Auftaktspiel der Fußball-Bundesliga Bremens Hoffnung ist Bayerns offenes Tor
Der SV Werder ist im Auftaktspiel der Fußball-Bundesliga klarer Außenseiter gegen den FC Bayern. Die Hoffnung der Bremer ist das Tor der Münchner, das in den vergangenen Jahren immer offener geworden ist.
Das Gute an der Bilanz der vergangenen Spiele ist, dass sie nur einen ganz minimalen Einfluss auf die anstehende Partie haben. Psycholgisch mag es eine Rolle spielen, gegen irgendjemanden seit Jahren haushoch verloren oder auch mehrmals überraschend gewonnen zu haben.
Dass der FC Bayern von den vergangenen 27 Bundesligaspielen gegen Werder Bremen 23 gewann und keines verlor, hat viel mehr als mit Bilanzen damit zu tun, dass die Münchner in den meisten Fällen eine viel bessere Mannschaft mit besseren Spielern als der ehemalige ernsthafte Titelkonkurrent hatten.
So wird das auch am Freitag (18.08.2023) wieder sein, wenn im Weserstadion die Saison 23/24 eröffnet wird. An irgendetwas müssen sich die Bremer aber klammern. Es wird die Atmosphäre unter Flutlicht sein, vielleicht auch ein bisschen, dass Harry Kane - der neue Superstar der Bundesliga - vielleicht noch ein bisschen brauchen wird, um dem aufgedrückten Etikett sportlich gerecht zu werden.
Selten ohne Gegentor
Eine weitere Bremer Hoffnung dürfte in einer Bilanz vergangener Spiele liegen, gepaart mit dem Wesen des Mannes, an dem die Bilanz gezogen wird.
In den 13 Spielen, in denen Thomas Tuchel bislang als Cheftrainer für die Bayern verantwortlich war, blieb der Gegner nur dreimal ohne Treffer. Das war bei einem knappen Auswärtssieg in Freiburg und Erfolgen gegen die Absteiger FC Schalke 04 und Hertha BSC der Fall.
Im Supercup gegen RB Leipzig kassierten die Münchner drei Tore und es gab einige weitere Szenen, in denen der schon länger bestehende Eindruck gefestigt wurde, dass die Bayern in der Defensive Probleme haben.
Lange kaschierte Robert Lewandowski das Problem mit seinen vielen Toren, aber der Mittelstürmer ist längst weg, und die Münchner zahlten erst mit Verspätung sehr, sehr viel Geld, um den Fehler der fehlenden Kompensation zu beheben.
Sehr viel Geld für Innenverteidiger
Sehr, sehr viel Geld zahlten die Bayern in den vergangenen Jahren auch, um die Defensive zu stabilisieren, die schon unter Hansi Flick zu wackeln begann.
Waren es in der phänomenalen Saison 2019/20 unter dem aktuellen Bundestrainer 32 Gegentore in der Bundesliga, sind es danach im Schnitt stets mehr als eines pro Spiel gewesen. In den Jahren vor Flick waren es weniger, meistens deutlich weniger.
Saison | kassierte Tore | Schnitt |
---|---|---|
2012/13 | 18 | 0,53 |
2013/14 | 23 | 0,68 |
2014/15 | 18 | 0,53 |
2015/16 | 17 | 0,5 |
2016/17 | 22 | 0,65 |
2017/18 | 28 | 0,82 |
2018/19 | 32 | 0,94 |
2019/20 | 32 | 0,94 |
2020/21 | 44 | 1,29 |
2021/22 | 37 | 1,09 |
2022/23 | 38 | 1,12 |
Diese Bilanz steht, obwohl der FC Bayern etwa 80 Millionen Euro für den Innenverteidiger Lucas Hernández ausgab (der inzwischen zu Paris Saint-Germain weitergezogen ist), knapp 70 Millionen Euro für den Innenverteidiger Matthijs de Ligt und gut 40 Millionen Euro für den Innenverteidiger Dayot Upamecano.
Den gewünschten Effekt brachte keiner der Transfers, und daher investierten die Münchner außer den 100 Millionen für Kane nochmal die Hälfte der Summe in Min-jae Kim, einen Innenverteidiger aus Südkorea, der mit der SSC Neapel italienischer Meister geworden war. Kim gilt als Wunschspieler Tuchels.
Eher kontraproduktiv
Gegen Leipzig kamen Kim und Kane erst spät ins Spiel, zum Bundesligaauftakt bei Werder werden sie in der Startelf erwartet. Dem englischen Mittelstürmer gab Tuchel in einem fast schon bizarren Auftritt nach dem Supercup eine Garantie. "Er spielt jedes Spiel. Fertig, aus", sagte der Trainer, nachdem er zuvor beteuert hatte, dass ihm Kane leid tue, weil die Mannschaft so schlecht gespielt habe.
Nach all dem, was in den vergangenen Jahren über die Befindlichkeiten einiger Münchner Profis und das Betriebsklima herausgekommen ist, dürfte das eher kontraproduktiv gewesen sein.
"Bekannt doof im Verteidigen"
Die Frage nach dem Favoriten für den Freitagabend stellt sich trotz der bayrischen Probleme nicht, die um das der offenen Torwartfrage erweitert werden. Schon ein Punktgewinn der Bremer würde überraschen. Bei den Bremern wurde in der Woche vor dem Bundesligastart auch über ein Interview diskutiert. Niclas Füllkrug hatte es gegeben, nachdem Werder in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 2:3 beim Drittligisten Viktoria Köln ausgeschieden war. "Etwas extrem ausgedrückt: Wir sind bekannt doof im Verteidigen", sagte der Mittelstürmer.
Die Bremer Hoffnung ist, dass das auch weiterhin ein bisschen für den FC Bayern gilt.