Weiter mit Hrubesch DFB-Frauen - Olympia ist nur noch einen Sieg entfernt
Deutschlands Fußballerinnen haben ein wichtiges Zwischenziel auf dem Weg zu Olympia erreicht. Nun geht es weiter mit Trainer Horst Hrubesch und einer Endrunde, in der es mehrere Chancen auf ein Ticket für Paris geben könnte.
So dramatisch, wie es im Fernduell zwischen den Niederlanden und England zuging, war es im Fall der deutschen Mannschaft nicht. Aber auch die Spielerinnen von Horst Hrubesch retteten sich nur knapp ins Ziel, das ein Etappenziel ist.
Der Gruppensieg in der Nations League war die Voraussetzung dafür, die Endrunde des nun auch im Frauenfußball eingeführten Wettbewerbs zu erreichen. Am 28. Februar 2024 wird zum ersten Mal der Pokal vergeben. Aber der verkommt zur Nebensache, denn schon vorher geht es um die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris.
Zwei Plätze sind noch zu vergeben, und darum streiten drei Mannschaften: Weltmeister Spanien, die Niederlande und Deutschland. Frankreich, das ebenfalls das Endturnier der vier Gruppensieger aus Division A der Nations League erreicht hat, ist als Gastgeber für Olympia qualifiziert.
Hrubesch wäre "Frankreich ganz lieb"
Deutschlands Interimstrainer Hrubesch hat sich die Französinnen daher als Lieblingsgegner für das Halbfinale ausgeguckt: "Mir wäre ganz lieb, wenn ich Frankreich kriege, dann haben wir höchstwahrscheinlich zwei Möglichkeiten, uns zu qualifizieren."
Nach dem schwachen Auftritt in Swansea und dem zittrigen 0:0 gegen Wales wird ihm das "höchstwahrscheinlich" wohl unterbewusst herausgerutscht sein, denn sollte Frankreich am Montag (11.12..2023, 13 Uhr) tatsächlich Deutschland zugelost werden, erhielte die Auswahl des DFB auf jeden Fall maximal zwei Chancen. Bei einer Niederlage würde es die zweite im Spiel um den dritten Platz geben, das dann faktisch ein Endspiel um den letzten freien europäischen Platz bei Olympia wäre.
Also nochmal in Kurzfassung: Die Gewinner der beiden Halbfinalspiele qualifizieren sich für die Sommerspiele in Paris. Sollte Frankreich ins Finale einziehen, ist auch der Dritte dabei.
Die genauen Spieltermine der Endrunde stehen noch nicht fest. Sicher ist nur, dass die anstehenden vier Partien zwischen dem 23. und 28. Februar gespielt werden. Bei der Auslosung zum Halbfinale wird das jeweils zuerst gezogene Team Heimrecht haben, es gibt keine Setzlisten oder Einschränkungen.
Weiter heißt es bei der UEFA: "Eine Auslosung bei den Halbfinal-Paarungen wird darüber entscheiden, welche Teams für das Endspiel und das Spiel um Platz drei als Gastgeber in Frage kommen."
Deutschlands Gruppensieg mit Ach und Krach
Die Auswahl des DFB hat es Island zu verdanken, am Montag gleich zweimal auf Losglück hoffen zu dürfen. Island gewann mit 1:0 bei Dänemark, das mit einem Sieg an Deutschland vorbeigezogen wäre. Deutschland gewann die Gruppe mit Ach und Krach, die Leistung gegen Wales ärgerte Hrubesch: "Das war nicht unser Anspruch, meiner schon gar nicht."
Letztlich sei aber das erste Ziel erreicht worden, und daher gehe es auch mit ihm als Bundestrainer weiter: "So ist es geplant."
In die Endrunde gehen die deutschen Fußballerinnen als Außenseiter. Sie schieden unter großem anschließenden Getöse, das in der Trennung von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg endete, schon in der Vorrunde der Weltmeisterschaft 2023 aus. Spanien hingegen gewann das Turnier in Australien und Neuseeland, nachdem es im Viertelfinale die Niederlande nach Verlängerung ausgeschaltet hatte. Ebenfalls im Viertelfinale schied Frankreich aus, nach einem Elfmeterschießen gegen Australien.
Drama im Fernduell zwischen England und Niederlande
Eines der Schwergewichte im Frauenfußball verpasste am Dienstag auf dramatische Art den Gruppensieg. Dabei hatte England, Europameister und im WM-Finale Spanien mit 0:1 unterlegen, einiges dafür getan, um die Niederlande noch aufgrund der besseren Tordifferenz zu verdrängen.
Beim Duell gegen den Erzrivalen Schottland führte England in Glasgow in der Nachspielzeit mit 5:0, um dann bei einem Pfostenschuss Glück zu haben und im Gegenzug sogar noch das 6:0 zu erzielen. "Das sollte es gewesen sein", sagte die Fernsehkommentatorin, denn sie hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht mitbekommen, dass die Niederlande auf 3:0 gegen Belgien - ebenfalls schon in der Nachspielzeit - erhöht hatten.
So fehlte "Oranje" nur noch ein Tor, und es waren fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt. Eine halbe Minute, bevor die abgelaufen waren, köpfte Damaris Egurrola das 4:0. "Dieses Gefühl von einem Moment auf den anderen. Und wenn man auf der Gewinnerseite steht, das wird man in seinem Leben nie vergessen", sagte Trainer Andries Jonker, der mal in der Männerbundesliga für den FC Bayern und den VfL Wolfsburg tätig war.
Damaris Egurrola (l.)
Spekulationen um Wettbewerbsverzerrung
Vor dem dramatischen Finish hatte es Spekulationen um eine mögliche Wettbewerbsverzerrung gegeben. England war vom Nationalen Olympischen Komitees Großbritanniens dazu auserkoren worden, die Teilnahme an Olympia zu sichern.
Da in diesem Fall theoretisch auch Spielerinnen aus Nordirland, Wales und eben Schottland hätten nominiert werden können, war die Konstellation brisant.
Schottlands Spielerinnen hatten die Spekulationen brüsk als Beleidigung zurückgewiesen. Die Aufzeichnung des Spiels belegt, dass es ein fairer sportlicher Wettkampf war.