Popp fällt gegen Wales aus DFB-Frauen vor Pflichtaufgabe unter besonderen Umständen
Für die DFB-Frauen geht es in der Nations League um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024. Mit Wales wartet am Freitag (27.10.2023) eine eigentlich nicht allzu große Hürde - doch die Umstände sind herausfordernd. Dazu gehört auch ein kurzfristiger Ausfall von Alexandra Popp.
Im Normalfall sind die Fronten sehr klar verteilt. Am 3. Spieltag der Nations League A trifft Deutschland in Gruppe 3 auf Wales - es ist das Duell des zweifachen Welt- und achtfachen Europameisters sowie Olympiasiegers gegen ein Team, das sich noch nie für ein großes Turnier qualifiziert hat. Für die DFB-Frauen also eine Pflichtaufgabe - doch es gibt einige Faktoren, die das Spiel durchaus erschweren.
Nur zwei europäische Teams können sich qualifizieren
An vorderster Stelle steht da die ungeklärte Situation um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. In den Tagen vor den Spielen bekam die Thematik zusätzlichen Schwung. Spielerinnen wie Lena Oberdorf zeigten sich über einige Vorgänge irritiert - dabei wäre es so wichtig, wenn sie sich voll auf das Sportliche konzentrieren könnten. Denn die Nations League bietet bei den Frauen die einzige Chance, um sich für die Olympischen Spiele in Paris im nächsten Jahr zu qualifizieren.
Um das schaffen zu können, muss das deutsche Team Erster in der Vierergruppe werden und dann das Finale der Nations League erreichen. Denn neben Gastgeber Frankreich qualifizieren sich nur zwei weitere Nationen für die Olympischen Spiele.
Dallmann: "Fußballerisch sehr ernste Situation"
Doch gerade nach dem 0:2 zum Auftakt gegen Dänemark ist dies ein schwieriges Unterfangen. Einen Ausrutscher darf sich das Team nicht mehr erlauben - um die Olympia-Chance aufrecht zu erhalten, aber auch um den nach dem Gruppen-Aus bei der Weltmeisterschaft ausgerufenen Neustart erfolgreich anzugehen. Doch sowohl die Wunden dieser Erfahrung als auch die ungeklärte Bundestrainer(innen)-Frage könnten selbst gegen Wales Probleme nach sich ziehen.
Linda Dallmann verwies darauf, "dass das für uns gerade echt nicht das relevanteste Thema ist". Das Team stecke schließlich "in einer fußballerisch sehr ernsten Situation" und entsprechend seien die nächsten Spiele gegen Wales und am Dienstag (31.10.2023) in Island "eine sehr, sehr große Herausforderung". "Darauf müssen wir unseren Fokus richten. Wir müssen uns auf uns konzentrieren und ich glaube, dass wir damit momentan schon eine große Aufgabe zu bewältigen haben", sagte Dallmann.
Hrubesch steht für besondere Olympia-Erfahrungen
Dabei bemerken die Spielerinnen die Auswirkungen der Hängepartie um Voss-Tecklenburg unmittelbar, schließlich steht mit Horst Hrubesch nun ein Interimstrainer vor dem Team, bei dem völlig offen ist, wie lange er bleiben wird. Dabei bräuchte das Team für den Neustart einen festen Ansprechpartner - und wenn es nach Dallmann ginge, wäre das Hrubesch. "Wir haben mit Horst gerade den besten Trainer vor uns sitzen, der uns versucht, auf die Sache einzuheizen. Er brennt auch darauf", sagte die 29-Jährige.
Warum Hrubesch der richtige Mann sei? Der 72-Jährige könne "uns sehr gut vorleben, was Olympia am Ende bedeuten kann", so Dallmann. 2016 gewann Hrubesch mit der deutschen U21-Nationalmannschaft überraschend die Silbermedaille in Rio de Janeiro und sorgte damit für den bislang größten olympischen Erfolg im Männerfußball seit dem Olympia-Gold der DDR-Fußballer in Montreal 1976. "Er sagt uns jeden Tag, wie toll für ihn dieses Erlebnis war. Das nimmt uns als Spielerinnen auch ein Stück weit mit, weil wir die Erfahrung bisher nicht gemacht haben", sagte Dallmann.
Island-Erfolg war Mutmacher
Hrubesch hat seinen Spielerinnen, die unter der Woche Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz bekamen, klargemacht, dass er mit ihnen zu den Olympischen Spielen will - ob als Trainer oder Zuschauer. "Er hat gesagt, er läuft auch nach Frankreich, um uns dort spielen zu sehen, wenn wir ihn schon nicht mitnehmen", sagte Dallmann. Womöglich werden die beiden Nations-League-Partien bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen, in welcher Funktion er dabei sein würde - sofern Deutschland die Qualifikation schafft.
Interimstrainer Hrubesch hatte zuletzt angekündigt: "Wir müssen die Köpfe freibekommen und einfach Spaß haben." Schwierig angesichts der angespannten Situation rund um das Team und des Drucks, der durch das WM-Debakel nach wie vor da ist. Dass die DFB-Frauen damit umgehen können, zeigten sie bei ihrem starken 4:0-Erfolg gegen Island am zweiten Spieltag. Nun gilt es, diesen Schwung mitzunehmen und eine Serie hinzulegen, die Selbstvertrauen bringt - und bestenfalls auch die Olympia-Qualifikation. Als Erstes muss dafür die Pflichtaufgabe Wales gelöst werden.
Hrubesch muss ohne Popp und Frohms auskommen
Es herrscht große Zuversicht, dass dies auch gelingen wird. "Wir haben in den ersten Tagen schon gemerkt, dass hier etwas zusammenwächst. Die letzten Trainingseinheiten waren überzeugend und ich glaube an die Qualität, die diese Mannschaft hat. Ich bin überzeugt, dass wir das erste Spiel positiv bestreiten werden", sagte Hrubesch.
Doch der Interimstrainer hatte auch schlechte Nachrichten. Alexandra Popp wird aufgrund von muskulären Problemen sowohl gegen Wales als auch in Island nicht spielen können und nach der morgigen Partie bereits abreisen. "Ich gehe da kein Risiko ein. Für uns ist es wichtig, dass wir mit 100 Prozent ins Spiel gehen", sagte Hrubesch, der in Absprache mit dem VfL Wolfsburg entschied, dass Popp zu ihrem Klub zurückkehrt. "Aber es ändert nichts daran, wie wir dieses Spiel angehen. Wir haben Möglichkeiten, um sie zu ersetzen", sagte Hrubesch.
Im Tor legte sich Hrubesch auf den Einsatz von Ann-Katrin Berger (33) fest. Die Chelsea-Keeperin wird erwartungsgemäß Stammkraft Merle Frohms (VfL Wolfsburg) vertreten, die nach einer Gehirnerschütterung noch nicht wieder zur Verfügung steht.