Start der Fördergenossenschaft Wie Schalke ohne Investor an 50 Millionen Euro kommen will
Der FC Schalke 04 braucht dringend Geld. Eine Fördergenossenschaft soll die Lösung sein. Sie könnte fast 50 Millionen Euro einbringen. Für Fans ist das eher keine Chance auf Rendite - aber vielleicht eine Möglichkeit, ihren Verein zu retten.
Der FC Schalke 04 will sich am eigenen Schopf aus der finanziellen Misere ziehen. Ab Mittwoch (22.01.2025) können sich Vereinsmitglieder und Unternehmen Anteile an der Fördergenossenschaft sichern. Ein Geschäftsanteil an der "Auf Schalke eG" kostet für Einzelpersonen und juristische Personen jeweils 250 Euro.
"Der 22. Januar wird ein besonderer Tag für den FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. sein. Die Fördergenossenschaft beruht auf denselben Grundsätzen wie der e.V. – dass man durch den Zusammenschluss vieler Großes erreichen kann", teilte der Klub mit.
Langer Weg der Konsolidierung
Eingerahmt in diese sozialromantische Beschreibung machen die Schalker auch gleich die Ziele des Genossenschaftsmodells deutlich. Mit dem eingesammelten Kapital soll die Fördergenossenschaft dem Verein einen Teil seiner eigenen Stadionanteile abkaufen. "So sollen Fördergenossen zu Stadionbesitzern werden", heißt es in der Klubmitteilung. Das Geld landet direkt beim Verein. Die Schalker Idee für die Beschaffung von Fremdkapital ist also vor allem eine kreative Hilfe zur Selbsthilfe.
Denn: Der Klub befindet sich bekanntlich auf einem sehr langen Weg der finanziellen Konsolidierung. Rund 162 Millionen Euro Verbindlichkeiten und ein negatives Eigenkapital von rund 100 Millionen Euro schnüren dem Klub noch immer die Luft ab. Es muss dringend Geld von außen hinzufließen.
Und da es rund um Schalke 04 eine große Abneigung gegenüber einer Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft - wie es so viele andere Vereine handhaben - gibt, braucht es rund um das Berger Feld kreative Lösungen.
Kluges Marketingkonzept
"Der Klub muss nach jeder Möglichkeit suchen, um sich Geld zu beschaffen", sagt Sportökonom Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln der Sportschau. "Wir haben bei diesem Modell allerdings die Besonderheit, dass das Stadion den Vereinsmitgliedern verkauft werden soll, obwohl es ihnen eigentlich schon gehört."
Neben Unternehmen können nur Personen Anteile erwerben, die aktuell Mitglied beim FC Schalke sind. Die Stadionanteile, die sie über die Genossenschaft erwerben, kaufen die Mitglieder also in gewisser Weise sich selbst ab. Wer Anteile erworben hat, kann nach einer fünfjährigen Sperrfrist wieder aus der Genossenschaft austreten. Der eingezahlte Geschäftsanteil wird dann zum Kaufpreis zurückgezahlt.
Schalke erhofft sich 50 Millionen Euro
Insgesamt 190.400 Genossenschafts-Anteile stehen zum Verkauf. Sollten tatsächlich alle Anteile gezeichnet werden, würden den Schalkern rund 50 Millionen Euro zufließen.
Dieses Geld würde dann laut Ankündigung des Klubs dafür genutzt, "weitere Stadionanteile zurückzukaufen, die bei Dritten liegen – zum Beispiel bei der Stadt Gelsenkirchen oder bei Einzelpersonen. Außerdem kann der e.V. teure Darlehen ablösen, um Zahlungen für Zinsen und Tilgungen signifikant zu senken", so der Klub.
Es geht darum, sich von den finanziellen Fesseln zu lösen. "Dann hätten wir wieder deutlich mehr Spielraum für unser Kerngeschäft, den Fußball", sagte Vorstandschef Matthias Tillmann der Sportschau.
Schalkes Vorstandschef Matthias Tillmann auf der Mitgliederversammlung.
Breuer: "Modell nicht zu kritisieren"
Nun komme es darauf an, wie erfolgreich der Anteilsverkauf sein wird. "Selbst im besten Fall, wenn 50 Millionen Euro eingenommen würden, wäre das aber noch nicht der finale Rettungsschlag für den Klub. Aber, es wäre ein schon großer Beitrag zur Konsolidierung", sagt Breuer. "Man kann das Modell dieser Einmaleinnahme eigentlich nicht kritisieren, denn mit Blick auf das Finanzmanagement ist es ein vernünftiger Schritt."
So weit, so einleuchtend. Die Krux an dieser Herangehensweise ist allerdings der Anreiz, den die Mitglieder und Unternehmen verspüren könnten, um in dieses Modell zu investieren.
Relevante Rendite ist nicht zu erwarten
Denn eine relevante Rendite ist für die Anteilseigner nicht zu erwarten, es geht wohl eher darum, dem Herzensverein etwas Gutes zu tun. "Außer dem Stimmrechtsanteil durch die Anteile und einer emotionalen Rendite gibt es für die Käufer nicht viele Ertragsmöglichkeiten. Das ist eher Liebhaberei", sagt Breuer.
Wie viele Mitglieder und Unternehmen sich an der Genossenschaft beteiligen, ist deshalb kaum abzuschätzen. Die Schalker Verantwortlichen hoffen darauf, dass sie mit derlei Vorschlägen den stark angeschlagenen Traditionsklub finanziell in den Griff bekommen. "In der normalen Wirtschaftswelt würde solch ein Modell allerdings eher nicht angestrebt", so Breuer.