Streit mit dem Verband beigelegt Der nächste Sieg der spanischen Weltmeisterinnen
Der Streit zwischen den spanischen Fußball-Weltmeisterinnen und dem nationalen Verband RFEF ist kurz vor dem ersten Pflichtspiel endlich beigelegt.
Bei Verhandlungen, die sechs Stunden gedauert und sich bis zum frühen Mittwochmorgen hingezogen hätten, habe man eine Reihe von Vereinbarungen erzielt, teilte der Präsident der obersten spanischen Sportbehörde CSD, Víctor Francos, vor Journalisten mit. Am Abend teilte die RFEF mit, Generalsekretär Andreu Camps von dessen Aufgaben entbunden zu haben.
Reformen sollen umgehend greifen
Die Spielerinnen um Weltfußballerin Alexia Putellas hatten mehrere personelle und strukturelle Änderungen beim RFEF verlangt und einen Länderspiel-Boykott ausgerufen, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Man habe ihnen nun zugesagt, dass die geforderten Reformen "umgehend" verwirklicht werden sollen, informierte Franco. 21 der 23 für die Nations-League-Spiele nominierten Profis hätten sich daraufhin zu einem Einsatz überzeugen lassen.
Die beiden Spielerinnen, die nach den Verhandlungen das Trainingslager in Oliva in der Region Valencia trotz des Abkommens vor den Nations-League-Spielen beim WM-Dritten Schweden (Freitag 18.30 Uhr) und gegen die Schweiz (Dienstag 21 Uhr) wieder verlassen wollten, würden nicht bestraft werden, versicherte Francos.
Es handelte sich um Patricia Guijarro und Mapi León. "Mental sind wir nicht in der Lage, hierzubleiben", sagte die für den FC Barcelona spielende Mittelfeldspielerin Guijarro. Ihre Vereinskollegin León betonte aber: "Wir sind natürlich froh, dass es Änderungen geben wird und diese schriftlich festgelegt werden."
Patricia Guijarro und Mapi León treten weiterhin nicht an
Guijarro und León gehörten zu den 15 Spielerinnen, die schon im September vorigen Jahres aus Protest gegen die Arbeit des RFEF und Nationaltrainer Jorge Vilda ihren Rücktritt von der "Selección" erklärt hatten und nicht an der WM teilnahmen. Der RFEF hielt damals noch zu Vilda, trennte sich aber nach der WM im Zuge des Übergriffes von Verbandspräsident Luis Rubiales gegenüber der Spielerin Jennifer Hermoso vom Coach, der von Montse Tomé abgelöst wurde.
"Es ist kein Happy End, sondern der glückliche Beginn eines Weges, der zu einem erneuerten Verband und zu Spielerinnen führen soll, die sich wohlfühlen und gerne spielen und gewinnen", erklärte Kultur- und Sportminister Miquel Iceta. Anfang 2024 werde es beim RFEF Wahlen geben, sagte Iceta, der auch mehrere Absetzungen in Aussicht stellte.
Auch die Regierung sitzt am Tisch
Bei den Gesprächen zwischen CSD, den Spielerinnen sowie Verbands- und Gewerkschaftsvertretern seien "tiefgreifende Änderungen" vereinbart worden, die der RFEF in Kürze bekannt geben werde, sagte Francos. Die sportliche Zukunft der neuen Nationaltrainerin Tomé, die als Vertraute von Rubiales gilt, sei kein Thema gewesen.
Am Montag hatte Tomé 15 Weltmeisterinnen für die Nations League berufen, obwohl diese Sportlerinnen zusammen mit anderen Kolleginnen ihren Streik schon vor Tagen angekündigt hatten. Nachdem der Verband mit empfindlichen Geldstrafen und langjährigen Sperren gedroht hatte, hatten die Spielerinnen am Dienstag trotz ihres Widerstandes die Reise ins Trainingslager angetreten.
Jennifer Hermoso hat Anzeige erstattet
Bei der Siegerehrung nach dem Final-Triumph der Spanierinnen über England (1:0) am 20. August in Sydney hatte Rubiales die Weltmeisterin Hermoso auf den Mund geküsst. In beiderseitigem Einvernehmen, beteuerte er. Hermoso bestritt dies allerdings vehement.
Die 33-Jährige erstattete auch Anzeige und ermöglichte somit einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft beim Staatsgerichtshof. Hermoso wurde von Tomé vorerst nicht nominiert. Man wolle die Spielerin so "beschützen", meinte die Trainerin.
Xavi Alonso steht den Weltmeisterinnen bei
Trainer Xabi Alonso von Bundesliga-Tabellenführer Bayer Leverkusen unterstützt die Fußballerinnen in seiner spanischen Heimat beim Kampf gegen den Verband. "Meine Töchter werden sich in der Zukunft noch daran erinnern, wofür diese Frauen gekämpft haben. Das, wofür sie kämpfen, ist gut für den Fußball. Aber auch für die Gesellschaft. Fußball ist wichtig, aber die Gesellschaft ist wichtiger. Fußball ist nur ein Spiel. Deshalb kann das alles, was im Moment passiert, nur der erste Schritt sein. Aber es ist ein wichtiger Schrit", sagte der Coach am Mittwoch (20.09.2023).
Die Geschehnisse im Verband nannte Alonso "beschämend": Es tue ihm leid, was die Spielerinnen erleben mussten. "Sie sind Weltmeister geworden, man hätte über ihren Erfolg reden müssen. Aber manchmal kann aus schlechten Dingen Gutes entstehen, wenn man für die richtige Sache kämpft. Die Spielerinnen kämpfen für ihre Rechte, und sie sind absolut auf dem richtigen Weg", so der Welt- udn Europameister.