Gilt als Kandidat für den Posten des Nationaltrainers von Südkorea: Jürgen Klinsmann.

Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann wird Nationaltrainer Südkoreas

Stand: 27.02.2023 21:05 Uhr

Jürgen Klinsmann ist zurück auf der großen Fußball-Bühne. Knapp drei Jahre nach dem krachend gescheiterten Abenteuer bei Bundesligist Hertha BSC übernimmt der frühere Bundestrainer den Cheftrainerposten bei der südkoreanischen Fußball-Nationalmannschaft.

Klinsmann soll den zweimaligen Asienmeister zur WM 2026 führen, die in seiner Wahlheimat USA sowie in Mexiko und Kanada stattfindet. Entsprechend wurde Klinsmann vom südkoreanischen Fußballverband (KFA) mit einem Vertrag bis zum WM-Finale 2026 ausgestattet, wie am Montag (27.02.2023) in Seoul bekanntgegeben wurde. Über die finanziellen Modalitäten seines Vertrages wurden keine Angaben gemacht.

Asien Cup im Juni als erste Bewährungsprobe für Klinsmann

Sein Debüt soll der gebürtige Schwabe, der die Nachfolge des Portugiesen Paulo Bento antritt, am 24. März im Länderspiel gegen Kolumbien geben, gefolgt von einer Begegnung am 28. März in Seoul gegen Uruguay. Danach nimmt Südkorea vom 16. Juni bis zum 16. Juli am Asien Cup teil. Das Turnier findet bei WM-Gastgeber und Titelverteidiger Katar statt.

Klinsmann: "Bin sehr glücklich, fühle mich geehrt"

"Ich bin sehr glücklich und fühle mich geehrt, Cheftrainer der südkoreanischen Fußballnationalmannschaft zu sein", wird Klinsmann in einer Mitteilung des Verbandes zitiert. "Mir ist sehr wohl bewusst, dass sich die koreanische Nationalmannschaft über einen langen Zeitraum kontinuierlich verbessert und Ergebnisse erzielt hat", ergänzte Klinsmann. Er werde sein Bestes geben, um bei der anstehenden Asien-Meisterschaft und bei der WM 2026 gute Resultate zu erzielen, sagte er über seine Ziele.

Größter Erfolg der "Taegeuk Warriors" bei einer WM-Endrunde war bei der Heim-Weltmeisterschaft 2002 das Erreichen des Halbfinales (0:1 gegen Deutschland), damals unter Guus Hiddink. Bei der vergangenen WM in Katar hatte Südkorea das Achtelfinale erreicht, als gegen Rekord-Weltmeister Brasilien Endstation war. Danach hatte Bento seinen Abschied verkündet.

Für Klinsmann ist es die fünfte Station als Trainer. Von 2004 bis 2006 war er für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verantwortlich, danach auch für die Nationalmannschaft der USA (2011 bis 2016). Seine Engagements bei Bayern München und Hertha BSC endeten jeweils vorzeitig: Bei den Bayern arbeitete er in der Saison 2008/2009 nur zehn Monate, in Berlin hatte er das Amt des Cheftrainers ab Ende November 2019 nur drei Monate inne.

Vor allem sein vorzeitiger Abgang bei der Hertha, mit einem Facebook-Post bekanntgegeben, sorgte vor drei Jahren für Aufsehen. Erst recht, als im Nachhinein Meinungsverschiedenheiten zwischen Klinsmann und dem Hertha-Management bekannt wurden - und dass der Trainer über Wochen Interna an Klubinvestor Lars Windhorst weitergegeben hatte ("Hertha-Protokolle").

Ex-DFB-Mann Müller als technischer Direktor bei Koreas Verband

In den südkoreanischen Medien wurde Klinsmann am Montag als deutsche Fußball-Ikone beschrieben. Verantwortlich für die Verpflichtung war Michael Müller. Der 57 Jahre alte Deutsche arbeitet seit 2018 beim südkoreanischen Verband. Im Januar war er zum Technischen Direktor ernannt und mit der Suche nach einem neuen Trainer beauftragt worden.

Eine wichtige Rolle bei der Auswahl Klinsmanns habe dabei seine Bereitschaft gespielt, während seiner künftigen Trainer-Tätigkeit auch in Südkorea wohnen zu wollen, berichtete die südkoreanische Zeitung "Ilgan Sports". Der Wohnort sei das wichtigste Kriterium Müllers für die Trainerauswahl gewesen. Bento habe ebenfalls in Südkorea gewohnt und sich die Spiele der einheimischen K-League angeschaut, um neue Spieler für das Nationalteam zu entdecken und sie zu beobachten, hieß es. Klinsmann werde bereits in der kommenden Woche in Seoul erwartet, hieß es vom Verband.

Als weitere Auswahlkriterien hatte Müller im Vorfeld Erfahrung, Motivation und Teamfähigkeit genannt, aber auch eine starke Führungsqualität. In Südkorea gelte: "Was der Cheftrainer sagt ist Gesetz", so Müller in einem Interview gegenüber "transfermarkt.de".

Dies dürfte ganz im Sinne von Klinsmann sein, dem seit seiner Zeit beim DFB und als Bayern-Coach (Stichwort: Buddhas) der Ruf des selbstbewussten Reformers anhängt, der einen Laden gerne mal komplett umkrempelt. Demnächst womöglich auch bei Südkoreas Nationalteam.