FIFA WM 2022 Für seinen WM-Traum - selbst Messi erreicht neue Sphären
Der WM-Titel ist der einzige, der Lionel Messi in seiner Sammlung noch fehlt. Im Turnier hat er gezeigt, wie sehr er ihn will, gegen Kroatien setzte er nochmal neue Maßstäbe.
Es gab tatsächlich Experten, die schon an Lionel Messi gezweifelt hatten. In den ersten fünf Spielen der WM hat der 35-Jährige jedoch auch den letzten Kritikern bewiesen, dass er nach wie vor noch als fußballerisches Genie bezeichnet werden darf. Mit vier Toren und zwei Assists führte er Argentinien ins Halbfinale gegen Kroatien. Und obwohl man schon so viele Galaauftritte von ihm gesehen hat, brachte er da die Fußballwelt nochmal aufs Neue zum Staunen.
Messi zeigt Gvardiol die Grenzen auf
Messi knallte den Elfmeter zum 1:0 ins Tor, leitete den zweiten Treffer mit der Fußspitze ein und bereitete Tor Nummer drei - das Spiel endete 3:0 - mit einem fantastischen Solo und viel Übersicht vor. Es war nicht das einzige Dribbling, das das Stadion und die zigtausend argentinischen Fans dort in Wallung brachten. Vor allem Josko Gvardiol, der eigentlich ein großartiges Turnier spielt, litt darunter, wurde von Messi mehrere Male nahezu durch die Manege gezogen.
Der Künstler wird auch zum Arbeiter
Der sechsmalige Weltfußballer hatte viele solcher Momente bei dieser WM, aber noch nicht in dieser Geballtheit in einem Spiel. Häufig wurde im Zuge dessen aber auch darüber gesprochen, dass Messi sich oftmals auch seine Pausen nimmt, viele Meter im gemächlichen Gang macht und defensiv nicht wirklich mitarbeitet. Genau das machte er gegen Kroatien aber auch, einige Male eroberte Messi als Verteidiger den Ball.
Für seinen großen Traum, den WM-Titel, erfindet er sich nochmal neu. Weil er nicht nur der fantastische Fußballer ist, sondern auch arbeitet. Messi gibt alles, um Weltmeister zu werden. "Messi hat bisher ein gutes Turnier gespielt, aber das heute war einfach sensationell", schwärmte auch Sportschau-Experte Thomas Hitzlsperger.
Großes Selbstvertrauen schon vor dem Turnier
Messi scheint das recht egal zu sein, auch die Tatsache, dass er mit elf WM-Treffern jetzt auch alleiniger Rekordtorschütze der Argentinier ist und mit dem Einsatz im Finale Rekordspieler bei Weltmeisterschaften mit 26 Spielen wird. "Daran denke ich gar nicht", sagte der Star von Paris St. Germain über den Status des besten argentischen Torjägers. "Wir freuen uns riesig und es hat riesigen Spaß gemacht, bis hierhin zu kommen. Wir haben uns vertraut und haben alles dafür geben, uns auch dieses Vertrauen zu schenken. Weil wir wussten, dass wir es schaffen - so verückt das auch klingt."
Vor dem Start des Turniers war das vielleicht gar nicht so verrückt, nach dem ersten Spiel der WM aber schon. Gegen Saudi-Arabien verlor Argentinien mit 1:2 und musste sogar um das Weiterkommen in der Gruppenphase bangen. Doch es folgten fünf Siege und am Sonntag (18.12.2022) soll der Höhepunkt im Finale folgen. "Es geht mir so viel durch den Kopf, ich weiß gar nicht, wie ich meine Gefühle beschreiben soll, wenn ich diese Familie feiern sehe, diese Fans, die uns die ganze Zeit zur Seite stehen. Jetzt stehen wir alle im Finale", sagte Messi.
Bei Argentinien stärker denn je
2014 hat er ein solches schon erlebt. Mario Götze schickte Messi damals mit seinem Tor in der Verlängerung ins Tal der Tränen, da war er schon so nah an seinem Traum. Sieben Jahre später gewann er mit Argentinien den ersten großen Titel bei der Copa America. Schon da war Messi mit Abstand der beste Spieler des Turniers, schoss unter anderem vier Tore und bereitete fünf Treffer vor.
Es mag sein, dass Messi im Klubfußball seinen Zenit überschritten hat, spätestens seit seinem Wechsel nach Paris ist es nicht mehr der Zauber wie zu seinen Hochzeiten beim FC Barcelona. In der Nationalmannschaft spielt er aber stärker denn je. Erst die Copa America, jetzt die Weltmeisterschaft. Es ist der einzige Titel, der ihm noch fehlt.
"Irgendwie sind wir jetzt alle Messi"
Die Messi-Titelliste: elfmal nationaler Meister, viermal Champions-League-Sieger, dreimal Klub-Weltmeister, U20-Weltmeister, Olympia- und Copa-Sieger mit Argentinien. Er hat alles gewonnen, und er war immer entscheidend. Bei der WM war aber selbst Messi bisher nicht genug - deswegen erreicht selbst er jetzt nochmal neue Sphären.
Und er hat dadurch sogar viele Neutrale auf seine Seite gezogen. Ein Beispiel dafür ist Jürgen Klinsmann. "Ich glaube, alle gönnen ihm diesen Titel. Irgendwie sind wir jetzt alle Messi", sagte der Ex-Bundestrainer zur Sportschau.