Elfmeter entscheidet Freiburg siegt sensationell bei den Bayern
In der Nachspielzeit der regulären Spielzeit passierte es: Der SC Freiburg verwandelte einen Handelfmeter zum Sieg bei den Münchner Bayern - und steht damit sensationell im Halbfinale des DFB-Pokals.
Lucas Höler war es, der in der 93. Minute den Freiburger Siegtreffer zum 2:1 (1:1)-Auswärtserfolg bei den Bayern machte - und die riesige Sensation nach einer wahren Abwehrschlacht während der vorangegangenen 90 Minuten perfekt machte.
Zuvor hatte Dayot Upamecano die Bayern per Kopf in Führung gebracht (19.), Nicolas Höfler mit einem satten Fernschuss ausgeglichen (29.).
"Wir haben leidenschaftlich verteidigt und am Ende mit dem Elfmeter das nötige bisschen Glück gehabt", freute sich SC-Trainer Christian Streich nach der Partie. Thomas Tuchel stellte sachlich fest: "Wir haben zwei Fernschüsse bekommen und die waren entscheidend. Das ist hart. Bei uns passte der letzte Pass einfach nicht."
Thomas Müller, der sich sichtlich entnervt vor das ARD-Mikro stellte, stellte erschüttert fest: "Wir hatten die Freiburger im Griff, haben sie eingeschnürt. Aber sie haben im letzten Drittel einfach sehr gut verteidigt und uns fehlte da der letzte Zentimeter Genauigkeit."
Cancelo darf direkt ran
Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte gegenüber dem jüngsten 4:2 gegen Borussia Dortmund lediglich eine Änderung in der Startelf vorgenommen: Für Alphonso Davies begann der Portugiese Joao Cancelo. Lange Gesichter zogen Sadio Mané und auch Serge Gnabry - sie mussten wieder erst einmal auf der Bank Platz nehmen.
Bei Gegner Freiburg stand anders als in den beiden DFB-Pokal-Runden zuvor Stammtorhüter Mark Flekken und nicht U21-Nationalkeeper Noah Atubolu im Tor. Neu im Team im Vergleich zum 1:1 gegen Hertha BSC war Offensivspieler Michael Gregoritsch, der zuletzt gelb-gesperrt gefehlt hatte.
"Kimmich zumachen" - Freiburgs einfache Taktik
Jenem Gregoritsch und seinen beiden Offensivkollegen Höler und Vincenzo Grifo kam auch eine der zentralen taktischen Aufgaben zu, die SC-Trainer Christian Streich seinen Jungs mit auf den Weg gegeben hatte: Joshua Kimmich zumachen. Der heimliche Spielgestalter des FC Bayern sollte im Aufbau so wenig wie möglich Ballbesitz bekommen - geschicktes Verschieben und Zustellen der Räume in der Zentrale war also aus Freiburger Sicht angesagt.
Und das machten die Gäste aus dem Breisgau auch wirklich gut. Das Bayern-Spiel wurde ohne Kimmichs Ideen größtenteils lahmgelegt und stotterte. Beleg: Erst in der 12. Minute gab es die erste Torannäherung des Bundesliga-Primus - Leroy Sané hatte aus der Distanz abgezogen, das Tor mit seinem Flachschuss aber verfehlt.
Upamecano per Kopf - 1:0, Höfler antwortet
Aber klar: Die Bayern haben mehrere Optionen, was die Offensive betrifft. Wenn es aus dem laufenden Spiel nicht funktioniert, hat man ja auch noch die Standards. Und eine solche führte schon bald zum 1:0: Kimmichs Eckball fand in der 19. Minute den Kopf von Upamecano, der sich im Luftkampf mit viel Physis gegen Maxi Eggestein durchgesetzt hatte. Der Franzose köpfte zum 1:0 ein.
Oft läuft es in derlei Spielen ja so, dass die Münchner die vorübergehende Depression des Gegners nutzen und gleich ein weiteres Mal zuschlagen. Diesmal nicht - Freiburg behielt den Kopf oben. Und antwortete. Zunächst scheiterte Gregoritsch noch mit einem nicht genau genug getroffenen Kopfball (27.), doch zwei Minuten später klingelte es in Yann Sommers Kasten. Höfler hatte einen von Kingsley Coman zu kurz abgewehrten Ball einmal kurz angenommen und aus 18 Metern zum 1:1 ins rechte Eck gedroschen - Sommer war chancenlos.
Ginter rettet kurz vor der Linie
Aus der befürchtet einseitigen Partie war nun ein echter Pokalfight geworden, den die Bayern vornehmlich über ihre linke Seite zu gewinnen gedachten. Über das enorm agile Duo Cancelo/Sané wurden immer wieder Angriffsversuche lanciert, welche die geschickt gestaffelte Freiburger Abwehr allerdings ordentlich wegverteidigte.
Eine nächste Tormöglichkeit sahen die Fans erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als Freiburgs Keeper Mark Flekken nach einem Schuss von Thomas Müller schon geschlagen war. Abwehrkollege Matthias Ginter war aber geistesgegenwärtig und schlug die Kugel noch vor der Linie aus der Gefahrenzone.
Remis zur Pause, verändertes Bild nach dem Seitenwechsel: Der FC Bayern erhöhte nun Tempo und Druck - Freiburg blieb gar nichts anderes übrig, als sich tiefer fallen zu lassen. Zudem bekamen die Breisgauer allmählich Probleme mit der Kraft - das zahllose Zulaufen der Räume hatte Körner gekostet. Die Bayern drückten den Gegner also tief in dessen Hälfte - wie im Handball wurde nun zunehmend um den Freiburger Strafraum gespielt.
Bayern rennen sich fest und sind am Ende raus
Das alles passierte allerdings, ohne dass noch echte Torchancen herausgespielt wurden. Die Bayern rannten sich fest - auch, nachdem im Spielverlauf die Elite-Ersatzkräfte Mané, Gnabry und Jamal Musiala aufs Feld durften. Ganz im Gegenteil: Musiala unterlief nach Höflers Schuss in der Nachspielzeit das letztlich spielentscheidende Handspiel im eigenen Strafraum.
Und weil Freiburg in der letzten Sekunde den Handelfmeter verwandelte, waren die Bayern also draußen. Und Trainer Tuchel hat seinen echten ersten Tiefschlag mit seinem neuen Klub zu verarbeiten.
Wiedersehen in der Bundesliga
In der Bundesliga stehen beide Teams vor einer interessanten Aufgabe: Sie treten gleich noch einmal gegeneinander an. Diesmal in Freiburg. Am Samstag ab 15.30 Uhr.