Bundesliga Chef-Lobbyist der Super League sagt DFL ab
Die DFL hat bei der Suche nach einem neuen Geschäftsführer die nächste Absage kassiert. Kandidat Bernd Reichart, derzeit Chef-Lobbyist der Super League, lehnt den Posten ab.
"Ich arbeite auf internationaler Ebene an der Nachhaltigkeit des europäischen Fußballs. Für die Aufgabe bei der DFL stehe ich nicht zur Verfügung", sagte der 49 Jahre alte Reichart am Freitag (26.05.2023) der Deutschen Presse-Agentur.
Zuvor hatte das Branchenmagazin "Horizont" berichtet, dass der aktuelle CEO des spanischen Sportmarketing-Unternehmens A22 aller Voraussicht nach der neue DFL-Chef werden solle. Demnach soll sich die DFL-Spitze um Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke auf Reichart als neuen CEO verständigt haben. Vor allem Watzke, in Personalunion auch Geschäftsführer bei Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund, soll Reichart favorisiert haben. Die DFL wollte den Bericht auf Nachfrage nicht kommentieren.
Nach Informationen der Sportschau war Reichart, dessen Unternehmen Lobbyarbeit für den neuen Versuch zur Gründung einer Super League betreibt, zumindest ein aussichtsreicher Kandidat.
Auch Bayern-Vorstand Dreesen und Kaenzig im Gespräch
Nach dem schlagartigen Ende des Investorenprozesses sucht die DFL nach einer Neubesetzung des Geschäftsführerpostens. Die nach der Trennung von Donata Hopfen im Dezember 2022 installierte Doppelspitze mit Axel Hellmann (gleichzeitg Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt) und Oliver Leki (Finanzvorstand SC Freiburg) hört wie geplant zum 30. Juni auf. "Für uns ist klar, dass wir im Juli einen neuen CEO präsentieren werden", hatte Aufsichtsratschef Watzke nach der außerordentlichen Mitgliederversammlung am Mittwoch in Frankfurt am Main verkündet.
Watzke soll zuvor schon versucht haben, Hellmann und Leki und nach Lekis "Nein" Hellmann allein dazu zu bewegen, Boss der DFL zu werden. Es gab jedoch Absagen, beide verlängerten Ihre Verträge bei den Vereinen.
Im Gespräch für den Chefposten beim Dachverband soll dem Vernehmen nach nun Jan-Christian Dreesen sein. Der Vorstand des FC Bayern soll aber auch in den Zukunftsplänen des kriselnden Rekordmeisters eine Rolle spielen. Auch Ilja Kaenzig, Boss beim Bundesligisten VfL Bochum, wird gehandelt.
Erfahrung mit Medienrechten
Der oder die Neue muss in den kommenden Monaten nach dem geplatzten Milliarden-Deal vermitteln und schlichten, denn in dem Prozess und durch die Abstimmung (nötige Zweidrittel-Mehrheit bei 20 "ja". elf "nein" und fünf Enthaltungen verfehlt) ging "einiges an Vertrauen verloren", wie Watzke in Frankfurt sagte.
Reichart war vor seiner Tätigkeit bei A22 auch Geschäftsführer der Mediengruppe RTL Deutschland. Er arbeitete zudem unter anderem für UFA Sports (später Sportfive) und im Marketing des spanischen Topclubs Real Madrid. Da die Ausschreibung der audiovisuellen Rechte, von dessen Verkauf sich der deutsche Profifußball hauptsächlich finanziert, demnächst ansteht, wäre Reicharts Erfahrung sicher gefragt gewesen.