Der EM-Pokal - das Turnier kann für Städte teuer werden

EM 2024 Die Einnahmen der UEFA, die Kosten der Städte - und was mit dem Geld passiert

Stand: 13.06.2024 11:50 Uhr

Die UEFA will bei der EM 2024 in Deutschland Rekordeinnahmen erzielen. Kosten tragen vor allem die Städte, das Geld der UEFA landet am Ende zu einem großen Teil bei den Verbänden und auch bei Spitzenklubs.

Wie viel Geld die UEFA mit dem Turnier einnehmen will

Die UEFA hat für die EM 2024 einen Rekord bei den Einnahmen als Ziel ausgerufen. "Unser Ziel ist, über 2,4 Milliarden Euro Umsatz zu erzielen", sagte Martin Kallen, der für die UEFA die Turniere verantwortet, beim Sportkongress Spobis in Hamburg. "Und das werden wir erreichen." Den bisherigen Höchstwert verzeichnete die UEFA 2016 mit mehr als 1,9 Milliarden Euro. 2021 sorgten Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie für kleinere Einnahmen bei den Ticketverkäufen und verhinderten eine Bestmarke.

Einnahmen EM-Turniere (Quelle: UEFA)
Turnier Gesamt €
1992 40,9 Mio.
1996 147,3 Mio.
2000 229,9 Mio.
2004 855,2 Mio.
2008 1.350,9 Mio.
2012 1.390,9 Mio.
2016 1.916,0 Mio.
2021* 1.882,5 Mio.

*Zuschauerbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie

Die Einnahmen der UEFA bei einer EM lassen sich weitgehend in vier Bereiche aufteilen:

  • Verkauf von Medienrechten
  • Sponsoring und kommerzielle Rechte (beispielsweise Sammelbilder)
  • Verkauf von Eintrittskarten
  • Verkauf von VIP-Pakten

Den größten Teil machten in der jüngeren Vergangenheit die Medienrechte aus, gefolgt von Sponsoring.

Einnahmen EM-Turniere in Euro (Quelle: UEFA)
Einnahmen 2012 € 2016 € 2021 €
TV-Rechte 837,2 Mio. 1.024,2 Mio. 1.135,0 Mio.
Sponsoring 313,9 Mio. 483,3 Mio. 520,8 Mio.
Tickets 136,1 Mio. 269,2 Mio. 148,9 Mio.
VIP-Pakete 102,0 Mio. 128,1 Mio. 77,3 Mio.
Sonstiges 1,7 Mio. 11,2 Mio. 0,5 Mio.
Gesamt 1.390,9 Mio. 1.916,0 Mio. 1.882,5 Mio.
Kosten -499,2 Mio. -595,2 Mio. -703,9 Mio.
Ertrag 891,7 Mio. 1.320,8 Mio. 1.178,6 Mio.

Nach Abzug der Kosten betrug der Gewinn für die UEFA zuletzt deutlich mehr als eine Milliarde Euro. Dieser Betrag kann sich 2024 entsprechend erhöhen, wenn die erhoffte Steigerung der Einnahmen erreicht wird. Die UEFA hofft auf einen Gewinn von mehr als 1,7 Milliarden Euro.

Straßenszene in Dortmund vor der EM

Straßenszene in Dortmund vor der EM

Welche Kosten für Deutschland entstehen

Ein besonders großer Teil der Kosten für Deutschland bleibt unklar: Die Sicherheitsmaßnahmen durch die Polizei sind umfangreich. "Die Gewährleistung der Sicherheit ist eine elementare Aufgabe des Staates", teilte das Bundesinnenministerium auf Anfrage mit. Das gelte auch für die EM, für die alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen würden. Aber: "Diese Kosten sind von den übrigen Aufgaben der Sicherheitsbehörden nicht zu trennen und werden daher nicht gesondert aufgeschlüsselt."

Das finanzielle Risiko liegt sonst vor allem bei den zehn deutschen Städten, in denen das Turnier gespielt wird. Einer Recherche von "Correctiv" zufolge sind die Kosten für die Städte um 66 Millionen Euro im Vergleich zu vorherigen Planungen gestiegen. Diese Steigerung kann viele Gründe haben, darunter erhöhte Sicherheitsanforderungen. Kosten entstehen auch durch zusätzliches Personal in der Verwaltung, Mobilität oder Nachhaltigkeitsmaßnahmen.

Über das Informationsfreiheitsgesetz veröffentlichte fragdenstaat.de die Verträge von Hamburg und Dortmund mit der UEFA. Ein großer Kostenpunkt werden demzufolge die Fanzonen. In Berlin wurde ein großer Bereich vor dem Brandenburger Tor mit Kunstrasen ausgelegt. Allein der Betrieb dieser Fanmeile soll 24 Millionen Euro kosten. Die Fanzonen sind Pflicht, in den Anforderungen der UEFA zur Ausrichtung des Turniers heißt es: "Die Gastgeberstadt ist der Veranstalter der offiziellen Fanzone und muss alle Kosten im Zusammenhang mit deren Planung, Aufbau, Betrieb und Abbau tragen."

Die Fan-Zonen sind ein erheblicher Kostenfaktor, hier in Berlin mit großflächig ausgelegtem Kunstrasen.

Die Fan-Zonen sind ein erheblicher Kostenfaktor, hier in Berlin mit großflächig ausgelegtem Kunstrasen.

Auf Anfrage der Sportschau vom Montag (10.06.2024) bezifferten die zehn Städte ihre voraussichtlichen Kosten beziehungsweise ihre bereitstehenden Budgets für die EM so:

Geplante Kosten für die EM-Städte
Stadt Betrag €
Berlin 83,7 Mio.
Stuttgart 38,4 Mio.
Frankfurt am Main 30,2 Mio.
Hamburg 30,0 Mio.
Dortmund 21,0 Mio.
München 21,0 Mio.
Düsseldorf 20,5 Mio.
Gelsenkirchen 19,0 Mio.
Leipzig 15,0 Mio.
Köln 13,8 Mio.
Summe 292,6 Mio.

Das ist vielerorts nicht alles: Die Stuttgart trug zum Umbau des Stadions rund 60 Millionen Euro bei, profitiert aber möglicherweise auch selbst langfristig von solchen Maßnahmen. Auch andere Städte mussten in kleinerem Umfang in ihre Stadien investieren.

Das Stuttgarter Stadion vor der EM

Das Stuttgarter Stadion vor der EM

Warum Städte trotz der Kosten die EM-Spiele wollen

Nicht alle Städte waren bereit, solchen Investitionen zuzustimmen. Der "Spiegel" berichtet, dass Kaiserslautern wegen der Bedingungen von einer Bewerbung absah und Bremen scheiterte auch deshalb, weil die Stadt nicht allen Vorgaben zustimmte. Martin Günthner, früherer Bremer Wirtschafts- und Justizsenator sagte im "Spiegel": "So wie es da vorlag, konnten wir es jedenfalls nicht unterschreiben."

Aufbau einer Fan-Zone auf dem Stuttgarter Schlossplatz

Aufbau einer Fan-Zone auf dem Stuttgarter Schlossplatz

Die Gründe, die Städte für eine Zustimmung oft anführen, sind ein erhoffter Imagegewinn sowie Einnahmen durch Tourismus. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller sagte der Tagesschau: "Wir glauben, dass wir wirtschaftlich von diesem Turnier profitieren werden, denn es kommen Hunderttausende Menschen in unsere Stadt, die hier Geld ausgeben werden. Es werden fünf Milliarden Menschen an den Bildschirmen weltweit dieses Turnier sehen, und das ist für Düsseldorf eine unbezahlbare Image-Werbung."

Michael Grömling vom Institut der Deutschen Wirtschaft wandte im SWR ein, dass Sportgroßveranstaltungen grundsätzlich "kaum ökonomische Impulse" geben würden.

Welche Steuern die UEFA zahlt - und welche nicht

Steuerfreiheit genießt die UEFA in der Schweiz. Dort verkauft sie ihre Medien- und Sponsoringrechte, die den größten Teil ihrer Einnahmen ausmachen. Eine Steuer auf den Gewinn muss sie dort als gemeinnützige Organisation nicht bezahlen. In der Schweiz sind zahlreiche Sportverbände ansässig, auch das Internationale Olympische Komitee und der Fußballweltverband sitzen in der Schweiz und genießen die weitreichenden Privilegien. Für die Schweiz sind die Verbände trotz der Steuerfreiheit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der zudem Arbeitsplätze bedeutet.

Die UEFA-Zentrale in Nyon/Schweiz

Die UEFA-Zentrale in Nyon/Schweiz

Auf eine Anfrage der Sportschau zu Steuererleichterungen für die UEFA antwortete das Bundesfinanzministerium: "Die Bundesregierung hat steuerliche Garantien gegenüber der UEFA abgegeben. Welche Steuererleichterungen der UEFA durch das Bundesministerium der Finanzen konkret gewährt werden, fällt unter das Steuergeheimnis." Grundsätzlich würden ausländische Sportverbände, die in Deutschland agieren, der Körperschaftssteuer unterliegen.

Das Turnier in Deutschland organisiert die EURO 2024 GmbH, ein gemeinsames Unternehmen von UEFA und DFB. Die EURO 2024 GmbH betont auf Anfrage der Sportschau, dass es "wie jedes andere deutsche Unternehmen der deutschen Steuerpflicht unterliegt", es gelte keinerlei Steuerbefreiung. Die EURO 2024 GmbH teilte darüber hinaus mit, dass sie Umsatzsteuer auf Ticketverkäufe sowie Körperschaftssteuer auf ihre Gewinne entrichte. VIP-Tickets werden von einem schweizerischen Unternehmen vertrieben, das seine Einnahmen nach eigenen Angaben in der Schweiz komplett versteuert.

Das Gebäude des Bundesfinanzministeriums

Das Gebäude des Bundesfinanzministeriums

Mit den Eintrittskarten peilt die UEFA Einnahmen von 300 Millionen Euro an, VIP-Pakete nicht eingerechnet. "Der im Zusammenhang mit der EURO 2024 voraussichtlich zu leistende Steuerbetrag von der UEFA und deren Tochtergesellschaften in Deutschland wird auf 65 Millionen Euro geschätzt."

Spieler mit Wohnsitz außerhalb Deutschlands sind dagegen von der Steuer ausgenommen. So soll eine Doppelbesteuerung vermieden werden.

Was mit dem Geld passiert

Ihre Einnahmen verteilt die UEFA an ihre "Kundschaft": die Klubs und die Verbände. Im Europapokal nahm sie zuletzt 3,5 Milliarden Euro pro Saison ein, ab 2024 sollen es 4,4 Milliarden Euro werden. Dieses Geld geht zum größten Teil direkt an die Klubs. Die Einnahmen der EM gehen auf zwei Wegen an die 55 Mitgliedsverbände wie beispielsweise den DFB:

Italienische Spieler feiern den Titelgewinn bei der EM 2021.

Italienische Spieler feiern den Titelgewinn bei der EM 2021.

1. Es gibt Preisgeld, das die Teams bei dem Turnier erspielen können. 331 Millionen Euro stellt die UEFA dafür bereit. Diese Prämien sind im Vergleich zu 2021 nicht gestiegen. Damals waren sie schon geringer als geplant ausgefallen - der Grund war die Coronavirus-Pandemie. Abgesehen vom Startgeld befindet sich das Preisgeld damit auf dem Niveau von 2016.

Preisgelder
Runde 2021/2024 2016
Startgeld 9.250.000 8.000.000
Sieg Gruppe 1.000.000 1.000.000
Remis Gruppe 500.000 500.000
Achtelfinale 1.500.000 1.500.000
Viertelfinale 2.500.000 2.500.000
Halbfinale 4.000.000 4.000.000
Vize 5.000.000 5.000.000
Europameister 8.000.000 8.000.000
Maximalbetrag 28.250.000 27.000.000

2. Der größte Anteil geht in das sogenannte "HatTrick"-Programm der UEFA, dort wird das Geld unter allen 55 Verbänden aufgeteilt. In einem Zeitraum über vier Jahre bis 2028 stellt die UEFA aus den EM-Einnahmen nach eigenen Angaben 935 Millionen Euro in Aussicht (zuvor 775,5 Millionen Euro). Bis 2028 hat jeder Verband von Albanien bis Zypern jedes Jahr Anrecht auf einen Sockelbetrag von einer Million Euro. Dieser Betrag kann sich auf bis zu zwei Millionen erhöhen, wenn der jeweilige Verband bestimmte Programme auflegt, beispielsweise für Schiedsrichter, Nachhaltigkeit oder die Entwicklung des Frauenfußballs. Zudem bezuschusst die UEFA Investitionen, beispielsweise in Stadien oder Trainingsgelände.

Auch Russland ist Empfänger dieser Zahlungen, in der Saison 2022/23 erhielt Russlands Verband auf diesem Weg 1,42 Millionen Euro von der UEFA. Russlands Teams sind derzeit wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine in der UEFA suspendiert, der Verband aber weiter vollwertiges Mitglied.

Wie auch die Klubs aus der Champions League EM-Geld bekommen

Darüber hinaus profitieren auch die Spitzenklubs finanziell von der EM und damit auch indirekt von den Investitionen der Städte. 240 Millionen Euro gehen an die Vereine für die Abstellung der Spieler für die Nationalmannschaftswettbewerbe der UEFA, darunter auch die Qualifikation und die Nations League.

140 Millionen Euro sollen aus dem EM-Turnier an die Klubs gehen. Für die Spitzenklubs sind 10.000 Euro pro Tag und Spieler ab zehn Tage vor Turnierbeginn vorgesehen. Sollte Deutschland das Endspiel erreichen, würde beispielsweise Bayern München also 410.000 Euro für Spieler wie Manuel Neuer, Jamal Musiala oder Thomas Müller bekommen.

Nationalspieler Jamal Musiala in Aktion, im Hintergrund Thomas Müller

Nationalspieler Jamal Musiala in Aktion, im Hintergrund Thomas Müller