3. Spieltag der Frauen-Bundesliga Karl und Ulbrich - flexible Urgesteine im Duell
Lisa Karl (26, SC Freiburg) und Michelle Ulbrich (26, Werder Bremen) stehen sich am Sonntag in der Bundesliga gegenüber. Die beiden Abwehrspielerinnen spielen schon seit der Jugend für ihren Verein.
SV Westernhausen, TSV Crailsheim - und dann im Alter von 15 Jahren zum Nachwuchs des SC Freiburg: Lisa Karl geht in ihre zwölfte Saison beim Verein. Anfang 2023 verlängerte sie ihren Vertrag, die Dauer gab der SC Freiburg nicht bekannt. Bisher hat sie laut DFB 117 Bundesligaspiele absolviert – es wären sicherlich einige mehr, wäre sie nicht 2014 und 2016 durch zwei Kreuzbandrisse zurückgeworfen worden.
Freiburg mutig, aber mit Unkonzentriertheiten
Auf dem Rasen ist Karls Heimat die defensive Außenbahn in der Viererkette, speziell die rechte Seite, wo sie auch unter Cheftrainer Theresa Merk gesetzt ist. Im Laufe ihrer Karriere spielte sie aber auch schon links und als Innenverteidigerin, wenn sie dort gebraucht wurde. In der aktuellen Spielzeit läuft es durchwachsen, beim 2:2 gegen den MSV Duisburg passierte ihr vor dem 1:1-Ausgleich des MSV der entscheidende Fehlpass.
Yvonne Zielinski vom MSV Duisburg im Duell mit Lisa Karl vom SC Freiburg
Solche Unkonzentriertheiten in der eigenen Abwehr kamen beim SCF auch schon in der vergangenen Saison immer wieder vor. Die Freiburgerinnen denken unter Merk in der Regel sehr offensiv und versuchen nach Ballgewinn schnell wieder nach vorn zu kommen. Die Präzision stimmt dabei nicht immer. In der vergangenen Saison gab es 47 Gegentore – gemeinsam mit dem MSV Duisburg der zweitschlechteste Wert vor den abgeschlagenen Absteigerinnen Turbine Potsdam (68).
Michelle Ulbrich: Gebürtige Bremerin und Abwehrchefin
Karls Bremer Pendant als Vereins-Urgestein ist Innenverteidigerin Michelle Ulbrich. Die 26-jährige gebürtige Bremerin ist seit 2011 im Verein, als sie von ihrem Jugendklub BTS Neustadt, wo sie mit Jungen spielte, in den Nachwuchs Werders wechselte. Genau wie Karl verlängerte auch Ulbrich in diesem Jahr erneut ihren Vertrag – auch hier gab der Verein die Laufzeit öffentlich nicht bekannt.
Aktuell steht Ulbrich bei 119 Bundesligaspielen und ist als Vize-Kapitänin unangefochtene Abwehrchefin. Coach Thomas Horsch setzt meist auf eine Dreierkette, mit Ulbrich rechts in der Innenverteidigung. Auch sie ist flexibel, Bremens Kapitänin Lina Hausicke sagte anlässlich Ulbrichs 200. Spiel für den Verein: "Sie hat ganz viele Fähigkeiten und kann gefühlt überall spielen." Im Gegensatz zu Karl wurde Ulbrich von größeren Verletzungen bisher verschont und konnte sich so ungestört zu einer festen Bundesliga-Größe entwickeln.
Werders Vizekapitänin Michelle Ulbrich sitzt lächelnd vor dem Radio-Bremen-Gebäude auf dem Loriot-Sofa neben dem Mops.
Bisher ist sie in dieser Saison die Bremerin, die am häufigsten den Ball zurückerobert. Geschätzt sind neben ihrer Zweikampfstärke aber auch ihre präzisen langen Pässe aus der Abwehr heraus. Hin und wieder taucht Ulbrich auch gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf: Am letzten Wochenende bei der Partie gegen die TSG Hoffenheim (1:3) erzielte sie den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich (70.), weil sie beim Durcheinander nach einer Ecke Bremens am schnellsten reagierte.
Zwei Teams, die sich weitereinwickeln wollen
In der Saison 2021/22 war sie mit vier Treffern sogar Werders Topscorerin – was auch an der insgesamt niedrigen Torausbeute in jener Spielzeit lag. Was das angeht, haben sich die Werderanerinnen in den vergangenen Spielzeiten nur langsam verbessert, für die aktuelle Spielzeit haben sich Thomas Horsch und sein Team mehr vorgenommen. Das zeigt der Transfer von Offensivtalent Sophie Weidauer (21, gekommen von Turbine Potsdam), vor allem aber eine größere Zielstrebigkeit beim Spiel über die Flügel – welches Ulbrich eben mit ihren Bällen häufig einleitet.
Zudem hat sich das Pressing Bremens noch einmal verbessert, das Spiel gegen Hoffenheim war vom Verlauf enger, als das Ergebnis aussagt. Genau wie beim SC Freiburg dürfte es spannend werden, diese Entwicklung in nächster Zeit weiterzuverfolgen und auch das Aufeinandertreffen dürfte eng werden. Immerhin spielen zwei echte Bundesliga-Urgesteine mit ihren Teams gegeneinander.