Zittersieg gegen Serbien Jude Bellingham und die englische Abhängigkeit
England ist mit einem Sieg gegen Serbien in die EM 2024 gestartet. Es war kein Zufall, dass Jude Bellingham den einzigen Treffer erzielte. Der 20-Jährige war Dreh- und Angelpunkt des enttäuschenden englischen Spiels.
Die Mitspieler wussten, was sie an ihm hatten. Kieran Trippier jedenfalls kam unmittelbar nach dem Halbzeitpfiff auf Jude Bellingham zu, legte seinen Arm um seinen Teamkollegen und ließ ihm ein paar freundliche Worte zukommen.
Im EM-Auftaktspiel gegen die Serben, dass das Team von Trainer Gareth Southgate knapp mit 1:0 (1:0) für sich entschied, war es nicht zu übersehen, dass der 20-Jährige das Wohl und Wehe dieses englischen Nationalteams bestimmte. Und das nicht nur, weil er mit geradezu brachialer Wucht den entscheidenden Kopfball (13. Minute) in die Maschen beförderte.
Im Zusammenspiel mit Saka
War Bellingham in der ersten Halbzeit am Ball, setzte er sein besonders großes Spielverständnis, seine außergewöhnliche Technik, seine bemerkenswerte Körperlichkeit ein, dann partizipierten sämtliche Mitspieler von seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten.
"Er ist ein unglaublicher Spieler. Es ist Wahnsinn, was derzeit alles mit ihm passiert. Er spielt mit großem Selbstvertrauen", sagte der an diesem Sonntagabend (16.06.2024) glücklose englische Angreifer Harry Kane über den Spielentscheider.
Wie ein routinierter Star
Und immer dann, wenn der rechte Außenbahnspieler Bukayo Saka mit ins Spiel einbezogen wurde (viel zu selten), versprühten die Engländer Torgefahr. So entstand auch die Führung.
Diesen Spielzug und Jude Bellingham - viel mehr hatten die "Three Lions" an diesem Abend allerdings nicht zu bieten. Es war ein enttäuschender Auftritt des Teams, das von vielen Experten in Vorfeld als der größte Turnierfavorit gehandelt wurde.
Diese hohen Erwartungen können aber wohl nur erfüllt werden, wenn Bellingham in den anstehenden Partien seine Rolle länger als eine Halbzeit so dominant interpretiert. Er spielte in den ersten 45 Minuten in der Gelsenkirchener Arena so routiniert, als sei er ein mit allen Wassern gewaschener Star, der nie etwas anderes gemacht hat. Der junge Mann aus Stourbridge schien die große (EM-)Bühne sichtlich zu lieben. Aber er hielt sein hohes Niveau, das intensive Tempo nicht lange genug aufrecht.
Es fehlten Struktur und Ordnung
Es war nicht zu übersehen: Der 20 Jahre alte Bellingham ist bereits so etwas wie das Leittier der "Three Lions", der Chef einer talentierten, aber doch von den Spielkünsten Bellinghams abhängigen Mannschaft.
Denn: Nahm sich Bellingham seine Auszeiten, die vor allem in der zweiten Hälfte immer länger wurden, dann fehlten den Engländern gegen die aggressiven aber auch spielstarken Serben häufig die Struktur und die Orientierung.
Das Southgate-Team strauchelte zusehends gegen die verbissen kämpfenden Serben. "Es war sehr schwer zu spielen, die Serben waren ein sehr robuster Gegner. Es war wichtig, erstmal zu gewinnen, jetzt schauen wir weiter", sagte Bellingham. Er und sein Team retteten sich gerade noch über die Ziellinie.
Kane trifft nur die Querlatte
Die Engländer kamen in der zweiten Hälfte kaum noch geordnet in die Offensive und hatten anderseits und mehrfach großes Glück, dass die Serben vor dem englischen Tor immer einen Schlenker zu viel machten und den entscheidenden Pass zu ungenau spielten. Von Bellingham war in diesen Phasen nichts mehr zu sehen, darunter litt die gesamte englische Mannschaft.
Erst kurz vor Schluss, als die Serben alles nach vorne warfen, gelang noch ein Konter ohne Bellingham-Beteiligung, bei dem Kanes Kopfball an der Querlatte des serbischen Tores landete.
Es reichte am Ende für einen glücklichen englischen Erfolg - dank Jude Bellinghams Geistesblitz. Darauf sollten sich Trainer Southgate und sein Team in den kommenden Partien aber besser nicht verlassen.