EM-Qualifikation, Gruppe F Schwedens Ibrahimovic - Gott auf der Ersatzbank
Zlatan Ibrahimovic schreibt jetzt manchmal Briefe, und im Fußball bricht er Rekorde, immer noch. Wenn Schweden mit einem Heimspiel gegen Belgien (24.03.2023) in die EM-Qualifikation startet, wird auch Ibrahimovic dabei sein - nur eben in neuer Rolle.
Vor einigen Wochen hat Gott einen Brief geschrieben, der Grund dafür war ein ziemlicher irdischer. Zlatan Ibrahimovic, 41, hat zusammen mit seiner Partnerin ein Haus in Stockholm gekauft. Und weil man das eben so macht, sogar dann, wenn man sich selbst gerne mal Gott nennt, hat Ibrahimovic sich an die Mieterinnen und Mieter gewendet. Am Ende schrieb Ibrahimovic: "Freundlichst, Zlatan."
Natürlich haben sich Medien in Schweden sehr für diesen Brief interessiert. Eine Mieterzeitung berichtete, Ibrahimovic und seine Partnerin hätten den Mietparteien mitgeteilt, sie müssten sich keine Gedanken machen. Ein Verkauf stünde nicht an, überhaupt hätten sie noch keine konkreten Pläne für die Immobilie.
Über Ibrahimovic liest man das sonst selten. Pläne hat er viele, oft sind es die ganz großen. Er ist nun Vermieter, und Fußball spielt er auch wieder, sogar für Schweden. Aber der Reihe nach.
Neun Monate war Ibrahimovic verletzt, das Knie. Keine kleine Geschichte, auch für einen wie "Ibra" nicht. Es hat dann tatsächlich Menschen gegeben, die Gottes Rolle im Fußball in Frage stellten. Aber wer ist schon unfehlbar?
Alter schützt vor Toren nicht
Viermal hat Ibrahimovic seit Ende Februar für seinen Klub AC Mailand gespielt, 144 Minuten, verteilt auf vier Einwechslungen. Zuletzt, bei einer 1:3-Niederlage gegen Udinese, war er Kapitän und er verwandelte einen Elfmeter. Seitdem ist Ibrahimovic mit 41 Jahren und 166 Tagen der älteste Spieler, der jemals ein Tor erzielt hat in Italiens Serie A.
Es folgten Schlagzeilen, wie Ibrahimovic sie mag. "Ibra, eine Mode, die nie vergeht", schrieb etwa die "Gazzetta dello Sport". Schwedens Nationaltrainer Janne Andersson werden Lobeshymnen wie diese womöglich bestätigt haben, aber seine Entscheidung hatte er ohnehin bereits getroffen: Ibrahimovic steht in Schwedens Kader für die WM-Qualifikationsspiele gegen Belgien (Freitag, 24.03.2023) und Aserbaidschan (Montag, 27.03.2023).
Ibrahimovic war immer Schwedens bester Fußballer - nur einfach war er nicht immer
Ibrahimovic, sagte Andersson, könne noch immer einiges zum Erfolg einer Mannschaft beitragen. "Vor allem auf dem Feld, aber auch neben dem Feld." Man habe das ja zuletzt auch in Mailand beobachten können. Dort hatte Ibrahimovic nach seiner langen Verletzungspause klaglos den Einwechselspieler gegeben. Aber würde er das auch in Schweden tun?
Für die Nationalmannschaft hat Ibrahimovic vor 22 Jahren debütiert, muss man sich mal vorstellen. Er hat seitdem 121 Länderspiele absolviert und 62 Tore erzielt. Einen besseren Fußballer hat Schweden nie hervorgebracht, aber einfach war es mit Ibrahimovic nicht immer. Auch der Trainer Andersson wird das nicht vergessen haben.
Als Gott seine Rückkehr inszenierte
Einmal, nach dem frühen Aus bei der EM 2016, war Ibrahimovic gar zurückgetreten. Fortan war er zu einer Art Chefkritiker des damals sehr neuen Nationaltrainers Andersson geworden, hatte über dessen Taktik gelästert und die Kadernominierung infrage gestellt. Aber irgendwann sagte Ibrahimovic: "Ich vermisse die Nationalmannschaft."
Es folgten Gespräche zwischen Andersson und "Ibra" - und der Rücktritt vom Rücktritt. Bei Instagram schrieb Ibrahimovic mit der ihm eigenen Bescheidenheit von Gott, der nun zurückkehren werde.
Natürlich hatte der schwedische Verband anlässlich der Rückkehr von Ibrahimovic eine aufwendig vorbereitete Pressekonferenz gegeben, man konnte sie sogar in Deutschland verfolgen. Ibrahimovic sagte darin Ibrahimovic-Dinge, einmal gar: "Ich werde die EM gewinnen. Ich denke an nichts anderes." Schweden spielte gut, aber die EM gewannen sie nicht. Und Ibrahimovic war verletzt und gar nicht im Kader.
Gottes neue Rolle
Zwei Jahre ist es her, dass Ibrahimovic in Schwedens Nationalmannschaft zurückgekehrt ist. Er hat seitdem fünf Spiele gemacht, ein Tor ist ihm nicht gelungen, oft war er verletzt. Joker war er schon vor seiner Knieverletzung manchmal, und es wäre schon eine Überraschung, sollte er nun wieder in Anderssons Startelf auftauchen. Auch Gott altert, und manchmal sitzt er eben auf der Ersatzbank.
Immerhin die "Elf" bleibt ihm. Als Emil Forsberg Ibrahimovic bei dessen Rückkehr 2021 das Trikot mit der Nummer zehn anbot, das "Ibrakadabra" lange getragen hatte, winkte der großzügig ab. Er hatte sich ohnehin für die Nummer elf entschieden. Die trug eigentlich Alexander Isak, der vielen schon da als legitimer Nachfolger von Ibrahimovic galt. Natürlich gab Isak die Nummer gerne weiter.
Ibrahimovic hat die Geschichte damals gerne erzählt, sie schien ihm zu gefallen. "Er meinte, er will sie in sechs, sieben Jahren zurückhaben, wenn ich aufhöre", sagte Ibrahimovic. Nach dieser Rechnung blieben ihm noch immer vier oder fünf Jahre bei der Nationalmannschaft. Vielleicht hat auch Alexander Isak seitdem manchmal nachgezählt. Er trägt nun lieber das Trikot mit der Nummer neun.