Überragende Angreiferin Sambia gegen Japan - alle Augen auf Banda
Zuletzt hat das deutsche Team im Testspiel die außergewöhnliche Qualität von Sambias Barbra Banda kennengelernt. Im ersten Gruppenspiel der Afrikanerinnen gegen Japan am Samstag (22.07.2023, 9.00 Uhr MEZ) schauen jetzt alle ganz genau hin.
Weniger als zwei Wochen ist es her, da lief Barbra Banda in Fürth allen davon. Die pfeilschnelle Ausnahmefußballerin aus Sambia entpuppte sich für die deutsche Defensive um Kathrin Hendrich und Torhüterin Merle Frohms gleich mehrfach als unaufhaltsam. Sie trug mit ihren beiden Toren entscheidend zum 3:2-Überraschungscoup gegen die hochfavorisierten Vize-Europameisterinnen bei und sorgte für eine verpatzte deutsche WM-Generalprobe.
Diskussionen um Testosteronwert
Sambias sportlicher Feinschliff für die Weltmeisterschaft gelang, und doch lodert ein Störfeuer rund um das Lager des Weltranglisten-77. aus Südostafrika. Der Grund? Der Testosteronwert von Kapitänin Banda.
In der Regel findet sich jenes Sexualhormon hauptsächlich im männlichen Körper und nur in geringen Mengen im weiblichen. Bei Banda jedoch ist das natürlich produzierte Level sehr hoch - und wirkt sich möglicherweise auf die sportlichen Leistungen aus.
"Keine klaren Richtlinien"
"Gerade im Sprint-, Sprung- und Schussbereich ist ein besserer Muskelaufbau bei hohen Testosteronwerten schon ein Vorteil", sagte Sportmediziner Wilhelm Bloch, Professor an der Deutschen Sporthochschule in Köln, im SID-Interview.
Doch wie damit umgegangen werden soll, darüber ist sich die Fußballwelt uneins. "Das Problem", so Bloch, "es gibt bei vielen Verbänden keine klaren Richtlinien. Wir schwimmen momentan über dieses Thema hinweg."
Keine Erlaubnis beim Afrika-Cup
Die Afrikanische Fußball-Konföderation CAF gab im Sommer 2022 beim Afrika-Cup der Frauen in Marokko Banda keine Spielerlaubnis, trotzdem schaffte es Sambia auch ohne die beste Spielerin der Auswahl bis ins Halbfinale und wurde Turnierdritter. Laut CAF habe Banda ein "Geschlechtsüberprüfungsverfahren" nicht bestanden.
Der Weltverband FIFA lässt indes Banda Down Under spielen. "Das ist eine ganz harte Entscheidung, die ich glücklicherweise nicht treffen muss", äußerte Bloch, "im Sinne der Fairness für alle Fußballerinnen und Sportlerinnen denke ich, dass es sinnvoll ist, auch da Grenzwerte einzuziehen."
FIFA duckt sich weg
Nun wäre eigentlich der Fußball-Weltverband FIFA gefordert, eindeutige Regeln für seinen Sport festzulegen. Während beispielsweise der Leichtathletik-Weltverband seine Regeln solcherart verändert hat, dass Athletinnen nur noch starten dürfen, wenn sie ihr Testosteronlevel entsprechend gesenkt haben, gibt es derlei im Fußball noch nicht.
Die FIFA hält sich derweil bedeckt, lässt auf Sportschau-Anfrage wissen, man habe beim WM-Turnier nicht vor, einer speziellen Spielerin aufgrund von Testosteron-Werten die Teilnahme zu verbieten. Man sei mit unterschiedlichsten Experten aber dran am Thema, welches sehr komplex sei.
Kein Geld für Sambias Spielerinnen?
Banda wird also dabei sein gegen Japan und ist damit die große Hoffnungsträgerin des afrikanischen Teams. In dem es - wenn man dem englischen "Guardian" Glauben schenken darf - noch weitere Probleme gibt: Nach Informationen der englischen Tageszeitung sind viele sambische Spielerinnen seit nunmehr zwei Jahren von ihrem Verband nicht bezahlt worden. Es soll bereits zu einem Trainings-Streik gekommen sein.
Zudem wird Trainer Mwape sexueller Missbrauch von Spielerinnen vorgeworfen. Auch darüber berichtete der "Guardian".
Dessen ungeachtet: Ein Überstehen der Gruppenphase, in der man es noch mit dem großen Favoriten Spanien und Außenseiter Costa Rica zu tun bekommt, ist das große Ziel des Teams von Trainer Bruce Mwape. Da wäre ein Sieg gegen Japan möglicherweise bereits der entscheidende Schritt.
Spiele gegeneinander: noch keine Duelle
- FIFA-Ranking: Sambia Platz 77, Japan Platz 11
- Beste WM-Platzierung: Sambia - 2023 ist die erste WM-Endrunde, Japan - Weltmeister 2011
- Fun Fact: Saki Kumagai, die zur kommenden Saison vom FC Bayern München zu AS Rom wechselt, ist einzige Spielerin, die bereits beim WM-Gewinn 2011 im Kader der Japanerinnen stand.