FC Schalke 04 Tonello übernimmt "Knappenschmiede" - und ist Teil des Schalker Strukturwandels
Der sportlich wie finanziell stark angeschlagene FC Schalke 04 steckt in einem personellen Umbruch. Raffael Tonello wird künftig die berühmte Schalker "Knappenschmiede" leiten - und ist damit neuer Teil des rigorosen Strukturwandels.
Es sind große Namen, die den Wert der Schalker "Knappenschmiede" zieren. Manuel Neuer, Mesut Özil, Julian Draxler, Leroy Sane, Joel Matip und viele andere namhafte Profis sind dem Nachwuchsleistungszentrum, das lange den Ruf hatte, eines der besten Europas zu sein, entsprungen. Doch diese Konstanz, hoch veranlagte Nachwuchskicker nahezu wie am Fließband zu produzieren, ist nun schon seit längerer Zeit vorbei am Berger Feld.
Nun will der neue Vorstandschef Matthias Tillmann, der seit Jahresbeginn bei den Schalkern in der Verantwortung steht, alles umkrempeln und für neuen Output bei den Talenten sorgen. Ex-Profi Matthias Schober, in den vergangenen vier Jahren Leiter der "Knappenschmiede", muss deshalb den Platz für Raffael Tonello räumen. Zudem wird der 48-Jährige sogenannter Top-Talentescout der "Königsblauen". Das teilte der Klub am Donnerstag (28.03.2024) mit.
"Mit der Verpflichtung von Raffael Tonello stellen wir eine wichtige Weiche im Prozess der grundsätzlichen Neustrukturierung des Sports. Raffael greift auf ein starkes Scouting-Netzwerk zurück und wird die Kaderplanung für eine erfolgreiche Spielzeit 2024/2025 maßgeblich mitgestalten. Als sportlicher Leiter NLZ rückt er deutlich enger an unser Profileistungszentrum heran", so Tillmann.
Raffael Tonello
Das große Problem bleiben die Finanzen
Tonello kommt vom FC Watford, arbeitete dort als Chefscout für das Team, das aktuell in der englischen Championship (2. Liga) spielt. Zuvor war der ehemalige italienische Profi (Fortuna Düsseldorf) als Scout und Technischer Direktor bei Eintracht Frankfurt beschäftigt, wo er gemeinsam mit Ex-Scoutingchef Ben Manga (der dem S04 kürzlich absagte) und Ex-Sportdirektor Fredi Bobic den kontinuierlichen sportlichen Aufstieg mitgestaltete.
Das große Problem der Schalker bleiben allerdings die Finanzen. Der Klub hatte zuletzt allein 73 Millionen Euro jährliche Personalkosten und weiterhin einen erheblichen Schuldenberg zu bewältigen. Das negative Eigenkapital beträgt 103,3 Millionen Euro, die Nettofinanzverbindlichkeiten belaufen sich auf 128,5 Millionen Euro. Allein die jährliche Zinsbelastung liegt bei 16 Millionen Euro. Eine Belastung, die den Klub arg (über-) strapaziert.
Eine Stufe niedriger
Es geht beim S04 derzeit vor allem darum, Kosten einzusparen und die Strukturen den (finanziellen) Gegebenheiten der 2. Bundesliga anzupassen. Wohl auch aus diesem Grund wird Tonello als Nachfolger Schobers, der beim S04 im Range eines Direktors arbeitete, lediglich Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Damit wird der Italiener im Klub-Organigramm eine Ebene niedriger eingestuft und dürfte damit kostengünstiger für den Klub sein.
Vor diesem Hintergrund sind auch die jüngsten Personal-Entscheidungen zu beurteilen. Zuerst trennte sich der Klub im vergangenen Jahr von Vorstandschef Bernd Schröder, danach folgte Sportvorstand Peter Knäbel. Auch der Technische Direktor André Hechelmann musste bereits vor einigen Wochen gehen.
Weitere Personalveränderungen nicht ausgeschlossen?
Es folgt zudem Klubikone und Leiter der Lizenzspielerabteilung Gerald Asamoah. Der 45-Jährige muss den Klub am Saisonende ebenfalls verlassen - wie in der vergangenen Woche bekannt wurde. Auch die Arbeit Asamoahs scheint dem Aufsichtsrat und dem Vorstand im Rahmen der jüngsten Kosten-Nutzen-Analyse als nicht mehr zwingend notwendig.
Und auch Schober ist damit nur eine weitere Personalie im Strukturwandel der Schalker. Dieser wird von Tillmann rigoros vorangetrieben. Weitere Personalveränderungen sind wohl nicht ausgeschlossen, was für große Verunsicherung auf der Schalker Geschäftsstelle sorgen dürfte.
Neue Philosophie
"Wir wollen, dass das eingesetzte Geld mehr Output erzielt und wieder mehr Talente in den Profibereich gelangen", so Tillmann. Die Profiabteilung um Trainer Karel Geraerts soll wieder viel enger mit der "Knappenschmiede" zusammenarbeiten. Zuletzt herrschte dem Vernehmen nach wenig Austausch zwischen beiden Seiten. Auch soll das Geld laut Tillmann vor allem in die U17 und U19 investiert und die U23 deutlich verjüngt werden.
Es geht bei diesen Veränderungen vor allem darum, die neue Philosophie des Klubs umzusetzen, bei der mehr eigene Spieler entwickelt werden, die dann den eigenen Profis helfen und auch auf dem Transfermarkt hohe Erlöse erzielen sollen. So wie einst bei Manuel Neuer oder Mesut Özil.