Tückischer WM-Spielplan DFB-Frauen erst im Schongang, dann mit Vollgas?
Die Auslosung hat den deutschen Fußballerinnen bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland die vermeintlich leichteste Gruppe beschert. Doch schon ab dem möglichen Achtelfinale geht es rund. Die DFB-Frauen sprechen trotzdem forsch vom WM-Titel.
Spätestens am Dienstag (18.07.2023) hat für deutsche Mannschaft in Wyong die finale Vorbereitung auf das erste WM-Spiel begonnen: Am kommenden Montag (24.07.2023) geht es in Melbourne gegen Marokko in die Vollen. Nach Tagen der Akklimatisierung und des Müßiggangs am freien Montag hat Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im Basiscamp das Tempo angezogen.
Klara Bühl berichtete von "sehr viel Spaß", aber auch einer "hohen Intensität im Training" und fügte hinzu: "Es geht auch mal zur Sache. Wir müssen uns fordern und fördern."
Ihre Mitspielerin Chantal Hagel erklärte: "Beim ersten Spiel wollen wir bei 100 Prozent sein. In den beiden letzten Spielen vor der WM haben wir gesehen, woran wir noch arbeiten müssen. Das machen wir jetzt - Training für Training, Tag für Tag. Wir müssen aufeinander achten auf dem Platz und in die Abläufe kommen. Dann sind wir da, wo wir sein wollen."
Hendrich: "Sambia war eine Warnung"
Der eigene Anspruch ist Platz eins in Gruppe H, in der neben Marokko noch Kolumbien (30.07.2023) und Südkorea (03.08.2023) als Vorrundengegner auf die DFB-Frauen warten. Vom Papier her ist es die wohl einfachste Gruppe.
"Klar, es hätte uns deutlich schwieriger treffen können", redete dann auch Lena Oberdorf nicht lange um den heißen Brei herum, wenngleich sie meinte, man könne nicht von einer "leichten Gruppe" sprechen. Ohnehin haben Offizielle und Spielerinnen schon vor einiger Zeit den dritten WM-Titel nach 2003 und 2007 als Ziel ausgegeben.
Während in den übrigen sieben Gruppen meist zwei Top-Nationen vertreten sind, gehen die Südkoreanerinnen in Gruppe H mit Weltranglisten-Platz 17 vom Papier her als zweitstärkstes Team in die Vorrunde. Deutschland belegt aktuell hinter den USA Rang zwei, Kolumbien ist 25., Marokko folgt auf Platz 72.
Nach der Niederlage gegen Sambia (2:3), das mit Rang 77 "offiziell" das schwächste Team des Turniers ist, tun die Deutschen aber gut daran, keine Mannschaft zu unterschätzen. "Sambia war auf jeden Fall eine Warnung", sagte die erfahrene Verteidigerin Kathi Hendrich. "Man hat gesehen, was auf uns zukommen wird."
Im Achtelfinale gegen Brasilien oder Frankreich
Kapitänin Alexandra Popp unterstrich: "Alle Nationen, die bei dieser WM dabei sind, sind zu Recht da und dementsprechend auch nicht einfach zu bespielen." Aus ihrer Sicht hätte dem Team zumindest ein namhafterer Gegner in der Vorrunde aber wahrscheinlich gut getan. "Mit einem richtigen Brocken in der Gruppenphase weiß man, dass man sofort mit 100 Prozent ins Turnier starten muss."
So war es bei der EM im vergangenen Jahr, als Deutschland in den ersten beiden Spielen auf die stark eingeschätzten Teams aus Dänemark und Spanien traf und zwei Siege einfuhr. Nun muss der Angang von Mittelfeldspielerin Sara Däbritz herhalten: "Wir wollen unsere Gruppenphase so bestreiten, dass wir gute Leistungen zeigen und so ins Turnier finden."
Man muss ja eh gegen alle gewinnen, um am Ende Weltmeister zu werden.
Spätestens im Achtelfinale muss das deutsche Team in absoluter Topform sein. Wie es die Gruppen-Konstellation will, würden dann höchstwahrscheinlich schon Frankreich oder Brasilien als Gegnerinnen warten. Im Viertelfinale könnte es bereits zu einer Neuauflage des EM-Finals 2022 gegen England kommen.
Deutschland: Wieder durch Teamgeist zum Erfolg?
Wie weit es für Deutschland auch immer geht - alle Spiele finden in Australien statt. Melbourne, Sydney, Brisbane und eventuell Adelaide sind die Spielorte.
Ob nun Spanien, Japan, Norwegen, Kanada oder die USA - all diese Länder können sich der Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg erst im Finale in den Weg stellen.
"Wenn wir als Team zusammen agieren, ist es für jede Mannschaft schwierig, uns zu schlagen", ist Jule Brand überzeugt. Die Wolfsburgerin, die im vergangenen Jahr als beste U21-Spielerin Europas mit dem "Gold Girl Award" ausgezeichnet worden ist, hat in ihrem ersten Jahr beim VfL zwar den DFB-Pokal gewonnen, aber wie zuvor bei der EM sowohl in der Bundesliga als auch in der Champions League den großen Erfolg knapp verpasst.
Das Australien-Abenteuer geht die 20-Jährige offensiv an: "Wir wollen den Titel." Und auch Stürmerin Lea Schüller sieht den Spielplan pragmatisch: "Man muss ja eh gegen alle gewinnen, um am Ende Weltmeister zu werden."