Fan-Plakat mit der Aufschrift: "Nein" zu Investoren

Investoren in der Bundesliga Neun Klubs haben bereits Anteile verkauft

Stand: 01.03.2024 11:20 Uhr

Der Streit um den Einstieg eines Investors bei der DFL hat den deutschen Fußball in eine schwere Krise gestürzt. Dabei sind externe Geldgeber in der Bundesliga längst etabliert. An neun von 18 Erstligisten sind bereits Investoren beteiligt.

Mit massiven Protesten haben die organisierten Fans in Deutschland den geplanten Investoren-Deal der DFL zum Scheitern gebracht. Viele Anhänger unterstützen dabei allerdings Klubs, bei denen längst schon externe Geldgeber eingestiegen sind. Erst kürzlich hat etwa die Werder Bremen GmbH & Co KGaA 18,5 Prozent ihrer Anteile für 38 Millionen Euro an ein regionales Bündnis aus acht Investoren veräußert.

Mehrere Geldgeber bei einigen Klubs

Mit dem Einstieg der Investorengruppe in Bremen gibt es mittlerweile bei der Hälfte der Bundesligaklubs externe Anteilseigner. An einigen Erstligisten sind gleich mehrere Geldgeber beteiligt. So besitzen etwa die Unternehmen Audi, Allianz und Adidas jeweils 8,33 Prozent Anteile an der FC Bayern München AG.

Auch der VfB Stuttgart hat sich erst kürzlich einen dritten Investor ins Boot geholt: Der Autobauer Porsche übernimmt für etwas mehr als 40 Millionen Euro 10,4 Prozent der Kapitalanteile am VfB. Neben Porsche sind Mercedes mit ebenfalls 10,4 Prozent und dem Sportartikelhersteller Jako (1 Prozent) am VfB beteiligt.

Auch Borussia Dortmund als börsennotierter Fußball-Club, die Frankfurter Eintracht mit regionalen Investoren, sowie der FC Augsburg verfügen über externe Geldgeber. Dazu kommt das Konstrukt Rasenballsport Leipzig, das von Red Bull gegründet wurde. Der Getränkehersteller verfügt im internationalen Profi-Fußball mittlerweile über mehrere Profiklubs, die in einer Konzernstruktur geführt werden.

Ausnahmen von der 50+1-Regel

Bayer 04 Leverkusen und der VfL Wolfsburg befinden sich sogar zu 100 Prozent im Besitz der dahinter stehenden Unternehmen. Beide Klubs nutzen eine Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel.

50+1-Regel

Die 50+1-Regel besagt, dass die Mehrheit der Stimmanteile einer ausgegliederten Profiabteilung eines Vereins immer in den Händen des von Mitgliedern bestimmten Muttervereins liegen soll. Der Einfluss von Investoren wird somit begrenzt. Eine Ausnahmeregelung gilt für Bayer 04 Leverkusen und den VfL Wolfsburg. Begründet wurden diese Ausnahmen mit einer "ununterbrochen und erheblichen Förderung über mindestens 20 Jahre".

Auch die TSG 1899 Hoffenheim gehörte bis vor kurzem zu diesen Ausnahmeklubs. Doch im Zuge des vor dem Bundeskartellamt ausgehandelten Kompromisses zur Neugestaltung der 50+1-Regel übernahm die TSG bereits 2023 die Stimmenmehrheit von ihrem Mäzen Dietmar Hopp. Nach den Auseinandersetzungen um den Investoreneinstieg in der DFL will das Kartellamt die 50+1-Regel nun aber noch einmal überprüfen.

Trotz der 50+1-Regel können die Klubs sogar alle Anteile an ihren Kapitalgesellschaften verkaufen. In der Bundesliga hat der FC Augsburg zum Beispiel 99 Prozent seiner Anteile verkauft. Eigentümer ist die Hofmann Investoren GmbH, die der ehemalige und langjährige FCA-Präsident Klaus Hofmann besitzt.

An dieser GmbH sind wiederum weitere Unternehmer beteiligt, wie zum Beispiel der US-amerikanische Investor David Blitzer mit seiner Bolt-Holding. Blitzer ist u.a. beteiligt an Crystal Palace aus der englischen Premier League, dem Basketballteam Philadelphia 76ers aus der nordamerikanischen NBA sowie den New Jersey Devils aus der Eishockeyliga NHL.

Investorenklubs belegen vordere Plätze in der Tabelle

Der 1. FC Köln, der VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach haben ihre Bundesliga-Teams ebenfalls schon in Kapitalgesellschaften ausgegliedert. Allerdings haben alle drei Klubs bisher noch keine Anteile verkauft. Nur beim SC Freiburg, Union Berlin, dem 1. FSV Mainz 05, Darmstadt 98 und dem 1. FC Heidenheim sind die Profiabteilungen noch innerhalb des Verein organisiert. Sie können daher mit ihrer gegenwärtigen Struktur auch keine Anteile verkaufen, denn dafür müssten auch sie die Profis erst in eine Kapitalgesellschaft auslagern.

Der Einstieg von Investoren hat durchaus auch Einfluss auf das sportliche Abschneiden: Die Bundesliga wird in dieser Saison von Klubs mit externen Geldgebern dominiert. Die ersten sechs Plätze der Tabelle belegen Klubs, an denen Investoren beteiligt sind. Die TSG Hoffenheim als ehemaliger Investorenklub belegt Rang sieben vor Werder Bremen, das nun auch externe Geldgeber an Bord hat.