Fünf Gewinner der WM 2022 Sie spielen (noch) in der Bundesliga - und überzeugten in Katar
"Der beste Verteidiger der Welt", ein Deutscher, der die Briten verzückt und ein Engländer, von dem Pep Guardiola schwärmt - ein Überblick über WM-Gewinner, die ihr Geld in der Bundesliga verdienen.
Als die Weltmeisterschaft in Katar von ihrem Finale noch viele Tage entfernt war, es war der zweite Spieltag der Vorrunde und Deutschland noch im Turnier, hatte Niclas Füllkrug, 29, seinen Auftritt. Gegen Spanien lag Deutschland zurück, also wechselte der Bundestrainer Hans-Dieter Flick, den alle nur "Hansi" nennen, irgendwann den Angreifer Füllkrug, den alle nur "Lücke" nennen, ein.
Und "Lücke" tat, was er zuvor in einiger Regelmäßigkeit für Werder Bremen getan hatte: er fand eine Lücke. An sein Tor wird man sich erinnern.
Die "Times" nannte Füllkrug fortan den "Killer mit der Zahnlücke". Sie werden sich dort sicher bestätigt gefühlt haben, als Füllkrug einige Tage später wieder traf, wieder als Joker, aber diesmal gegen Costa Rica. Deutschland gewann - und war doch raus. In einer deutschen Mannschaft, die in Katar wenig gewonnen und viel verloren hat, war Füllkrug eine Ausnahme.
Er spielte nur 66 Minuten, erzielte aber zwei Tore und legte eins vor. Füllkrug ist ein Gewinner dieser WM-Endrunde.
Auch Guardiola schwärmt von Bellingham
Über Füllkrug staunten bei der Weltmeisterschaft sogar die Briten, aber von Jude Bellinham schwärmten sie. Bellingham, 19, war im Mittelfeld der Engländer der Verbindungsspieler, oft holte er sich den Ball bei den Verteidigern ab und lieferte ihn bei den Angreifern ab. Manchmal sah das wild aus, nicht immer spielte er ab, wenn er abspielen sollte. Und doch ist das alles da: Talent und Technik, Spielverständnis und Übersicht.
Bellingham ist längst nicht mehr nur ein Versprechen für die Zukunft, er ist auch in der Gegenwart eins.
Bei seinem Klub in Dortmund werden sie Bellinghams Auftritte mit Freude verfolgt haben, womöglich mischt sich in die Freude aber auch Sorge. Europas Spitzenklubs sind längst aufmerksam geworden auf Bellingham, auch die mit richtig viel Geld. Bellingham, sagte Manchester Citys Teammanager Pep Guardiola, sei "etwas Besonderes". Und Nasser Al-Khelaifi, Präsident von Paris Saint-Germain, sagt: "Ich werde es nicht verheimlichen, jeder will Bellingham."
Der beste Verteidiger der Welt ist ein Kroate, sagt Kroatiens Nationaltrainer
Bellingham wird den BVB irgendwann verlassen, das ist keine Frage mehr, nur der Zeitpunkt ist offen. Ähnlich verhält es sich mit RB Leipzigs Josko Gvardiol, 20, er hat mit Kroatien eine beeindruckende WM gespielt, nur das Halbfinale war nicht seins. Zu den Gewinnern der WM zählt er trotzdem. Sein Nationaltrainer Zlatko Dalic sagt, Gvardiol sei der "beste Verteidiger der Welt". Es ist schon eine gewagte These, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.
Gvardiol verteidigt geschickt, er foult selten und kann auch mit dem Ball etwas anfangen. Und dann ist sein starker Fuß auch noch der linke. Einen wie ihn suchen Scouts auf der ganzen Welt. Es wäre also eher keine ganz große Überraschung, wenn an Berichten aus Kroatien, Spanien und Großbritannien etwas dran wäre. Dort wird Gvardiol mit Manchester City, dem FC Chelsea und Real Madrid in Verbindung gebracht.
Thuram überzeugt als Frankreichs Joker
Über Marcus Thuram, 25, wird niemand sagen, er sei der beste Verteidiger der Welt, aber Thuram ist auch kein Verteidiger. Thuram ist ein Offensiver, er kann Dribbling und Kopfball, und Tore schießt er auch. Bei seinem Klub Borussia Mönchengladbach wissen sie das natürlich, aber nun wissen es alle. Im Sommer läuft sein Vertrag aus - und auch Thuram hat die WM-Bühne für sich genutzt.
Für die Endrunde in Katar nominierte Frankreichs Trainer Didier Deschamps Thuram nach - und setzte dann als Joker auf ihn. Fünfmal wechselte er Thuram ein, und der dankte es ihm mit zwei Vorlagen, eine davon im Endspiel. Kann man so machen. Nur ein Tor gelang ihm nicht.
Mazraoui könnte bei den Bayern bald noch wichtiger werden
Ein Tor hat auch Noussair Mazraoui bei der WM nicht erzielt, aber er schießt ohnehin selten Tore. Es ist auch nicht seine wichtigste Aufgabe. Mazraoui, 25, ist ein Verteidiger, er steht beim FC Bayern unter Vertrag und spielt auch für Marokko. Zusammen schrieben Mazraoui und Marokko WM-Geschichte. Sie waren die erste afrikanische und arabische Mannschaft im Halbfinale der Weltmeisterschaft.
Mazraoui, immerhin das weiß man mit einiger Sicherheit, wird in den Wochen nach der WM nicht den Verein wechseln. Er ist ja auch erst seit einigen Monaten bei den Bayern. Sein Start war kein einfacher, doch unmittelbar vor der langen Bundesligapause hat Mazraoui dann schon gezeigt, was er kann. Und er könnte bald noch wichtiger werden.
Weil Innenverteidiger Lucas Hernández sich bei der WM am Kreuzband verletzt hat, könnte in München künftig wieder öfter Benjamin Pavard von der rechten Seite in die Mitte rücken. Zuletzt hatte Pavard oft außen verteidigt - und dort das Duell mit Mazraoui für sich entschieden.