Entscheidung in der Verlängerung Spanien im WM-Halbfinale - Niederlande enttäuschen
Die 19-jährige Salma Paralluelo hat Spanien erstmals ins Halbfinale einer Frauen-WM geschossen. Im europäischen Viertelfinal-Duell setzten sich die Ibererinnen am Freitag (11.08.2023) im neuseeländischen Wellington knapp, aber verdient mit 2:1 (1:1, 0:0) nach Verlängerung gegen die Niederlande durch. Schiedsrichterin Stephanie Frappart und der VAR standen einige Male im Fokus.
Die Spanierinnen untermauerten vor 32.021 Zuschauenden im Regional Stadium auch in der Runde der letzten Acht bei der WM-Endrunde in Down Under ihre Ambitionen auf den Titelgewinn. Nach dem souveränen 5:1-Achtelfinal-Erfolg gegen die Schweiz machte es die Mannschaft von Trainer Jorge Vilda gegen die Vize-Weltmeisterinnen von 2019 aber spannender als nötig. "La Roja" drückte der Partie gegen spielerisch ziemlich enttäuschende Niederländerinnen zwar lange klar ihren Stempel auf, ließ aber zu viele gute Chancen ungenutzt. So ging es nach Treffern von Mariona Caldentey (81., Handelfmeter) und Stefanie van der Gragt (90.+1) in die Verlängerung.
Dort avancierte Paralluelo zur spanischen Viertelfinal-Heldin: Nach zuvor vier Startelf-Einsätzen dieses Mal nur als Einwechselspielerin in die Partie gekommen, erzielte die junge Stürmerin in der 111. Minute den umjubelten Siegtreffer. "Das bedeutet mir alles, es war ein einzigartiger Moment mit großer Euphorie. Ich bin überglücklich", sprudelte es nach dem Spiel aus der Angreiferin des FC Barcelona heraus.
Vilda: "Wir schreiben weiter Geschichte"
Spaniens Coach Vilda lobte sein Team nach dem Schlusspfiff für den Siegeswillen: "Wir schreiben weiter Geschichte. Alle Spielerinnen haben auf einem außergewöhnlichen Niveau agiert. Es war eine Partie mit vielen emotionalen Entscheidungen - und das Tor von Salma war pure Freude."
Niederlande-Coach Andries Jonker trauerte einer vergebenen Chance in der Schlussphase nach, gestand aber ein, dass Spanien das Spiel verdient gewonnen habe: "Wir haben versucht, unsere Schwächen zu kaschieren und unsere Stärken zu zeigen. (...) Was wir in diesem Turnier gezeigt haben, war manchmal fantastisch, manchmal weniger gut."
Im Halbfinale gegen Schweden
Am kommenden Dienstag (15.08.2023, 10 Uhr MESZ) treffen die Südeuropäerinnen in der Vorschlussrunde des Turniers im neuseeländischen Auckland auf Schweden, das Japan mit 2:1 besiegte.
Redondo trifft zweimal nur den Pfosten
In den ersten 45 Minuten war die Partie ein Spiel auf ein Tor. Die im 4-3-3 agierenden Spanierinnen griffen flexibel und vor allem schnell an, drängten dabei die "Oranje Leeuwinnen" weit in deren Hälfte zurück. Es schien, als seien die Niederländerinnen um 13 Uhr Ortszeit noch im Mittagsschlaf. Die ersten Abschlüsse des Teams von Trainer Vilda waren noch etwas ungenau, in der 17. Minute machte es Alba Redondo dann aber zu genau: Nachdem Keeperin Daphne van Domselaar einen Kopfball von ihr stark an den linken Pfosten gelenkt hatte, setzte die Stürmerin auch den Abpraller an die Aluminium-Stange des niederländischen Kastens.
Abseitstor von Gonzalez zählt nicht
Auch danach stand die "Oranje"-Torhüterin immer wieder im Fokus, da die Defensivspielerinnen vor ihr die Räume und Passwege der Spanierinnen weiterhin nicht zu schließen wussten. Einen Distanzschuss von Kapitänin Esther Gonzalez parierte van Domselaar (22.), danach flog der Ball nach einem Abschluss von Caldentey am Tor vorbei (25.).
Nach etwa 30 Minuten zogen sich die Spanierinnen ein bisschen zurück, nahmen damit aber Anlauf für die nächsten Offensivaktionen: Gonzalez brachte den Ball aus kurzer Distanz nach einem Zuspiel von Redondo zwar im Tor unter - allerdings aus Abseitsposition (37.). Fünf Minuten später stand wieder van Domselaar bei einem Esther-Abschluss der möglichen Führung der Spanierinnen im Weg. Bei 1:12-Abschlüssen konnten die Niederländerinnen mit dem 0:0-Zwischenstand zur Pause mehr als zufrieden sein.
Schiedsrichterin nimmt Foulelfmeter zurück
Die Weltranglisten-Sechsten aus Spanien blieben auch nach dem Seitenwechsel offensiv, nutzten aber gute Chancen von Esther (46.) und Caldentey (49.) nicht zur Führung. Das hätte sich fast gerächt: In der 61. Minute schubste Irene Paredes ihre Gegenspielerin Lineth Beerenstyn im Strafraum. Schiedsrichterin Frappart aus Frankreich pfiff zunächst Foulelfmeter, nahm ihre ursprüngliche Entscheidung nach Überprüfung der Szene am Monitor aber zurück.
Handelfmeter bringt Spanien die Führung
Spanien schaltete nach diesem Schreckmoment direkt wieder in den Angriffsmodus - und das zahlte sich in der 78. Minute aus: Nach einem Handspiel der Niederländerin van der Gragt im Strafraum hatte Schiedsrichterin Frappart zunächst auf Eckstoß entschieden, doch nach VAR-Eingreifen und dem erneuten Blick auf den Monitor korrigierte sie zu Recht auf Handelfemeter. Mariona Caldentey traf flach mithilfe des linken Innenpfostens zur Führung (81.).
Van der Gragt schießt Niederlande in Verlängerung
Nun mussten die Niederländerinnen angreifen, kamen durch Beerenstyn (86., 90.) zunächst aber nur zu zwei ungefährlichen Abschlüssen. Zu Beginn der zwölfminütigen Nachspielzeit machte es die 30 Jahre alte Verteidigerin van der Gragt viel besser: Mit einem Schuss von der Strafraumgrenze links unten ins Eck "korrigierte" sie im 107. und letzten Länderspiel ihrer Karriere das Handspiel und rettete die Niederlande mit dem Ausgleichstor (90.+1) in die Verlängerung.
Stefanie van der Gragt (l.) beendete ihre Länderspiel-Karriere mit einem Tor - und dem WM-Aus.
Dort passierte im ersten Abschnitt vor den Toren wenig. Nach dem letzten Seitenwechsel hatte Beerenstyn die einzige nennenswerte Gelegenheit für die Niederlande (107.), bevor schließlich Paralluelo die Spanierinnen mit einem platzierten Schuss ins lange Eck jubeln ließ.