1. DFB-Pokal-Runde Leipzig quält sich in Wiesbaden zum Sieg
Als letztes der 32 Teams hat sich Titelverteidiger RB Leipzig für die 2. Runde im DFB-Pokal qualifiziert. Gastgeber SV Wehen Wiesbaden hielt aber am Mittwochabend (27.09.2023) trotz eines frühen Rückstands stark dagegen.
In der Zweiten Bundesliga hat Wehen Wiesbaden ordentlich Fuß gefasst, nach sieben Spielen stehen zwei Siege und acht Punkte zu Buche. Damit liegt der Aufsteiger aktuell auf Rang 14, dass er um den Klassenerhalt zu kämpfen hat, ist in der hessischen Hauptstadt aber jedem klar.
"Mehr Fehler gemacht als sonst"
Ablenkung oder Zusatzbelastung durch den Pokalwettbewerb wird es im weiteren Verlauf dieser Spielzeit nicht geben. Die erste Runde war für die Mannschaft von Markus Kauczinski auch die letzte, aber als Mutmacher für den weiteren Saisonverlauf taugt die Leistung beim 2:3 (1:2) gegen den Titelkanddiaten der Bundesliga auf jeden Fall.
"Wiesbaden macht es dem Gegner sehr schwer. Wir haben schon mehr Fehler gemacht als sonst, aber am Ende zählt, dass wir weitergekommen sind", sagte RB-Keeper Peter Gulasci nach seinem ersten Spiel nach fast einjähriger Verletzungspause am ARD-Mikrofon: "Gegen Bayern wird es ein anderes Spiel. Wir spielen alle drei Tage, so etwas kann mal passieren."
Wiesbadens Sascha Mockenhaupt sagte der Sportschau: "Ich habe wirklich zwiegespaltene Gefühle. Wir haben ein Superspiel gemacht, aus dem man auch ganz viel für die nächsten Aufgaben ziehen kann. Aber es hat halt nur zu 99 Prozent alles gepasst, sonst wären wir weiter gekommen."
Rose: "Komplett die Kontrolle verloren"
Wiesbadens Coach Markus Kauczinski schloss sich dieser Sichtweise nahtlos an: "Es war ein geiles Spiel, wir haben einen heißen Pokalfight geliefert. Man hat schon gesehen, dass wir was können, am Ende haben wir Leipzig mit unseren Ecken und bei hohen Bällen noch sehr in Bedrängnis gebracht."
Sein Kollege Marco Rose, der gegenüber dem 1:0 zuletzt in Mönchengkadbach auf sechs Positionen rotiert hatte, gab zu: "Es war ein hartes Stück Arbeit. In der ersten Halbzeit haben wir noch vieles gut und richtig gemacht. Dann waren wir beim 1:2 schlecht gestaffelt und haben am Ende, das muss man so sagen, komplett die Kontrolle verloren. Kompliment an meine Mannschaft, dass wir dann trotzdem die zweite Runde erreich haben."
Frühe RB-Führung durch Forsberg
Schwieriger hätte es die Wiesbadener bei der Auslosung aber auch nicht treffen können: Mit Leipzig kam der Pokalchampion von 2023 und 2022 in die mit 12.500 Zuschauern ausverkaufte Arena. Die Kräfteverhältnisse schienen dann auch schnell geklärt.
In der 7. Minute konnte SVWW-Keeper Florian Stritzel einen Kopfball von Yussuf Poulsen nur nach vorne abklatschen, technisch stark jagte Emil Forsberg den Abpraller aus zehn Metern in den linken Winkel. Wiesbaden zeigte sich davon aber schnell erholt, startete einige mutige Gegenangriffe, die aber spätestens beim Pokal-Comebacker Peter Gulacsi im RB-Tor endeten.
Misslungene Klärung von Mathisen
Auf der Gegenseite hätte Leipzig in der 16. Minute das zweite Tor nachlegen müssen, doch Benjamin Sesko, Poulsen und Fabio Carvalho vergaben binnen wenigen Sekunden eine Dreifach-Chance. Zwei Minuten später traf Sesko dann aber doch. Der slowenische Mittelstürmer war aus kurzer Distanz zur Stelle, als ein Klärungsversuch von Marcus Mathisen per Kopf am eigenen Fünfmeterraum völlig misslang und zur perfekten Vorbeitung wurde.
Einer von vielen Zweikämpfen: Leipzigs Christopher Lenz (l.) im Duell mit Wiesbadens Nick Bätzner (r.).
Leipzig war in der Folge noch dominanter, verpasste aber mehrfach, den dritten Treffer nachzulegen. Die Strafe folgte in der 41. Minute. Nach einem langen Pass von Martin Angha startete Ivan Prtajin in die Sturmspitze, schüttelte seinen Bewacher Nicolas Seiwald locker ab und lupfte den Ball elegant über Gulacsi hinweg - Wiesbaden war zurück im Spiel.
Seiwald sorgt für Gefahr im eigenen Team
Seiwald hingegen weniger. Der österreichische Mittelfeldspieler hatte offensichtlich extrem mit seinem Patzer zu kämpfen, leistete sich in der Folge zahlreiche weitere Abspielfehler und unnötige Fouls. Nach einer Stunde hätte der krasse Außenseiter einen weiteren RB-Patzer, diesmal von Kevin Kampl, dann beinahe zum Ausgleich genutzt - Gulacsi parierte aber gegen Prtajin hervorragend.
Wiesbaden war in dieser Szene nah am Ausgleich, nach einem Dreifach-Wechsel von RB-Coach Marco Rose, bei dem er unter anderem Seiwald von seinem gebrauchten Abend erlöste, schien das Spiel aber seinen erwarteten Verlauf zu nehmen. Die kurz davor neu ins Spiel gekommenden Xavi Simons und Lois Openda leisteten die Vorbereitung, dann nutzte Sesko den Abpraller nach Forsbergs Schuss zum 3:1 (70.).
Prtajin verkürzt zum zweiten Mal
Die Entscheidung? Wieder nicht. Erstaunlich unsouverän agierte Leipzig auch nach der erneuten Zwei-Tore-Führung, bekam weder Ruhe noch Ordnung in seine Aktionen. Fast folgerichtig kam Wiesbaden wieder zurück, keine drei Minuten nach dem Sesko-Treffer verkürzte wiederum Prtajin nach einer Ecke zum 2:3.
Und es blieb ein enges Duell. Sesko traf in der 80. Minute die Latte, in der Schlussphase war dann wieder Wehen Wiesbaden am Drücker. Gulacsi musste beim Distanzschuss von Julius Kade noch einmal sein ganzes Können aufbieten, auch bei hohen Bällen auf den starken Prtajin wurde es immer wieder eng für RB.
Am Ende brachte der Zweitligist den Ball aber nicht mehr über die Linie - Leipzig zitterte den Erfolg mit größer Mühe über die Runden.
Jetzt gegen Bayern, ManCity und Hannover
Für die "Bullen" geht es jetzt in der Bundesliga am Samstag (18.30 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) gegen den FC Bayern München weiter, vier Tage später wartet in der Champions League Manchester City.
Für Wehen Wiesbaden wird es nicht ganz so hochkarätig, Gastgeber Hannover 96 am Samstag (13 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) liegt aber in der Zweiten Liga auf Tuchfühlung zur Spitze.