Torwart Mohammed al-Owais

FIFA WM 2022 Mohamed Al-Owais - Der Held, der von der Bank kam

Stand: 25.11.2022 20:17 Uhr

Saudi-Arabien will seinen sensationellen 2:1-Erfolg im ersten Gruppenspiel gegen Argentinien am Samstag (26.11.2022) gegen Polen veredeln. Große Hoffnungen des Außenseiters ruhen dabei erneut auf den Schultern von Keeper Mohammed Al-Owais.

Von Hanno Bode

Mit einem breiten Lächeln im Gesicht betrat der 31-Jährige am vergangenen Dienstag (22.11.2022) knapp eine Stunde vor Beginn des Duells mit Argentinien den Rasen des Lusail-Stadions und begann mit seinem Aufwärmprogramm. Dem 1,85 Meter großen Schlussmann war die Vorfreude auf die Partie gegen den haushoch favorisierten Südamerikameister anzusehen. Bis kurz vor dem Start der Winter-WM hatte Al-Owais nicht gewusst, ob Trainer Hervé Renard in Katar auf ihn setzen würde.

Denn sonderlich viel Spielpraxis sammelte der aus Al-Hasa stammende Keeper in den vergangenen Monaten nicht. Bei seinem Klub, dem Al-Hilal Saudi FC aus der Saudi Pro League, ist er nur die Nummer zwei hinter seinem vier Jahre älteren Landsmann Abdullah Al-Mayouf, der allerdings nicht im WM-Aufgebot der Araber steht. Und so hießen die Konkurrenten um den Platz im Gehäuse der "Grünen Falken" Nawaf Alaqidi, dessen Stammplatz beim Al-Nassr FC ebenfalls die Ersatzbank ist, sowie Mohammed Al-Yami vom Zweitligisten Al-Ahli Saudi FC.

Al-Owais bekam schließlich das Vertrauen von Trainer Renard ausgesprochen und rechtfertigte dies mit einer glänzenden Leistung. Die FIFA kürte ihn zum Spieler des Spiels.

Renard: "Manchmal passieren verrückte Dinge"

Der Mann, der von der Bank kam, posierte nach dem Sensationssieg mit erhobenen Armen und geballten Fäusten vor den Fotografen. Interviews gab der 31-Jährige nicht. Dafür bedankte er sich auf seinem Instagram-Account für Beistand von oben. "Oh Herr, gelobt seist du", schrieb Al-Owais unter ein Bild, das ihn in Jubelpose zeigt. Seine eigenen Heldentaten und seine außergewöhnliche Geschichte kommentierte der Torhüter nicht.

Dafür brachte sein Coach das, was Al-Owais und seine Mitspieler geleistet hatten, kurz und knapp auf den Punkt. "Manchmal können völlig verrückte Dinge passieren", sagte Renard.

Saudis winkt vorzeitiger Achtelfinal-Einzug

Für eben diese "verrückten Dinge" ist der Franzose allerdings eine Art Spezialist. Mit Sambia und der Elfenbeinküste gewann der 54-Jährige die Afrikameisterschaft. Nun schickt er sich an, Saudi-Arabien zum zweiten Mal nach 1994 in den USA in das Achtelfinale einer Weltmeisterschaft zu führen. Mit einem Sieg am Samstag (26.11.2022, 14 Uhr MEZ, live im Ersten und im Stream bei sportschau.de) gegen Polen könnte das Weiterkommen bereits perfekt gemacht werden.

"Wir glauben an uns. Ich glaube, wir können uns für die nächste Runde qualifizieren", sagte Angreifer Saleh Alshehri selbstbewusst. Sein Coach Renard war derweil bemüht, die Favoritenrolle auf den kommenden Gegner abzuwälzen: "Wir wissen, wo wir herkommen. Wir müssen bescheiden bleiben." Polen habe viele gute Spieler, die für große Klubs in Europa spielen, so der Franzose.

Saudi-Arabien ohne zwei Schlüsselspieler gegen Polen

Gewarnt sein werden die Polen in jedem Fall vor den "Grünen Falken", die gegen Argentinien durch ein hohes Abwehr-Pressing, gute Organisation und auch eine fußballerisch reife Leistung überraschten. Ob die Saudis diese Vorstellung werden wiederholen können, wird wohl auch ein wenig davon abhängen, ob sie in der Lage sind, den Ausfall ihrer verletzten Schlüsselspieler Salman al-Faradsch und Yasser Alshahrani zu kompensieren. Letzter zog sich in der Schlussphase des Auftaktspiels einen Kieferbruch zu.

Verursacher der schmerzhaften Blessur war übrigens kein Argentinier, sondern ein Mann namens Mohammed Al-Owais. Der Keeper traf seinen Teamkameraden bei einer Abwehraktion mit dem Knie im Gesicht. Gegentor verhindert, Mitspieler k.o. - auch die Aktion passte zur verrückten Geschichte des saudischen Matchwinners.