Verkauf der Medienrechte in England TV-Erlöse - neidischer Blick auf die Premier League
Die Premier League steigert auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ihre Erlöse aus dem Verkauf der Medienrechte. Der Konkurrenz bleibt ein neidischer Blick nach England und die Sorge um einen Markt, der künftig noch umkämpfter sein wird.
In gewisser Weise ist es allerdings auch für die Bundesliga eine gute Nachricht, dass die Premiere League einen Rekorderlös mit dem Verkauf der Medienrechte erzielt hat. Die annähernd acht Milliarden Euro, die von 2025 an für vier Spielzeiten in die Kassen der englischen Klubs gespült werden, landen schließlich teilweise auch auf den Konten der deutschen Vereine.
Allein in der vergangenen Transferperiode kassierten Bundesligisten etwa 450 Millionen Euro aus England. Aber mit solchen Erlösen können Vereine nicht seriös planen, anders als mit vertraglich festgeschriebenen Summen aus dem Verkauf von Medienrechten. Insofern ist es keine gute Nachricht für die Bundesliga und andere europäische Topligen, dass die ohnehin schon enteilte Premier League auch in allgemein wirtschaftlich herausfordernden Zeiten einen Rekorddeal abschließt.
Fast zwei Milliarden Euro pro Saison - allein auf dem nationalen Markt
Der Deal sieht so aus, dass die Premier League in den Spielzeiten 2025/2026 bis einschließlich 2028/2029 pro Saison umgerechnet etwa 1,95 Milliarden Euro erhält.
Liga | Saison 2023/24 | Saison 2025/26 |
---|---|---|
Premier League | 1,84 | 1,95 |
Bundesliga | 1,11 | offen |
La Liga | 1,2 | 1,2 |
Serie A | 0,93 | 0,9 |
Ligue 1 | 0,58 | offen |
Quellen: UEFA/Premier League |
Das ist zwar nur eine moderate Steigerung, aber immerhin eine Steigerung. In Italien schloss die Serie A kürzlich einen Vertrag ab, der 900 Millionen Euro pro Saison einbringt, das sind 27,5 Millionen weniger als bisher.
Neuer TV-Vertrag Serie A - "Tod des italienischen Fußballs"
"Das bedeutet den Tod des italienischen Fußballs", polterte Aurelio De Laurentiis, der Präsident der SSC Neapel, der allerdings auch bekannt für seine Ausfälle und Übertreibungen ist.
Liga | Saison 2023/24 | Saison 2025/26 |
---|---|---|
Premier League | 2,1 | 2,3 |
Bundesliga | 0,17 | offen |
La Liga | 0,8 | 0,8 |
Serie A | 0,2 | offen |
Ligue 1 | 0,08 | offen |
Quellen: UEFA/Premier League |
Frankreich bricht Auktion ab
Noch ein bisschen schlimmer als in Italien ist die Situation in Frankreich für die höchste Liga. Der französische Ligaverband LFP wollte künftig eine Milliarde Euro pro Saison statt wie bisher 624 Millionen am Verkauf der Medienrechte erlösen. Aber in der ersten Runde der Ausschreibung fand sich kein Interessent, der bereit war, diese Summe auch nur annähernd zu zahlen. Die Auktion wurde abgebrochen, nun wird mit einzelnen Interessenten verhandelt.
Dabei ist die Ausgangslage für die Liga bescheiden, denn zum einen ist der Meisterschaftskampf recht öde, weil der vom Staat Katar finanzierte Klub Paris Saint-Germain in der Regel den Titel holt, zum anderen kassiert die LFP die Summe nicht vollständig.
In Frankreich gehen 13 Prozent an einen Investor - für immer
Was in Deutschland geplant ist, haben die Franzosen schon durchgezogen. Mit dem Private-Equity-Unternehmen CVC ist ein Investor eingestiegen, der künftig pro Saison 13 Prozent der Medienerlöse erhält - ohne zeitliche Beschränkung. Für diesen Deal, den einige Klubvertreter in Frankreich heftig kritisiert hatten, bekam die LFP 1,5 Milliarden Euro.
DFL erwartet höchstens gleichbleibend hohe Erlöse
In Deutschland werden die Medienrechte für vier Spielzeiten ab der Saison 2025/26 vermutlich in der ersten Jahreshälfte 2024 vergeben. In diesem Prozess könnte ein möglicher Investor, der auch aus dem Bereich Private Equity käme, schon eine Rolle spielen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) erhofft sich von einem möglichen strategischen Partner, dass dieser mit für eine bessere Vermarktung, also höhere Erlöse, sorgt.
Aktuell erhalten die 36 Klubs aus Bundesliga und 2. Liga gut 1,1 Milliarden Euro pro Saison. Auch weil möglichen und wahrscheinlichen Bietern wirtschaftliche Probleme nachgesagt werden, erwarten einige Experten, dass die DFL auf dem nationalen Markt künftig mit weniger Geld planen muss, das dann auch noch zu einem Teil an einen Investor flösse.
Der Prozentsatz wäre allerdings niedriger, die Laufzeit auf 20 Jahre begrenzt. Dafür wäre aber die Zahlung des Investors mit bis zu einer Milliarde Euro geringer. Am 11. Dezember steht bei einer Vollversammlung der DFL eine wichtige Abstimmung an. Sollte sich im Gegensatz zum Mai eine Zwei-Drittel-Mehrheit finden, dürfte der Abschluss mit einem Private-Equity-Unternehmen bevorstehen.
Wachstumspotenzial auf internationalem Markt
Selbst die DFL räumt ein, dass bei der aktuellen wirtschaftlichen Lage keine signifikante Steigerung beim Verkauf der Medienrechte auf dem nationalen Markt zu erwarten ist. Anders sehen die Erwartungen für den internationalen Markt aus. Hier sieht die DFL mit ihren beiden neuen Geschäftsführern Marc Lenz und Steffen Merkel deutliches Wachstumspotenzial.
Allerdings ist der Basiswert auch ziemlich niedrig, denn pro Saison erhält die DFL laut des im Februar 2023 veröffentlichten Benchmarking-Berichts des europäischen Verbandes UEFA nur gut 170 Millionen Euro aus internationalen Verträgen. Bei der spanischen La Liga mit den beiden Zugpferden FC Barcelona und Real Madrid sind es mehr als 800 Millionen Euro. Mit Abstand vorne ist auch in dieser Rangliste die Premier League. Sie erhält deutlich mehr als eine Milliarde Euro pro Saison auf dem internationalen Markt. Es gibt Länder, in denen die Rechteinhaber mehr Geld dafür bezahlen, Spiele der Premier League zeigen zu dürfen als Partien aus der nationalen höchsten Liga. In Asien sind die Differenzen gravierend, aber auch in Europa kommt das vor.
DFL schielt auf Spanien statt England
Die DFL schielt bei ihren Bemühungen, mit anderen Ligen mitzuhalten, gar nicht auf die Premier League. Führende Vertreter geben zu, dass es zumindest mittelfristig keine Chance gibt, mit England zu konkurrieren. Der DFL geht es - auch mit Blick auf den möglichen Investor - darum, Ligen wie die aus Portugal nicht näher herankommen und solche wie die aus Spanien nicht weiter davonziehen zu lassen. Die Spanier schlossen einen Vertrag ab, der seit 2022 gültig ist und bis 2027 läuft. Er bringt auf dem nationalen Markt jährlich 1,2 Milliarden Euro ein.
Härterer Markt wegen Reformen bei FIFA und UEFA
Der Kampf um die Milliarden auf dem Markt der Medienrechte wird für die Vertreter der nationalen Ligen - da bilden England und in bescheidenerem Maß Spanien die Ausnahmen - härter. Das hat mit Reformen bei den kontinentalen Verbänden und dem Weltverband FIFA zu tun.
So wurde die Weltmeisterschaft der Männer für die Auflage 2026 auf 48 Mannschaften ausgeweitet. Das dürfte die Rechte erheblich teurer machen. Zudem gibt es ab 2025 und dann vermutlich alle vier Jahre eine Klub-WM mit 32 Mannschaften. Die Ausschreibung der Rechte steht aus.
Der europäische Verband UEFA hat die Champions League reformiert. Sie wird ab 2024 in einem Ligasystem mit dann 36 statt bisher 32 Mannschaften gespielt. Zwar schraubte die UEFA ihre Erwartungen herunter, künftig fünf statt 3,5 Millionen Euro mit der europäischen Eliteliga zu verdienen, aber es sollen immer noch 4,4 Milliarden Euro sein und damit deutlich mehr als jetzt.
Trübe Aussichten mit einer Ausnahme
Der Markt wird härter, die Aussichten für den Rest Europas mit Ausnahme von England sind trübe, der Neid auf die Premier League dürfte groß sein, auch wenn hunderte der Millionen im Wirtschaftskreislauf Fußball auf den Konten von Klubs aus etwa der Bundesliga und Ligue 1 landen werden.