Benefizspiel gegen die Ukraine Einzelkritik: Nur auf Füllkrug ist Verlass
Die Dreierkette sollten sie bei der deutschen Nationalmannschaft lieber noch einmal üben. Immerhin Niclas Füllkrug tat, was er beim DFB immer tut. Die Einzelkritik.
Tor - Kevin Trapp: Machte sein siebtes Länderspiel, das erste nach 15 Monaten - nur war es ein undankbares Spiel für einen Torhüter: Trapp bekam vier Schüsse auf sein Tor, kassierte aber drei Gegentore. Schuld daran traf ihn nicht.
Abwehr - Antonio Rüdiger: In der Nationalmannschaft ist Rüdiger als Abwehrchef eingeplant, gegen die Ukraine aber war er nur selten der Chef, da unterschied ihn nicht viel von seinen Nebenleuten. Die Dreierkette sollten sie bei der deutschen Nationalmannschaft lieber noch einmal üben. Auch er ließ sich von den Steilpässen und Umschaltaktionen der Ukraine überrumpeln. Hatte später Pech, als er von Mudryk angeschossen wurde und ein Eigentor erzielte (23. Minute). Stark sein langer Ball auf Havertz, aus dem ein Tor resultierte.
Abwehr - Matthias Ginter: In Erinnerung bleiben wird von Ginter eine Szene aus der 56. Minute. Julian Brandt spielte einen halbhohen Ball zurück zu Ginter, clever war das nicht. Dann missglückte Ginter im eigenen Strafraum die Ballannahme, Dovbyk holte sich den Ball, bediente Tsygankov - Tor für die Ukraine. Es war kein gutes Länderspiel von Ginter, diesmal zentraler Mann in einer Dreierkette, die nur selten Sicherheit gab. Aber welcher Nationalspieler konnte an diesem Sommerabend das Gegenteil von sich behaupten?
Abwehr - Nico Schlotterbeck (bis 46.): Spielte links in der Dreierkette und zeigte, dass er mit dem Ball einiges kann. Fand einmal, es lief die 36. Minute, Räume für Raum, als er einen Pass spielte, auf den auch Beckenbauer stolz gewesen wäre. Nur sind die Pässe eben nicht das Kerngeschäft eines Innenverteidigers. Verteidigte mutig nach vorne, vergaß dabei aber manchmal Ukrainer in seinem Rücken. Vor dem 1:2 ließ er Tymchyk davonziehen, kurz vor der Pause auch noch Jarmolenko. Da hatte Deutschland Glück. Bundestrainer Flick nahm ihn zur Halbzeit raus, eine Überraschung war das nicht.
Mittelfeld - Marius Wolf (bis 62.): Begann stark und war an der Führung für Deutschland entscheidend beteiligt, seinen Schuss beförderte Füllkrug mit dem Knie über die Linie. Es sollte die beste Szene des Dortmunders Wolf bleiben. Gegenspieler Mudryk lief ihm nicht nur einmal davon, nach einer Stunde wechselte Bundestrainer Flick Wolf aus.
Mittelfeld - Leon Goretzka (bis 62.): Begann überraschend als Sechser, war um Struktur bemüht, ohne für Struktur zu sorgen. Hatte seine auffälligste Szene dann auch in der Offensive, als er in der 29. Minute vom Strafraumrand schoss und das Tor rechts oben nur um Zentimeter verfehlte.
Mittelfeld - Joshua Kimmich: Spielte diesmal als Achter meist vor Goretzka, war viel am Ball. Einer seiner Chipbälle hinter die gegnerische Abwehr leitete die Führung ein. War wie so oft Ballverteiler, hat dabei aber schon mal mehr geglänzt. Traf in der Nachspielzeit, als er einen Strafstoß zum 3:3-Endstand verwandelte.
Mittelfeld - Julian Brandt (bis 71.): Machte sein 40. Länderspiel und stand zum ersten Mal unter dem Bundestrainer Flick in der Startelf. Brandt begann dann auch stark, er war viel in Bewegung und spielte einige gute Pässe. Zwei aber waren schwach: In der Entstehung des 1:1-Ausgleichstreffers suchte er Kimmich, aber fand nur einen Ukrainer. Und vor dem 1:3 spielte Brandt einen halbhohen Ball in den eigenen Strafraum, Ginter konnte den Pass nicht verarbeiten. Man muss es so sagen: Seine Startelfchance hat Brandt nicht genutzt.
Mittelfeld - David Raum (bis 71.): Ihm liegt das von Bundestrainer Hans Flick getestete 3-5-2-System, dort kann er auf der linken Seite seine Stärken im Offensivspiel ausspielen und hat gleichzeitig jemanden hinter sich, der seine Schwächen in der Defensive abfedern kann. Zumindest in der Theorie. In der Praxis traf Raum nach einem seiner Vorstöße das Außennetz, es war seine beste Aktion. Später verlor er im Mittelfeld den Ball, aus dieser Aktion resultierte das 1:2, es war seine schlechteste Aktion.
Angriff - Leroy Sané: Zeigte manchmal, was für ein begabter Fußballer er ist. So wie in der 45.+2 Minute, als er einen Freistoß aus 20 Metern trat. Die Schusstechnik war ein Traum, die Latte zitterte, aber ein Tor fiel nicht. Es war seine auffälligste Szene, war sonst auch manchmal auffällig unauffällig.
Angriff - Niclas Füllkrug (bis 46.): Wenn es an diesem Abend einen Gewinner gab, dann war es Niclas Füllkrug. Machte kein überragendes Länderspiel, aber wenn es in der ersten Hälfte gefährlich wurde, war meist er beteiligt. So wie in der 6. Minute, als er einen Schuss von Wolf mit dem Knie abfälschte und ins Tor beförderte. Es war sein siebtes Tor im siebten Länderspiel. Kann man so machen.
Angriff - Kai Havertz (ab 46.): Benötigte eine Zeit, um ins Spiel zu finden, zeigte dann aber seine Klasse. Schoss erst knapp neben das Tor (64.), und traf in der Schlussphase mit einem Schuss aus spitzem Winkel doch noch (83.). Später holte er noch den Strafstoß heraus, den Kimmich zum Ausgleich verwandelte. Es war eine Bewerbung für einen Platz in der Startelf des Bundestrainers Flick.
Abwehr - Lukas Klostermann (ab 46.): Kam nach der Pause für Schlotterbeck, zeigte dann, dass er es im Sprint auch mit Mudryk aufnehmen kann. Fiel sonst selten auf, blieb aber auch ohne große Fehler.
Mittelfeld - Jonas Hofmann (ab 62.): Kam nach knapp einer Stunde für Wolf, spielte aber deutlich offensiver. Hatte direkt eine gute Szene, als er Klostermann schickte und so eine Chance von Musiala initiierte. Es blieb seine auffälligste Szene, tauchte dann ab.
Mittelfeld - Jamal Musiala (ab 62.): Benötigte nicht lange, um ins Spiel zu finden. Zeigte einmal, wie gut er am Ball ist, als er sich um mehrere Ukrainer drehte und dann schoss. Aber an den entscheidenden Aktionen war er diesmal nicht beteiligt, das waren Havertz und Kimmich.
Mittelfeld - Florian Wirtz (ab 71.): Ersetzte in der Schlussphase Brandt, blieb aber unauffällig.
Mittelfeld - Benjamin Henrichs (ab 71.): Kam für Raum, konnte die verbliebenen gut zwanzig Minuten aber nicht nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen.