Drohender Abstieg in die 3. Liga Schalke 04 - Es geht mal wieder um die Existenz
Der FC Schalke 04 ist sowohl sportlich als auch finanziell in einer prekären Lage - auch wenn sich die Geschäftszahlen im vergangenen Jahr verbessert haben. Bei einem Abstieg des Traditionsklubs könnte eine Insolvenz drohen.
Auf den ersten Blick ist Besserung in Sicht. Denn für das Geschäftsjahr 2023 kann der FC Schalke 04 erstmals seit 2018 wieder schwarze Zahlen und einen Gewinn von 6.9 Millionen Euro verbuchen. Entsprechend verbesserte sich das negative Eigenkapital auf 103,3 Millionen Euro (2022: 109,8 Millionen Euro). Gleichzeitig gelang es, die Nettofinanzverbindlichkeiten von 139,9 Millionen Euro auf 128,5 Millionen Euro zu senken.
"Wir sind sehr froh, dass wir unter schwierigen Voraussetzungen unsere wirtschaftlichen Ziele wie geplant erreichen konnten", sagte Finanz-Vorständin Christina Rühl-Hamers am Montagnachmittag (18.03.2024). "Dem Klub ist es gelungen, wichtige wirtschaftliche Parameter zu verbessern." Dennoch ist die Lage überaus angespannt.
Gute Laune ist fehl am Platz am Schalker Markt, auch wenn die Vereinsführung versucht, positiv in die Zukunft zu blicken. Schließlich handelt es sich beim S04 um einen in vielerlei Hinsicht arg in Bedrängnis geratenen Fußballverein.
3.-Liga-Lizenz wohl nur unter Bedingungen
Die sportliche Situation ist schon sehr misslich, der Ruhrgebietsklub hat nach dem jüngsten 2:5-Debakel bei Hertha BSC acht Spieltage vor Saisonende in der 2. Bundesliga nur noch drei Punkte Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz. Der ungebremste Fall des S04 von der Bundesliga in die 3. Liga ist ein durchaus realistisches Szenario. Dies hätte fatale Konsequenzen - nicht nur für den Klub.
Die Unterlagen für eine Lizenterteilung für die 3. Liga mussten in der vergangenen Woche eingereicht werden. "Was die Drittliga-Planungen betrifft, rechnen wir damit, dass die vorläufige Erteilung der Lizenz nur unter Bedingungen erfolgen wird", sagte Rühl-Hamers. Ein Vorhersage, die vor dem Hintergrund der Umstände recht optimistisch erscheint.
Jährliche Zinsen liegen bei 16 Millionen Euro
Weil es zahlreiche Variablen bei den Einnahmen gibt, lässt sich aktuell nicht konkret sagen, wie der Traditionsklub den zweiten Abstieg innerhalb eines Jahres wirtschaftlich überstehen könnte. Oder ob die Schalker überhaupt eine Spielberechtigung erhalten würden.
Rund 16 Millionen Euro Zinszahlungen jährlich müsste der S04 weiterhin leisten. Derzeit erhalten die Schalker rund 20 Millionen Euro aus den TV-Einnahmen. In der 3. Liga bekommt jeder Klub pro Saison nur noch rund 1,31 Millionen Euro überwiesen.
Sollte die Lizenz tatsächlich verweigert werden, müsste Schalke in der viertklassigen Regionalliga weiterspielen, in der derzeit die zweite Mannschaft der "Königsblauen" aktiv ist. Auch die Mehrzahl der Arbeitsplätze (derzeit 400 beim Klub) dürfte dann stark gefährdet sein.
Stadt Gelsenkirchen hat in Schalke investiert
Weniger optimistisch als die Vereinsführung bewertet offenbar die Stadt Gelsenkirchen, die zudem mit den Tochterunternehmen Stadtwerke insgesamt rund 35 Millionen Euro in das Stadion investiert hat, die Perspektive des Klubs bei einem Ligenwechsel.
Bei einem weiteren Abstieg, schrieb die Stadtverwaltung in einer Beschlussvorlage, aus der die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ) zitierte, "sprechen die finanziellen Rahmenbedingungen zunächst einmal deutlich gegen die Erteilung einer Lizenz für die Teilnahme am Spielbetrieb der 3. Liga und damit für ein nahezu zwangsläufiges Insolvenzverfahren". Dies "hätte auch erhebliche negative Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Stadtwerke und die Stadt Gelsenkirchen", heißt es in der Vorlage weiter. Mit anderen Worten: Im Falle eines weiteren Abstiegs sähe die Stadt ihre Investitionen in großer Gefahr.
2. Liga wäre wohl durchfinanziert
Sollten die Schalker die Liga halten, wäre der Etat laut Rühl-Hamers durchgeplant und würde ähnlich wie in der aktuellen Saison bei rund 25 Millionen Euro liegen. Die Lizenz sollte dann ohne Auflagen und Bedingungen gewährt werden, hofft die Finanzvorständin. Die geringeren Fernseheinnahmen aufgrund der derzeit schlechten Tabellensituation (maximal noch rund 15,5 Millionen Euro) könnten in diesem Jahr wohl durch die Einnahmen aus den diversen Konzertveranstaltungen im Sommer und der Euro 2024 in Gelsenkirchen ausgeglichen werden.
Allerdings müsste am Ende des Geschäftsjahres - aufgrund des negativen Eigenkapitals - auch dann wieder nach DFL-Regularien ein Gewinn erwirtschaftet werden, ansonsten droht Punktabzug. Bedingung ist eine weitere Reduzierung um fünf Prozent.
Mehr rausholen
Eine Genesung des Klubs wäre wohl nur möglich, wenn sich wieder sportlicher Erfolg einstellen würde. Man müsse "als Schalke 04 sicherstellen, mit den finanziellen Möglichkeiten, die wir haben, das Beste rauszuholen. Und aktuell und auch in der Vergangenheit holen wir nicht das Optimale raus aus den Möglichkeiten, die wir zur Verfügung haben", so Rühl Hamers.
Für die Schalker heißt es nun noch acht Spieltage lang zittern.