Gegen Kanada unter Druck "Matildas" wollen vorzeitiges WM-Aus verhindern
Australien wurde vor WM-Beginn zum Kreis der Mitfavoritinnen gezählt - nun droht den Co-Gastgeberinnen des Turniers allerdings das Aus nach der Vorrunde. Im letzten Gruppe-B-Spiel gegen Kanada muss am Montag (31.07.2023) ein Sieg her, um sicher im Turnier zu bleiben. Die Hoffnungen ruhen dabei auch auf Sam Kerr.
Nach dem knappen 1:0-Auftaktsieg gegen Irland: Erleichterung und ein Anflug von WM-Euphorie. Nach der 2:3-Niederlage gegen Nigeria: Ernüchterung und Angst vor dem vorzeitigen WM-Aus. Nun also stehen die australischen "Matildas" in der Partie am Montag (12 Uhr MESZ, im Live-Ticker auf sportschau.de) gegen die Olympiasiegerinnen aus Kanada in Melbourne unter absolutem Erfolgsdruck.
Der Co-WM-Gastgeber mit dem schwedischen Coach Tony Gustavsson an der Seitenlinie will natürlich unbedingt im Turnier bleiben. Doch das wird - da sind sich alle Expertinnen und Experten einig - nur gelingen, wenn sein Team in Defensive und Offensive eine deutliche Leistungssteigerung auf den Rasen bekommt.
Außenverteidigerin Ellie Carpenter zeigte sich zwei Tage vor der Partie in Melbourne siegessicher: "Wir wissen, was auf dem Spiel steht, dass wir dem Rücken zur Wand stehen und dass wir unser Bestes geben müssen." Jede in der Mannschaft müsse mit Herzblut spielen. Es komme auf den Zusammenhalt und auch auf die Unterstützung von den Rängen an, so Carpenter.
So ist die Ausgangssituation
Australien hat als drittplatziertes Team in Gruppe B nur drei Punkte auf dem Konto. Nigeria und Kanada liegen mit je vier Zählern auf den Rängen eins und zwei und haben die besseren Karten für den Einzug ins Achtelfinale. Nur wenn Australien gegen Kanada ein Sieg gelingt, ist das Team sicher im Achtelfinale dabei - und im Falle einer Niederlage ausgeschieden.
Spielen die "Matildas" remis, dann sind sie auf Schützenhilfe aus Irland angewiesen: Die bereits ausgeschiedenen Irinnen müssten dann nämlich Nigeria (am Montag ab 12 Uhr MESZ ebenfalls im Live-Ticker auf sportschau.de) mit zwei Toren Differenz schlagen, um Australien einen Platz in der Runde der besten 16 Teams zu sichern. So weit, so unsicher also die Lage für Australien vor Beginn von 90 voraussichtlich ziemlich nervenaufreibenden Minuten.
Kann Sam Kerr die Wende bringen?
Die in den ersten beiden Partien mit einer Wadenverletzung fehlende australische Offensivspielerin Sam Kerr vom FC Chelsea steht für das "Alles oder nichts"-Spiel gegen Kanada offenbar zur Verfügung. "Ich bin bereit", sagte sie zwei Tage vor der Partie. Unklar ist aber, wie fit die 29 Jahre alte Teamkapitänin wirklich ist und wie sehr sie ihrer Mannschaft wird helfen können.
Aber egal ob von Beginn an oder als "Joker": Mit dem Superstar in den eigenen Reihen dürfte das Selbstvertrauen in die eigenen Stärken auch bei ihren Mitspielerinnen auf jeden Fall wieder größer sein. Kerr jedenfalls ist zuversichtlich, dass nach zuletzt drei Niederlagen in Folge gegen Kanada nun ein Sieg gelingt: "Wir haben uns im vergangenen Jahr so sehr weiterentwickelt. Wir fühlen uns alle richtig gut."
Mary Fowler und Aivi Luik, die die Partie gegen Nigeria wegen Gehirnerschütterungen verpasst hatten, stehen dem Team voraussichtlich ebenfalls wieder zur Verfügung.
Australierinnen blicken nach vorne
Auffällig war in den vergangenen Tagen, dass im australischen Team der Blick zurück konsequent vermieden wurde. In den Interviews nach der Niederlage gegen Nigeria kam noch der Frust und die Enttäuschung über die mangelnde Konstanz in den eigenen Leistungen durch, danach aber hieß es nicht nur bei Verteidigerin Alanna Kennedy: "Wir konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf das Kanada-Spiel."
"Verabredung mit dem Schicksal"
Im australischen "Guardian" hieß es, die "Matildas" hätten gegen Kanada "eine Verabredung mit dem Schicksal". Ausgerechnet beim so lange ersehnten und vorbereiteten Heimturnier droht das Aus bereits nach der Vorrunde. Seit 2003 hat es das - trotz Niederlagen in der Gruppenphase - bei Frauen-Weltmeisterschaften nicht mehr gegeben: 2007, 2011 und 2015 schieden die Australierinnen im Viertelfinale aus, 2019 kam das Aus im Achtelfinale.
Der Vetrag von Coach Gustavsson läuft zwar noch bis zu den Olympischen Spielen im kommenden Jahr. Aber wenn Australien wirklich vorzeitig bei der WM ausscheiden sollte, könnte es gut sein, dass seine Zeit als verantwortlicher Mann an der Seitenlinie schon früher endet - darüber zumindest spekulierten australische Medien in den Tagen vor dem Spiel. Mit einem Sieg gegen Kanada könnte sein Team diese Diskussionen fürs erste wieder beenden.
- Spiele gegeneinander: 16 (7 Siege Kanada / 6 Siege Australien / 3 Unentschieden)
- FIFA-Ranking: Kanada Platz 7 / Australien Platz 10
- Beste WM-Platzierung: Kanada - Platz 4 bei WM 2003 / Australien - Viertelfinale 2007, 2011 und 2015
- Fun Fact: Keine Fußballerin war jünger als Ellie Carpenter bei einer Partie bei Olympischen Spielen: Wenige Monate vor den Spielen in Rio 2016 war sie 16 Jahre alt geworden.
- Spiele gegeneinander: bisher keins
- FIFA-Ranking: Irland Platz 22 / Nigeria Platz 40
- Beste WM-Platzierung: Irland - Erste Teilnahme 2023 / Nigeria - Viertelfinale 1999
- Fun Fact: Irlands Katie McCabe erzielte in der vierten Minute gegen Kanada per direkt verwandeltere Ecke das bislang schnellste Tor der WM. Trotz der 1:2-Niederlage wurde sie später zur "Spielerin des Spiels" gewählt.