Sieg in der Nations League Nach 20 Jahren ohne Sieg - San Marino kann doch noch gewinnen
Ein Länderspiel hatte San Marino zuletzt 2004 gewonnen - da war Nicko Sensoli noch nicht geboren. Nun hat diese Serie ein Ende. Dank Sensoli, er war in der Nations League gegen Liechtenstein der Held.
Auf den historischen Moment war San Marinos Stadionsprecher nicht unbedingt optimal vorbereitet. Als Schiedsrichter Andris Treimanis abpfiff, als San Marino tatsächlich ein Länderspiel gewonnen hatte, wiederholte der Stadionsprecher erst einmal ungläubig das Ergebnis. "San Marino uno, Liechtenstein zero!", rief er in sein Mikrofon. Er rief es einmal, zweimal, dreimal. Dann begann die Party.
20 Jahre lang hatte San Marinos Fußball-Nationalmannschaft auf einen Sieg gewartet, in 140 Spielen gab es 134 Niederlagen und sechs Unentschieden. Und jetzt das: Zum Auftakt der Nations League gewann der Letzte der FIFA-Weltrangliste 1:0 gegen jenen Gegner, gegen den er am 28. April 2004 den bislang einzigen Erfolg seiner Geschichte (ebenfalls 1:0) geholt hatte. Es ist ein Sieg, der einem kleinen Land die Welt bedeutet.
"Ich werde heute Nacht wohl nicht so viel schlafen", sagte Nicko Sensoli, der 2004 noch nicht einmal geboren war. Nun erzielte Sensoli, 19, beim 1:0 gegen Liechtenstein in der Nations League den Siegtreffer. So wurde er zum Helden von San Marino, einem nur 30.000 Einwohner zählenden Zwergstaat, der ganz von Italien umgeben ist.
Sensoli sagte: "Ich kann es noch gar nicht glauben. Ich widme dieses Tor meiner Familie, meinem besten Freund und allen Fans, die heute im Stadion waren."
Sensoli bei Real Madrid - ganz so schnell geht es dann doch nicht
Sensoli hatte zuletzt beim italienischen Viertligisten Sangiuliano vergeblich auf einen Stammplatz gehofft. Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das ja bald: In Sensolis Wikipedia-Artikel hatte einer nach Schlusspfiff als künftigen Verein "Real Madrid" eingetragen - und den Vornamen des Mittelfeldspielers in "Gott" geändert.
Der Eintrag wurde allerdings schnell rückgängig gemacht. Denn ganz so schnell wird es in der Karriere des Fußballers Sensoli dann doch nicht nach oben gehen.
Pathos ist so ein Ding in San Marino: "Treffen mit dem Schicksal"
Grund zum Feiern gab es aber auch so, schließlich hat San Marinos Nationalmannschaft schon viel erlebt. Das 0:13 gegen Deutschland im September 2006 etwa, die bis heute höchste Pleite, aber auch die sensationelle 1:0-Führung gegen England nach nur 8,3 Sekunden im November 1993. Für mehr als 23 Jahre war der Treffer von Davide Gualtieri der schnellste in der Geschichte der WM-Qualifikation.
Am Donnerstag folgte noch so ein denkwürdiger Moment, beim Schlusspfiff brach großer Jubel aus. Und auch der Stadionsprecher stimmte mit ein. "Das ist das Treffen mit dem Schicksal, auf das wir 20 Jahre gewartet haben", rief er. Das Warten der Fußballer San Marinos, es hat ein Ende. Und es muss ja nicht bei diesem einen Erfolg bleiben.
Die Gegner: Liechtenstein und Gibraltar - da geht doch was. Oder?
In der Weltrangliste des Weltverbands FIFA belegt das Team von Nationalcoach Roberto Cevoli den 210. und damit letzten Platz. Liechtenstein steht als 199. etwas weniger weit hinten - der Ausgang des Spiels war also schon eine Überraschung. Cevoli sagte über seine Spieler: "Sie wollten diesen Sieg so sehr, und sie haben ihn mit großen Opfern geschafft."
In der Gruppe mit Liechtenstein und San Marino spielt außerdem Gibraltar, Weltranglistenplatz: 198. Es wäre also durchaus möglich, dass sie in San Marino nicht noch einmal 20 Jahre auf einen Sieg warten müssen.
Dann wären sie in San Marino sicher ein wenig besser vorbereitet. Der Stadionsprecher aber kann sich Zeit lassen. Das nächste Heimspiel steht erst Mitte November an, dann heißt der Gegner in der Nations League Gibraltar.