San Marino feiert den ersten Pflichtspielsieg seiner Geschichte.

Nations League Liga D - Fußballzwerge im Siegesrausch

Stand: 12.10.2024 22:05 Uhr

Die Nations League wird in großen Fußballländern teils mit Argwohn betrachtet. Ganz unten in Liga D spielen die kleinen Teams nun untereinander - und freuen sich über Siege, die es früher nicht gab.

276 Pflichtspiele ohne Sieg. Die Serie von San Marino, die mit Beginn des Spielbetriebs der Nationalmannschaft in der UEFA und der FIFA 1990 begann, war bedrückend. Sie endete in der Liga D der Nations League, am 5. September 2024 nach 34 Jahren mit einem 1:0-Sieg gegen Liechtenstein, der erste Erfolg in einem Pflichtspiel.  

Nick Sensoli, mit 19 Jahren nur etwas mehr als halb so alt wie San Marinos Sieglosserie, erzielte das bislang wichtigste Tor der Verbandsgeschichte. "Ich bin überglücklich", sagte Sensoli nach dem Tor. "Es ist unbezahlbar, zu Hause zu gewinnen. Vor meiner Familie und meinen Freunden." Der Jubel in Serravalle wirkte grenzenlos.

Spiele auf Augenhöhe bringen Spannung und Erfolgserlebnisse

Doch ein Zufallssieg für San Marino war es nicht. Die Nations League bringt Teams auf Augenhöhe zusammen, enge Spiele sind die Folge. "Wir wussten, dass wir ihnen weh tun können", sagte Sensoli. "Wir waren vorbereitet. Und am Ende haben wir bis zur letzten Sekunde verteidigt, um den Sieg nach Hause zu bringen." Gewinnen, das in San Marino bisher fast unbekannte Gefühl, ist Teil der Liga D. Ein sportlicher Wert winkt: Der Gruppensieger steigt in die Liga C auf, potenzielle Gegner bei der nächsten Nations-League-Saison wären dann immerhin Teams wie Schweden oder Rumänien.  

Stadion in Gibraltar in der Nations League

Stadion in Gibraltar in der Nations League

Auch Gibraltar ist Teil der Gruppe D1 und ist kein erfolgsverwöhntes Team. In einem schwer umkämpften 2:2 gegen Liechtenstein verwandelte Gibraltars Liam Walker eine Ecke direkt, danach holte Gibraltar mit einem 1:0-Sieg San Marino wieder auf den Boden zurück. Am Sonntag (18 Uhr) muss Gibralter als Spitzenreiter im Rückspiel bei Liechtenstein auflaufen - Liechtenstein könnte mit einem Sieg nach Punkten gleichziehen.

Zwischen den drei Teams, die im hinteren Dutzend der FIFA-Weltrangliste zwischen den Britischen Jungferninseln, den Seychellen und Tonga rangieren, herrscht große Spannung.

Gibraltars Kapitän Liam Walker jubelt.

Gibraltars Kapitän Liam Walker jubelt.

"Nations League? Es gibt keine sinnlosen Spiele mehr"

Gibraltar erlebte in der jungen Geschichte des Wettbewerbs einen Höhenflug in der Nations League, spielte als Aufsteiger 2022/23 schon in der Liga C. Spieler Lee Cascario sagte damals über das Turnier: "Die Nations League ist für uns von Vorteil, da wir uns dort mit Spielern messen können, die auf unserem Niveau sind", sagte Casciaro. "Es gibt keine sinnlosen Spiele mehr gegen Deutschland und Frankreich, die uns nicht weiterbringen und die Fans nicht interessieren."

Fans von Gibraltar jubeln gegen Liechtenstein

Fans von Gibraltar jubeln gegen Liechtenstein

Letztmals spielte sein Team in der Qualifikation zur EM 2016 gegen Deutschland. In Nürnberg gewann Deutschland 4:0, im Rückspiel traf André Schürrle im portugiesischen Faro beim 7:0 dreimal. Gibraltar holte in der Gruppe damals keinen einzigen Punkt in zehn Spielen, bei 2:56 Toren.

Die Kleinen sind nicht von den Großen abgekoppelt - noch nicht

Abgeschnitten von großen Gegnern sind die kleinen Teams bislang aber nicht. In der Qualifikation zur WM 2026 werden Gibraltar, San Mario und Liechtenstein wie gewohnt auf die ganz großen Namen treffen können. Das gilt auch für Andorra, Malta und Moldau, die in der zweiten Gruppe der Liga D spielen. Hier ist Moldau klarer Favorit, hat bereits zwei Spiele gewonnen und kann am Sonntag mit einem Sieg auf Malta den Aufstieg schon klarmachen.

Das Rheinpark-Stadion in Vaduz

Das Rheinpark-Stadion in Vaduz

Doch wie lange bleibt es bei diesem System? Im Fußball der Frauen ist die UEFA längst einen Schritt weitergegangen. Auch die Qualifikation zu EM und WM wird im gleichen Ligensystem der Nations League ausgetragen. Spiele auf Augenhöhe machen den Wettbewerb spannender, in Kontakt kommen die großen und die kleinen Teams aber meist nur noch in den Playoffs der Qualifikation. Die Spannung in der Nations League der Männer könnte eines Tages die UEFA dazu bringen, die Männer dem System der Frauen anzupassen.