händen", erklärte Trainer Dalic. Der Verdacht, dass der Vizeweltmeister von 2018 seinen Zenit längst überschritten hat, kam schon bei der EM 2021 auf. Anderthalb Jahre später wurden die Kroaten dann WM-Dritter. "Wir werden alles tun", sagte Budimir deshalb auch vor dem Albanien-Spiel: "Regenerieren, analysieren, mehr zeigen. Aber wir werden nicht den Kopf senken!"