Mitfavorit startet Frankreich - routiniert ins Glück?
Mit Erfahrung zum lange erträumten Erfolg? Frankreich geht mit vielen routinierten Spielerinnen ins WM-Turnier. Zum Auftakt soll gegen Jamaika am Sonntag (23.07.2023, 12.00 Uhr MESZ) ein Pflichtsieg her.
Alles neu bei Frankreich: Nach jeder Menge Ärger im vergangenen Herbst und Winter hat eines der Topteams des Frauen-Weltfußballs im Februar eine Art Revolution vollzogen. Die langjährige Trainerin Corinne Diacre wurde geschasst. Es ging einfach nicht mehr. Trotz starker Resultate - Frankreich war bei den letzten drei Weltmeisterschaften jeweils mindestens Viertelfinalist - musste die Trainerin gehen.
Frostiger Umgang mit Spielerinnen
Diacre - seit 2017 französische Nationaltrainerin - hatte 2022 vor der EM in England gleich mehrere erfahrene Spielerinnen nicht mehr nominiert. Unter ihnen Spitzenkräfte wie Eugenie Le Sommer und Amandine Henry. Vor allem ein überaus frostiger Umgang mit den Spielerinnen war ihr zunehmend vorgeworfen worden - ihr Absage-Telefonat mit Henry soll zum Beispiel 14 Sekunden gedauert haben.
Als im Februar dann auch noch Abwehrchefin Wendie Renard aus Protest gegen die Trainerin ihren Rücktritt aus dem Nationalteam ankündigte, war das Fass übergelaufen. Diacre musste gehen. Mit Hervé Renard wurde kurzerhand ein erfahrener Trainer verpflichtet, der schon zwei Weltmeisterschaften "auf dem Buckel" hat. Wenn er dort auch mit Marokko (2018) und Saudi Arabien (2022) zwei Männerteams betreute.
Hervé Renard - er kann's auch mit schwierigen Charakteren
Renard ist bekannt dafür, auch mit "schwierigen" Spielern umgehen zu können. Er bewies das, als er 2015 das Team der Elfenbeinküste mit "eckigen" Stars um Didier Drogba einte und zum Sieg beim Afrika-Cup führte.
Nun also hat er die altgedienten Frauen Frankreichs wieder vereint - auch ein bisschen notgedrungen. Denn mit Delphine Cascarino und Marie-Antoinette Katoto fallen zwei junge Top-Stars für die WM verletzungsbedingt aus.
Jüngste Hiobsbotschaft für Frankreich: Gegen Jamaika muss man auch auf die Verteidigerinnen Elisa De Almeida und Selma Bacha verzichten. Die seit 2021 für Paris St. Germain spielende De Almeida verletzte sich im Training an der Wade, Bacha (Lyon) klagt weiter über Schmerzen am linken Knöchel. Beide kommen laut Renard für einen Einsatz nicht in Frage.
Ein Jungstar und viel Erfahrung
Dafür hat er mit der erst 19-jährigen Vicki Becho einen neuen aufgehenden Stern am französischen Fußballhimmel entdeckt. Die zentrale Mittelfeldspielerin hat im Laufe der vergangenen Saison bei Olympique Lyon geglänzt und soll nun auch in der Nationalmannschaft eine wichtige Rolle übernehmen.
An der Seite der Erfahrenen: Wendie Renard, Amandine Henry und Eugenie Le Sommer sollen das Team führen und jenen Erfolg anpeilen, auf den "Les Bleues" schon so lange warten: eine WM-Medaille. Eugenie Le Sommer jedenfalls hat das Ziel kürzlich klar formuliert: Es soll der Titel werden. "Es ist ein großes Ziel, und wir wissen, dass es schwierig werden wird, aber wir müssen uns hohe Ziele setzen und angesichts des Niveaus unserer Mannschaft Ambitionen haben."
- FIFA-Ranking: Frankreich Platz 5 / Jamaika Platz 53
- Beste WM-Platzierung: Frankreich - 4. Platz 2011 / Jamaika - Vorrunde 2019
- Fun Fact: Frankreichs letzte sieben WM-Tore sind allesamt in der zweiten Halbzeit gefallen.