Dominanz von Bayern und Wolfsburg Mind the Gap - Das Leistungsgefälle in der Frauen-Bundesliga
Am 14. Spieltag der Frauen-Bundesliga heißt es gleich mehrmals David gegen Goliath. Denn der Leistungsunterschied zwischen den Vereinen ist noch immer groß - trotz Professionalisierung. Der Wechsel von Lena Oberdorf von einem Topklub zum nächsten macht das wieder einmal deutlich.
Tabellenführer Bayern München empfängt die SGS Essen, Aufsteiger Nürnberg hat den Tabellenzweiten VfL Wolfsburg zu Gast und der andere Aufsteiger aus Leipzig die Verfolger der Eintracht Frankfurt. Klare Favoritensache am 14. Spieltag der Frauen-Bundesliga oder Potenzial für Überraschungen?
Immerhin holte sich der 1. FC Nürnberg in dieser Spielzeit schon einen Punkt gegen Bayern München beim 1:1-Unentschieden zu Hause. Und auch Bayer 04 Leverkusen klaute den "Wölfinnen" am vergangenen Spieltag Punkte. Doch solche Ergebnisse sind nicht die Regel. Sie sind Ausnahmen in einer Liga, in der seit Jahren dieselben Teams oben stehen.
Die Dominanz einiger weniger Teams
Einst dominierten Mannschaften wie Bergisch-Gladbach und Siegen die Frauen-Bundesliga, vor gut zehn Jahren waren es der 1. FFC Frankfurt, Turbine Potsdam und FCR Duisburg, die so gut wie immer die vorderen Plätze unter sich ausmachten.
Und heute? Wenn es um die Titelfrage geht, scheinen am Ende doch nur der VfL Wolfsburg und der FC Bayern München mitreden zu können. Seit der Saison 2014/15 belegen sie die Plätze eins und zwei.
Und auch in dieser Saison wird es vermutlich wieder so laufen. Bayern steht mit 33 Punkten ganz oben, dicht gefolgt von Wolfsburg mit 32 Punkten. Dahinter klafft bereits jetzt eine Lücke von sechs Punkten. Die TSG Hoffenheim bemüht sich zwar seit einigen Jahren, den Anschluss nicht zu verpassen und auch Eintracht Frankfurt mischt oben mit. In der Titelfrage scheinen beide aber keine passende Antwort parat zu haben.
Frohms sieht stärkere Konkurrenz
Mit dem 3:0 am vergangenen Wochenende gegen Frankfurt setzte der VfL Wolfsburg da ein klares Zeichen. Auch wenn das Team von Tommy Stroot auch schon Punkte liegen ließ: Die Dominanz ist überdeutlich. VfL-Torhüterin Merle Frohms sieht das nicht ganz so extrem. Vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt sagte sie gegenüber der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung: "Diese Luxus-Situation, dass die Bayern und wir das untereinander ausmachen, gibt es nicht mehr – und diesen Zustand werden wir auch nie wieder erreichen. Im Grunde ist das auch schön so." Sie nennt das eine Folge der Professionalisierung der Klubs in der Frauen-Bundesliga.
Es stimmt – die Vereine haben sich professionalisiert, Mannschaften wie die SGS Essen oder der SV Werder Bremen sind konkurrenzfähiger geworden. "Viele Vereine können bessere Bedingungen schaffen, die Spielerinnen können sich besser vorbereiten, Scouting und Analysen sind besser geworden, es wird in allen Bereichen mehr investiert. Das merken wir auf dem Platz, aber das ist auch eine schöne Herausforderung", sagte Frohms im Interview.
Kaum Chancen für Aufsteiger
Titelchancen haben Essen, Bremen und Co. aber keine. Und Aufsteiger aus der 2. Bundesliga tun sich extrem schwer, im Oberhaus wirklich Fuß zu fassen. Die aktuelle Tabelle macht das sichtbar: Auf den unteren vier Rängen befinden sich Köln, Nürnberg, Leipzig und Duisburg, die Aufsteiger aus 2021/22 und 2022/23. Teams wie der SV Meppen sind zuletzt nach dem Aufstieg auch direkt wieder abgestiegen.
Oberdorf-Wechsel als Beleg für Dominanz von Bayern und Wolfsburg
Dass Starspielerin Lena Oberdorf, die von internationalen Top-Klubs Angebote bekommen hat, nun innerhalb der Liga von Wolfsburg nach München wechselt und dort einen Vierjahresvertrag bekommt, zeigt zwar, dass die deutsche Liga durchaus spannend ist für die Spielerinnen. Es zeigt aber auch: Die echten Stars sehen wohl nur bei den Bayern oder den "Wölfinnen" eine entsprechende Erfolgschance.
Rekordsummen machen die Lücke größer
Und nur diese beiden Teams sind wohl in der Lage, Rekordsummen wie die bei Oberdorf vermuteten 400.000 bis 450.000 Euro als Ablöse zu bezahlen. Vereine wie die SGS Essen, die reine Frauenfußball-Klubs sind, oder Ausbildungsvereine wie Bremen und Freiburg werden diese Summen nicht mitgehen können.
Stattdessen sammeln die Top-Teams die Top-Talente der Liga ein. So wechselt Mittelfeldspielerin Janina Minge vom SC Freiburg im Sommer zu Wolfsburg. Ein weiterer Schritt zu einer noch größeren Lücke? Womöglich. Am kommenden Spieltag allerdings kann Minge ihr Talent noch für die Breisgauerinnen gegen den SV Werder Bremen unter Beweis stellen. Und auch Oberdorf tritt in Grün-Weiß gegen den 1. FC Nürnberg an – zum aktuellen Spitzenreiter München wechselt die 22-Jährige erst im Sommer.