Starke Auftritte in Monaco Thilo Kehrer - als Kapitän zurück ins Rampenlicht
Thilo Kehrer blüht als Abwehrchef in Monaco auf - und wird sogar mit einem Stürmer-Star verglichen. Sein Ziel: zurück in die Nationalelf.
Sein erstes Champions-League-Tor erzielte Thilo Kehrer am Dienstag (05.11.2024) im Stile einer Stürmer-Legende: Nach einer Ecke stand Kehrer am zweiten Pfosten goldrichtig, streckte das Bein aus und bugsierte den Ball so zum entscheidenden 1:0 für seine AS Monaco gegen den FC Bologna ins Netz. "Man hat mir gesagt, dass es nach Pippo Inzaghi aussieht", erzählte Kehrer hinterher, bremste aber direkt: "Ich glaube, so weit bin ich noch nicht. Bei dieser Aktion war ich ziemlich gut positioniert und hatte Erfolg, also bin ich sehr zufrieden."
Kein Wunder, schließlich zählt das Toreschießen eigentlich nicht zu den Kernkompetenzen des Innenverteidigers Kehrer. Dennoch war der Vergleich zumindest in Bezug auf seinen Premieren-Treffer in der Champions League nicht abwegig. Schließlich war auch der frühere italienische Stürmer-Star Filippo Inzaghi (unter anderem 215 Tore für Juventus Turin und AC Mailand) dafür bekannt, immer noch irgendein Körperteil an den Ball zu bekommen, um ihn ins Tor zu befördern.
Im Winter gekommen, jetzt schon Kapitän
Als Kehrer nach dem Sieg in Bologna dann auch noch die Trophäe für den Spieler des Spiels erhielt, war der goldene Abend für den Abwehrchef perfekt. "Vor ein paar Tagen konnte ich mir die Trophäe gut vorstellen und ich wusste, dass man dafür entweder ein Tor schießen oder eine außergewöhnliche Leistung erbringen muss", sagte der 27-malige deutsche Nationalspieler, der sich nicht nur wegen seines Tores gerade wieder zurück ins Rampenlicht spielt.
Thilo Kehrer (l.), hier noch im Dress von West Ham United, im Europa-League-Spiel gegen den SC Freiburg um Kiliann Sildillia
Nach schwierigen Jahren bei Paris St. Germain und West Ham United, wo er meistens nicht über die Rolle des Reservisten hinausgekommen war, wechselte Kehrer im vergangenen Winter nach Monaco. Unter Trainer Adi Hütter wurde der 28-Jährige sofort zum Abwehrchef - und vertritt aktuell sogar den verletzten Ex-Gladbacher Denis Zakaria als Kapitän.
Lob von Trainer Adi Hütter
"Thilo ist ein absoluter Vollprofi, sehr umgänglich, sympathisch, bescheiden. Er kann auf mehreren Positionen in der Abwehr spielen. Er ist einer unserer Leader, spricht mehrere Sprachen, wir sind froh, dass wir ihn von West Ham engagieren konnten", sagte der frühere Frankfurt- und Gladbach-Coach Hütter kürzlich im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" über Kehrer.
Und auch sportlich läuft es für den langjährigen Schalker: Nach der Vizemeisterschaft in Frankreich in der vergangenen Saison liegen die Monegassen aktuell auf Rang drei der Ligue 1, sechs Punkte hinter Spitzenreiter Paris. Das Fürstentum stellt dabei gemeinsam mit dem RC Lens die beste Abwehr der Liga. In der Champions League sind Kehrer und Co. ebenfalls Dritter und haben nach drei Siegen und einem Unentschieden mindestens schon mal beste Chancen auf den Einzug in die Playoffs, auch die direkte Qualifikation fürs Achtelfinale ist möglich.
Kehrer sieht sich in der Nationelf
Mit seinen guten Auftritten spielt sich Kehrer auch mehr und mehr zurück in den Fokus der Nationalmannschaft. Hier wurde er zuletzt im Juni 2023 nominiert, damals noch von Hansi Flick. Für die anstehenden Länderspiele gegen Bosnien Herzegowina (16. November) und Ungarn (19. November) berief Bundestrainer Julian Nagelsmann allerdings Robin Gosens von der AC Florenz für den verletzten Waldemar Anton in den Kader - und eben nicht Kehrer.
Eines seiner letzten Spiele für die Nationalelf: Thilo Kehrer (l.) setzt sich im Duell gegen Spaniens Dani Olmo durch.
Der hofft aber trotzdem auf ein Comeback in der Nationalelf: "Ich wünsche mir, eingeladen zu werden. Und ich denke, dass ich durch meine Leistungen und Qualitäten eine Nominierung verdient hätte“, sagte Kehrer zuletzt gegenüber der "Sport Bild". "Aber welche Spieler es am Ende wirklich verdient haben, im Kader zu stehen, entscheidet der Bundestrainer." Aktuell bleibt Kehrer also nur übrig, mit guten Leistungen in Monaco weiter auf sich aufmerksam zu machen - und womöglich auch mit dem einen oder anderen Tor im Stile von Filippo Inzaghi.