Bayer-Gegner im Formhoch AC Mailand - plötzlich gereift unter Fonseca
Der AC Mailand war nur schleppend in die Saison gestartet, Trainer Fonseca stand schon vor dem Aus. Plötzlich hat Milan aber die Kurve gekriegt. Mit einem überragenden Spieler, den aus der Bundesliga jeder kennt.
Die Meldungen, die sich am Montag (30.09.2024) über den AC Mailand in die Fußballwelt ergossen, hatten herzlich wenig mit Fußball zu tun. Im Rahmen einer Razzia wurden in Italien rund zwei Dutzend kriminelle Ultra-Anhänger der beiden Mailänder Klubs verhaftet. Es sollen mafiöse Verbindungen gegeben und Machenschaften stattgefunden haben.
Darüber redete Xabi Alonso lieber nicht, als er auf der Pressekonferenz Bayer Leverkusens auf den AC Milan angesprochen wurde. Der Bayer-Trainer beschränkte sich auf Milans Auftreten auf dem Rasen. Seine Spieler müssten "ihre beste Leistung bringen", wenn sie am Dienstag gegen das Team von Trainer Paulo Fonseca bestehen wollen, befand der Spanier.
Xabi Alonso - Respekt für Milan
Alonso bescheinigt dem Gegner eine "hohe Spielintelligenz". "Sie haben ein System, eine Idee und eine gute Kondition. Wir müssen Geduld haben", mahnt der Bayer-Coach. Eine Analyse, die auf den jüngsten Auftritten des Fonseca-Teams beruht. Milan gewann zuletzt das Lokaldreby gegen Inter (2:1) und schlug auch anschließend Lecce mit 3:0. Erst da waren die Tugenden zu erkennen, die Alonso nun ansprach: Tempo, Dynamik, taktische Finesse und Kaltschäuzigkeit.
Zuvor war der portugiesische Trainer Fonseca, der zu Saisonbeginn anstelle von Stefano Pioli auf der Trainerbank installiert worden war, schon arg in die Kritik geraten. Er sollte alles verändern bei Milan, so der Wunsch der amerikanischen Besitzer und deren Statthalter Zlatan Ibrahimovic, der so etwas wie ein Vorgesetzter des Milan-Trainers ist. "Wir wollten etwas Neues bringen. Wir haben uns genau angeschaut, wie Fonseca trainiert, wie er Spiele vorbereitet. Nach fünf Jahren brauchten wir etwas Neues", sagte Ibrahimovic.
Pioli - Abschied trotz Erfolg
Dabei war Fonsecas Vorgänger alles andere als erfolglos: Pioli hatte den siebenfachen Königsklassen-Gewinner im Oktober 2019 in einer der schwersten Phasen der Vereinsgeschichte übernommen. Nach dem Abgang von Massimiliano Allegri im Januar 2014 hatte sich kein Trainer länger als ein bis anderthalb Jahre im Amt gehalten, zudem gab es mehrere Besitzerwechsel. Pioli brachte gemeinsam mit dem damaligen Sportchef Paolo Maldini erstmals wieder Konstanz in den Verein, die 2022 in der damals überraschenden Meisterschaft mündete. Vergangene Saison wurde Milan immerhin Vizemeister.
Der Wunsch an Fonseca lautete aber nun: Das Team solle - so wie Fonseca das bei seiner vorangegangenen Station beim OSC Lille geschafft hatte - wieder dominanten Ballbesitzfußball spielen. Pioli hatte sich nach Meinung der Besitzer zuletzt zu sehr nach den jeweiligen Gegebenheiten und Gegnern ausgerichtet - Fonseca sollte Milan zurückführen zu Dominanz und Autorität auf dem Rasen.
Tiefschlag gegen Liverpool
Allerdings - es ließ sich nicht gut an. Die ersten drei Ligaspiele gingen für Milan sieglos dahin und dann kam das 1:3 gegen den FC Liverpoolin San Siro. Die erste Partie in der neugestalteten Champions League geriet für Milan zum Desaster. Hoffnungslos war Milan den Engländern unterlegen, deftig kommentierte selbst der Trainer: "Wir haben zahlreiche Probleme." Fonseca kritisierte den Charakter seiner Mannschaft nach Widerständen, er sagte, man sei "defensiv fragil" und das nicht nur gegen Weltklassespieler wie Mohamed Salah.
Jetzt - zwei Wochen und drei Ligasiege später - ist plötzlich alles anders. In der Serie A sind die Mailänder im Soll. Nur zwei Zähler beträgt der Rückstand noch zu Spitzenreiter Neapel. Beinahe wichtiger noch: Milan ist ein Tor und einen Platz besser als der punktgleiche Meister und Stadtrivale Inter.
Pulisic überragt, Thiaw wartet
Herausragend bei Milan agiert dabei ein ehemaliger Bundesligaspieler. Christian Pulisic dominiert die Offensive des Teams, leitet an und hat selbst schon vier Saisontore auf dem Konto. Der US-Amerikaner befindet sich offenbar in der Form seines Lebens.
Christian Pulisic und AC-Trainer Paulo Fonseca (l.)
Und er ist nicht der einzige Ex-Bundesligaspieler, der aktuell bei Milan sein Geld verdient. Der Ex-Schalker Malick Thiaw, als Jugendlicher übrigens auch mal eine Saison lang bei Bayer Leverkusen aktiv, hat sich bei Milan arriviert, muss sich hinter den beiden gesetzten Innenverteidigern Matteo Gabbia und Strahinja Pavlovic aber momentan mit einem Platz auf der Bank abfinden. Es ist unwahrscheinlich, dass Thiaw am Dienstag in seiner alten Heimat einen Einsatz vom Trainer geschenkt bekommt. Dafür steht für Milan derzeit viel zu viel auf dem Spiel.