Wird Manchester United länger fehlen: Christian Eriksen.

Gruppe D Mit viel Rückenwind: Dänemark will angreifen

Stand: 01.02.2024 12:05 Uhr

EM-Halbfinale, souveräne WM-Qualfikation und überzeugend in der Nations League: Dänemark fährt mit viel Selbstbewusstsein zur WM nach Katar.

Der Trainer

Die Nachfolge von Thomas Tuchel anzutreten, ist wahrlich keine einfache Aufgabe. Genau damit sah sich Kasper Hjulmand aber konfrontiert, als er Tuchel, mittlerweile Champions-League-Sieger und Welttrainer, im Mai 2014 als Trainer von Mainz 05 ablöste. Wenig überraschend konnte Hjulmand nicht an Tuchels Erfolgszeit mit dem FSV anknüpfen: Nach nur 24 Pflichtspielen, in denen der Däne auf einen mageren Punkteschnitt von 1,04 kam, wurde Hjulmand kurz nach Rückrundenstart beurlaubt.

Weitaus erfolgreicher verliefen seine beiden Engagements beim FC Nordsjaelland (2011 bis 2014 und 2016 bis 2019). Der studierte Sportwissenschaftler führte den innovativen Fußballverein 2012 völlig überraschend zum Gewinn der dänischen Meisterschaft und beendete auch in seiner zweiten Amtszeit jede seiner drei Saisons unter den besten sechs Mannschaften in Dänemark. Seit Sommer 2020 ist Hjulmand Trainer der dänischen Nationalmannschaft, erreichte mit seinem Team das EM-Halbfinale (2:1-Niederlage nach Verlängerung gegen England) und sorgte für eine frühzeitige und äußerst souveräne WM-Qualifikation als Gruppenerster.

Der Star

Stiller und doch unangetasteter Anführer des Teams ist Christian Eriksen. Nach seinem dramatischen Zusammenbruch bei der vergangenen Europameisterschaft stand aufgrund des Risikos weiterer Herzprobleme lange sein Karriereende im Raum, doch der Spielmacher kämpfte sich auf den Rasen zurück. Anfang 2022 gab Eriksen sein Comeback beim FC Brentford und spielte kurz darauf auch wieder für sein Land: Bei der 2:4-Testspielniederlage gegen die Niederlande traf der der 30-Jährige unmittelbar nach seiner Einwechslung und wurde in der Johan-Cruijff-Arena (Amsterdam) sowohl von niederländischen als auch von dänischen Fans minutenlang gefeiert.

Players to watch

Besonders Joakim Maehle und Mikkel Damsgaard spielten sich bei der EM im Sommer 2021 in den Vordergrund. Beide sind auch bei der WM dabei und werden aller Voraussicht nach zum Stammpersonal gehören, wenngleich es insbesondere um Shootingstar Damsgaard (Brentford) zuletzt ruhiger geworden war.

Das Team mit den bewährten Kräften wird allerdings beim anstehenden Turnier durch aufstrebende Talente ergänzt, die allesamt im Verein schon mehr als nur vielversprechende Ansätze gezeigt haben. So spielten sich Jesper Lindström (22 Jahre, Eintracht Frankfurt), Andreas Skov Olsen (22, Brügge) und Rasmus Höjlund (19, Bergamo) zuletzt in den Vordergrund, wobei wohl Skov Olsen in Katar nach seinen starken Leistungen in der laufenden Champions-League-Saison am meisten Spielzeit vergönnt sein wird.

Besonderes

Schlagzeilen schreiben die Dänen im Zusammenhang mit der WM in Katar nicht nur aufgrund ihrer sportlichen Ambitionen. Auch die Veröffentlichung der WM-Trikots sorgte für Aufmerksamkeit, denn neben Rot und Weiß präsentierte der Ausrüster ein schwarzes Trikot. Es soll ein Zeichen gegen die Ausbeutung von Arbeitern und die Menschrechtsverletzungen im Ausrichterland sein.

Ob die schwarzen Trikots auch zum Einsatz kommen, ist fraglich, schließlich spielen die Dänen traditionell in Rot und Weiß. Fest steht aber, dass die Idee des schwarzen Outfits bei den Fans Anklang findet: Am Tag der Veröffentlichung wurden so viele dänische Nationaltrikots verkauft wie noch nie.

WM-Chancen

Die jüngere Vergangheit von "Danish Dynamite" ist absolut verheißungsvoll. Dem EM-Halbfinaleinzug folgte eine fast perfekte WM-Qualifikation (Zehn Spiele, neun Siege) und zuletzt bemerkenswert gute Auftritte in der Nations League. So konnten die Dänen sowohl Österreich als auch WM-Titelverteidiger Frankreich jeweils doppelt schlagen, einzig an Kroatien biss man sich zweimal die Zähne aus.

Diese Erfolgsbilanz zeigt: Mit den Dänen muss man bei der WM rechnen. In der Gruppe mit Frankreich, Australien und Tunesien ist man hinter den Franzosen Favorit aufs Weiterkommen. In der K.o.-Runde ist dann an guten Tagen einerseits alles möglich. Ein Vorstoß über das Viertelfinale hinaus erscheint andererseits unwahrscheinlich, da es dem Kader in der absoluten Spitze im Vergleich zu den Turnierfavoriten dann doch an Klasse mangelt.