"FCB"-Spektakel in Barcelona Drei Raphinha-Treffer - Barca demütigt die Bayern
In einer äußerst schnellen und intensiven Partie hat der FC Barcelona Bayern München eiskalt ausgekontert. Hansi Flick besiegte mit seiner neuen Mannschaft seinen alten Klub mit 4:1 (3:1).
In einer Hochgeschwindigkeitspartie setzte Raphina früh das erste Ausrufezeichen für die Katalanen (1.), das Harry Kane nach 18 Minuten ausgleichen konnte. Doch mit einer gehörigen Portion Schlitzohrigkeit, großem Willen und viel Geschick erhöhten Ex-Bayernstar Robert Lewandowski und erneut Raphina noch vor der Pause. Nach dem Seitenwechsel stellte der Brasilianer mit seinem dritten Treffer seine herausragende Form erneut unter Beweis.
"Ich bin sehr glücklich. Über das Spiel, über das, was wir geleistet haben", sagte Raphinha bei "DAZN": "Das war ein Spiel wie ein Finale, etwas Besonderes - dann so zu gewinnen, gegen einen Gegner wie die Bayern, macht uns sehr zufrieden." "Es gibt null Ausreden. Es gibt nur eine deutliche Niederlage", sagte Bayern-Coach Vincent Kompany. Auch Joshua Kimmich meinte: "Der Spielverkauf war jetzt kein 4:1. Aber trotzdem war es eine verdiente Niederlage. Es ist teilweise Harakiri, was wir gemacht haben." Und er fügte hinzu: "Mit dem Ball war es nicht sauber genug."
Barcelona rückte mit diesem Erfolg in der Liga auf Rang zehn nach vorne und hat nun sechs Zähler auf dem Konto. Die Münchner müssen nach der zweiten Niederlage in Folge als 23. der 36 Mannschaften auf Punkte in den kommenden Partien hoffen.
Neuers schnelles Wiedersehen mit Raphinha
Nach dem Anstoß traf Bayern-Kapitän Manuel Neuer Barcelonas Angreifer Raphinha, mit dem er bei der Platzwahl noch freundlich die Wimpel getauscht hatte, deutlich schneller als erwartet: Denn als Robert Lewandowski kurz nach dem Anstoß im Mittelfeld den Ball behauptete, Fermin mit dem Präzisionspass Raphinha bediente, ging der allein auf den früheren Welttorhüter zu. Neuer verfolgte die Ausweichbewegung des Stürmers wie eine Katze, aber der Brasilianer behielt die Nerven und passte genau den Moment ab, als Neuer am Boden war und schob ein zur frühen Führung.
Doch die Bayern steckten den Nackenschlag weg als hätte es ihn überhaupt nicht gegeben. Dem frühen Anlaufen der Mannschaft von Hansi Flick begegnete die Bayern-Elf mit konsequenten Spielaufbau über die Außenverteidiger, überspielte mehrfach die sehr hoch stehende Barca-Abwehr und kam schnell zu besten Chancen. Zuerst rettete Martinez gegen Müller zur Ecke. Dann jubelte Harry Kane, der von Michael Olise perfekt per Flanke bedient wurde. Doch der Engländer, der zuletzt gegen den VfB Stuttgart einen Hattrick erzielt hatte, war einen Wimpernschlag zu früh gestartet.
Die Bayern ließen nicht locker - und wieder ging es über die Flügel, diesmal über den linken: Serge Gnabry lief durch bis zur Grundlinie, flankte brusthoch in den Fünfmeterraum, wo Kane das Bein hochriss und den Ball gegen die Laufrichtung von Pena links im Tor unterbrachte.
Harry Kane jubelt über sein 1:1 beim FC Barcelona
"Laufspiel mit Ball" auf allerhöchstem Niveau
Die bis dahin engagiert geführte Partie wurde in der Folge noch eine Stufe intensiver: München versuchte es mit weiten Pässen, Barcelona mit schnellem Passspiel durchs Mittelfeld - ein äußerst kräftezehrendes "Laufspiel mit Ball".
Doch statt seine Mannschaft etwas weiter nach hinten zu beordern, ließ Flick sie noch früher angreifen und zwang die Bayern häufig in die Rückwärtsbewegung - auch mit dem Ball am Fuß. Und das mit Erfolg.
Thomas Müller behauptet sich gegen Barcelonas Inigo Martinez
Wieder sorgt ein "Schubser" für helle Aufregung
Auch am zweiten Treffer für die Spanier war Fermin maßgeblich beteiligt: Mit dem Rücken zum Tor gab der Mittefeld-Fuchs Minjae Kim einen minimalen Schubs, so dass der Koreaner einen hohen Ball nicht mehr erreichen konnte. Die Folge: Fermin bediente Lewandowski, der frei seinen langjährigen Bayern-Mitspieler Neuer überwinden konnte. Die Aktion gegen Minjae war am Rand der Legalität, der VAR sah keinen Grund, sie als krasse Fehlentscheidung des slowenischen Schiedsrichters Slavko Vinčić zu werten. "Wenn du springst, reicht ein kleiner Schubser", sagte Kimmich nach der Partie, "für mich ist es eher ein Foulspiel."
Kurz vor der Pause legte der FC Barcelona sogar noch nach: Ein weiter Diagonalball von Marc Casado erreichte Raphinha auf der linken Seite. Wie entfesselt ging der Capitano in den Zweikampf mit Guerreiro, und genau in dem Moment, als Dayot Upamecano dazu kam, zog der Brasilianer ab. Er hatte Glück, dass der Ball genau durch die Beine des französischen Innenverteidiger ging, dort noch leicht abgefälscht wurde, aber trotzdem rechts unerreichbar für Neuer im Kasten der Münchner einschlug. Ein Akt des Willens, von einer gehörigen Portion Glück begünstigt.
Barca macht weiter, immer weiter
Nach dem Seitenwechsel bemühten sich die Bayern um den Anschlusstreffer. Doch Barca veränderte trotz seiner Führung seine Spielweise nicht und ließ München weiterhin wenig Ansatzpunkte für erfolgreiche Spielaktionen. Die Bayern bewegten sich durchaus auf hohem Niveau, doch Ungenauigkeiten im Passspiel, zwei leichtsinnigen, aber folgenlosen Aktionen von Neuer und immer wieder kleinen Niederlagen in Zweikämpfen mit den äußerst geschickt und sicher agierenden Gastgebern machten den im Spielverlauf immer deutlicher werdenden Unterschied zwischen beiden Teams aus.
Der größte Unterschied allerdings hatte einen Namen: Raphinha. Denn der machte gut zehn Minuten nach Wiederbeginn seinen dritten Treffer - wieder mit einem Konter, wieder mit unfassbarem Willen. Diesmal von Youngster Lamine Yamal auf die Reise geschickt, lief der Stürmer den ihm nachhetzenden Upamecano und Minjae davon und schloss mit links aus halblinker Position erneut platziert ab. Neuer musste den Ball diesmal unten rechts aus dem Netz kramen.
Raphinha trifft in der 2. Minute für den FC Barcelona
Kompanys Vierfach-Wechsel bleibt wirkungslos
Nach dem vierten Treffer wechselte Vincent Kompany gleich viermal - und stoppte damit immerhin die Torflut der Katalanen. Endlich schafften die "Roten" auch mal wieder einen Torschuss: Coman verzog aber deutlich. Seine miteingewechselten Kollegen Leon Goretzka, Leroy Sané und Jamal Musiala mühten sich, konnten aber kaum offensive Akzente setzen.
Dafür verhalf Flick seinem Leader Raphinha in der 75. Minute einen würdigen Abgang: Die Fans begleiteten die Auswechslung des dreifach Torschützen mit Jubel- Applaus und Standing ovations.
Heimische Ligen: Die Bayern beim VfL Bochum, Barcelona im "Clasico" bei Real
Bei den nächsten Auftritten in der Champions League empfangen die Bayern am 6. November Benfica Lissabon, Barcelona ist bei Roter Stern Belgrad im Einsatz. In den Ligen treten die Münchner als Tabellenführer beim VfL Bochum an, der die "rote Laterne" in der Bundesliga trägt. In La Liga kommt es am Samstagabend zum "Clasico", zum Aufeinandertreffen zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona.